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Sport und Musik «Gring ache, Musig ah u seckle!»

Musik passt zum Sport machen wie die Butter aufs Brot. Wer dabei möglichst lange durchhalten will, wählt seine Playlist mit Bedacht aus.

Es gibt drei Arten von Menschen, die man praktisch nie ohne Kopfhörer sieht: Banker im Anzug, Jugendliche im Bus, sowie Joggerinnen und Jogger im Wald. Bleiben wir bei den Letzteren. Bei farbiger Funktionskleidung und atmungsaktiver Schuhsohle. Dass die Ausrüstung beim Sport eine grosse Rolle spielt, wissen wir. Teil dieser Ausrüstung ist definitiv auch die Musik, die man dabei im Ohr hat.

Doping für alle

Studien zu sportlicher Leistungssteigerung in Form von Melodien und Beats gibt es auf der ganzen Welt. So hat beispielsweise eine Studie der McMaster University in Hamilton, Kanada herausgefunden, was Musik bei Breitensportlern für einen Effekt hat. Sportlerinnen und Sportler, die keinerlei Erfahrungen mit Intervall-Training hatten, wurden zu einer Art Conconi-Test gebeten. Viele kennen diesen aus der Musterung beim Militär.

Dabei läuft man eine Strecke, die alle paar Meter eine Markierung aufweist. Der Lauf wird von einem Piepston begleitet, der in immer kürzeren Abständen ertönt. Und jedesmal, wenn es piepst, muss die nächste Markierung erreicht sein.

Conconi-Test
Legende: Conconi-Test bei der Rekrutierung Junge Männer absolvieren das Intervall-Traininig, um auf ihre sportliche Tauglichkeit geprüft zu werden. Keystone

Die gestesten Breitensportlerinnen- und sportler erzielten mit Musik eine deutlich bessere Leistung als ohne. Jedoch nur, wenn sie ihre Musik selbst auswählen konnten.

Und auch bei Forschungen in Tunesien wurden ähnliche Beobachtungen gemacht. Während normalerweise die Leistungsfähigkeit des Menschen am Abend grösser ist, als am Morgen, so war das nicht mehr der Fall, wenn die getesteten Personen beim Aufwärmen Musik hörten.

Den Körper übertönen

Aber was macht die Musik mit uns, dass wir dank unserer «No Pain No Gain» - Playlist plötzlich leistungsfähiger sind? Um diese Frage zu beantworten, blicken wir nach Deutschland. Dort fand Trainingswissenschaftler Professor Alexander Ferrauti von der Ruhr-Universität Bochum heraus, dass wir mit Musik im Ohr weniger merken, wie der Körper belastet wird. Sprich, wenn wir statt unseres Keuchens den Beat von Taylor Swift hören, empfinden wir weniger Erschöpfung.

Shake It Off gilt als optimaler Workout-Song.

Dies würde auch erklären, wieso wir mit Lieblingsmusik besser bedient sind. Gefällt uns ein Song, widmen wir uns voll und ganz dem Genuss des Soundes - und nicht der eigenen Raucherlunge. Natürlich muss man an dieser Stelle darauf achten, sich nicht zu überanstrengen.

Höher, schneller, weiter

Dass wir mit Musik im Ohr nicht nur besser, sondern auch schneller sind, zeigt eine Studie aus Brasilien. Brasilianische Forscherinnen und Forscher liessen 15 Läuferinnen und Läufer einen 5-Kilometer-Lauf absolvieren. Einmal mit Musik im Ohr und einmal ohne. Dabei zeigte sich, dass die Testpersonen mit musikalischer Unterstützung im Durchschnitt über eine halbe Minute schneller waren. Wie kommt's?

Hier liegt die Eklärung in den drei Buchstaben «bpm», was «beats per minute» bedeutet. Oder auf Deutsch: Schläge pro Minute - also welchen Rhythmus hat der Song? Ist dieser höher, laufen wir schneller.

Im Optimalfall stimmt der Rhythmus des Songs aber mit dem eigenen Lauf- oder Trainingsrhythmus überein.

Ein kanadisches Forscherteam hat bereits Ende 80er-Jahre herausgefunden, dass der optimale Rhythmus bei ca. 160 bpm liegt. Wer also mithilfe von Musik das Training dynamischer gestalten will, hört am besten Songs wie:

  • Kids in America von Kim Wilde
  • Church von T-Pain
  • Happy von Pharrell Williams
  • In The Middle von Jimmy Eat World
  • Shake It Off von Taylor Swift

Alles ist erlaubt

Ungeschriebenes Gesetz bei der Sport-Playlist: Sie darf ruhig etwas peinlich sein, wenn der Beat stimmt. Wir haben wohl alle Songs, die wir nur beim Sport hören, sonst aber nie auf die Idee kämen, diesen abzuspielen.

Bei Freeskier Andri Ragettli heisst der Powersong «Summer Vibe» von Tomas Skyldeberg.

Diesen Song höre ich, um mich fürs Workout zu motivieren.
Autor: Andri Ragettli CH-Fresskier

Und auch bei Géraldine Ruckstuhl, der Schweizer Siebenkämpferin steht ein House-Song mit Sommer-Beat zuoberst auf der Motivationsliste.

Sie höre diesen Song praktisch vor jedem Wettkampf, um sich zu motivieren. «Ich glaube, meine Eltern und Geschwister sind schon genervt von dem Song», schmunzelt Ruckstuhl. Aber ihre Angehörigen wüssten, dass der Song ihr helfe und würden sie dabei unterstützen.

Egal, ob Spitzensportlerin oder Hobby-Jogger, Musik pusht und motiviert uns, länger Leistung zu erbringen. Sofern man nicht den Walgesang einer Yoga-CD im Ohr hat.

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