Unser Land hat eine reiche Geschichte von Whistleblowern: Fünf eindrückliche Fälle, die viel zu reden gaben und immer noch geben.
Rudolf Elmer
Rudolf Elmer sorgte im In- und Ausland für Schlagzeilen, als er Daten von Bankkunden an Steuerbehörden und die Enthüllungsplattform «Wikileaks» weitergab. Dabei handelte der Ex-Banker nicht nur uneigennützig, wie er in der Hintergrundsendung «Input» erzählt, sondern zeitweise auch aus Wut und Rachegelüsten gegenüber seinem früheren Arbeitgeber, der Privatbank Julius Bär.
«Die Bedeutung seines Falls lag nicht in erster Linie darin, welche Geheimnisse er verriet», schreibt Autor Carlos Hanimann in seinem Buch über Elmer. «Entscheidend war, dass er sie verriet.»
Der Fall Elmer hat den Stein ins Rollen gebracht, der schlussendlich das Bankgeheimnis einstürzen liess – zugleich ist Elmer einer der umstrittensten Whistleblower der Schweiz. Der Fall ist noch immer beim Bundesgericht hängig.
Margrit Zopfi und Esther Wyler
Wer über Whistleblowing in der Schweiz spricht, stösst früher oder später auf ihren Fall: Die beiden früheren Controllerinnen des Stadtzürcher Sozialamts gaben 2007 Sozialhilfe-Betrugsfälle an die Medien weiter. Die beiden Frauen verloren ihre Jobs, wurden wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses verurteilt - und vom «Beobachter» mit dem Prix Courage geehrt.
Eine breite Öffentlichkeit erhielt dank der Enthüllungen Einblick in die Misswirtschaft beim Sozialamt. Der Skandal führte zu einem Umdenken auf vielerlei Ebenen, der Fall wurde jedoch auch politisch instrumentalisiert. Margrit Zopfi erzählt ihre Geschichte ebenfalls in der Sendung «Input».
Christoph Meili
Der ehemalige Wachmann und Familienvater rettete 1997 historisch brisante Akten vor dem Schredder. Zu einer Zeit, wo man den Begriff «Whistleblower» noch gar nicht richtig kannte, veröffentlichte Meili Bankbelege über nachrichtenlose Vermögen von Holocaustopfern.
SRF-Podcast «Bankkonto unbekannt»
Von jüdischen Organisationen zum Helden ernannt, wurde Meili in der Heimat zum Verräter, verlor seinen Job und wurde als Terrorist angeklagt. Doch auch der Druck auf die Grossbanken nahm zu. Im selben Jahr richteten Schweizer Banken ein Fonds zur Entschädigung von Holocaust-Opfern ein. Meilis Geschichte wird in diesem Spezialpodcast des «Echo der Zeit» rekonstruiert.
Hervé Falciani
Wie so oft bei Whistleblowing-Fällen, entzweit auch der Fall Hervé Falciani die Geister. Aus Schweizer Sicht der Kriminelle, wird er aus französischer Sicht eher als Held gefeiert.
Der Ex-Informatiker der Bank HSBC in Genf hatte bis 2008 Daten von hunderttausenden Bankkunden kopiert und an die französischen Steuerbehörden geliefert. Dadurch wurden Tausende Schwarzgeldkonten aufgedeckt. In der Schweiz wurde Falciani zur Fahndung ausgeschrieben, er setzte sich ab.
Adam Quadroni
Ein noch junger Fall: Der Bündner Bauunternehmer Adam Quadroni liess als Whistleblower das grosse Baukartell im Engadin auffliegen. Zuerst war seine Firma selbst ein Teil davon, dann stieg er aus und machte die Affäre öffentlich. 2017 wurde er verhaftet, verlor Job und Familie.
Aufgrund des Falls wurde eine neue Internetplattform lanciert: Swissleaks bietet potenziellen Whistleblowern Unterstützung. Gegen Quadroni laufen Verfahren - trotzdem findet er viel Support. Symphatisanten haben per Crowdfunding über eine Viertelmillion Franken für ihn gesammelt.