Während die Bevölkerung in der Schweiz stetig wächst, sprechen immer weniger Menschen Romanisch. Woran das liegt? Es gibt keine genauen Zahlen. Die letzte Volkszählung fand im Jahr 2000 statt. Zehn Jahre später, also im Jahr 2010, wurde zwar nochmals gezählt, doch damals waren es nur Stichproben. Der prozentuale Anteil der Rätoromanen in der Schweiz liegt gerade mal bei 0.5%.
Rätoromanisch als Sprache
Rätoromanisch – oder auch schlicht Romanisch – ist seit 1938 eine der vier Nationalsprachen der Schweiz und eine der drei Landessprachen des Kantons Graubünden. Das romanische Sprachgebiet ist einem ständigen Zerfall ausgesetzt.
Die romanischen Sprachen
- gehören zum (modernen) italischen Zweig und somit zu den indogermanischen Sprachen
- Es gibt etwa 15 romanische Sprachen mit rund 700 Mio. Muttersprachlern, 850 Mio. inklusive Zweitsprechern.
- Die sprecherreichsten romanischen Sprachen sind Spanisch (330 Mio. Sprecher, 415 Mio. inklusive Zweitsprecher), Portugiesisch (216 Mio.), Französisch (80 Mio., 265 Mio. inklusive Zweitsprecher), Italienisch (62 Mio.) und Rumänisch (28 Mio.)
- Romanisch gehört zu den gefährdeten Sprachen Europas
- Rein statistisch gesehen müsste es in den wenigen Jahrzehnten von der Sprachenkarte der Schweiz verschwunden sein. Prognosen über sprachliche Entwicklungen sind aber schwierig anzustellen und solange die Romanen gewillt sind, ihre Sprache zu sprechen, solange wird die Sprache leben.
Der Klang der Sprache ist sehr markant und wenn man sich nicht an die Sprache gewohnt ist, ist es schwierig die Sprache zu erkennen. (Siehe Audio oben)
Zweisprachigkeit
Der dreisprachige Kanton Graubünden ist einem starken und stetigen Wandel ausgesetzt. Deutsch ist seit Beginn der Germanisierung Rätiens (5. – 10. Jh.) in ständigem Vormarsch. Von den in der Schweiz gesprochenen Sprachen liegt romanisch lediglich an 10. Stelle hinter dem Deutschen, Französischen, Italienischen, Serbisch/Kroatischen, Albanischen, Portugiesischen, Spanischen, Englischen und Türkischen.
Durchgehend zweisprachig (Romanisch-Deutsch) sind nur die Romanen. Viele von ihnen sprechen und verstehen zudem auch die beiden anderen Landessprachen der Schweiz. (Französisch und/oder Italienisch).
Idiome
Ein Idiom ist eine Spracheigenschaft einer kleineren, meist regionalen, Gruppe von Sprachbenutzern. Beim Romanischen sind die Idiome keine Dialekte. Sie werden nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben. Im Romanischen gibt es folgende fünf Idiome
Sursilvan
Sursilvan wird vor allem im Vorderrheintal - ab Laax/Flims – gesprochen. Sursilvan ist das meist verbreitete Idiom. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Region sprechen Sursilvan. Die Zahlen basieren alle auf der Volkszählung aus dem Jahr 2000.
Sutsilvan
Sutsilvan spricht man vor allem im Gebiet Hinterrhein/Schamsertal. Im Vergleich zu Sursilvan ist das am wenigsten gesprochene Idiom. Etwa 1‘000 Leute, oder ca. 15% der Bevölkerung, sprechen Sutsilvan.
Surmiran
Surmiran wird vor allem im Oberhalbstein, im Zentrum in Savognin, gesprochen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung spricht dieses Idiom.
Puter
Knapp ein Drittel der Bevölkerung spricht Puter. Dieses Idiom spricht man im Oberengadin und Bergün/Filisur.
Vallader
Vallader ist ein weit verbreitetes Idiom. Im Gebiet Unterengadin und Münstertal sprechen ca. 6‘000 Leute Vallader. Das sind knapp 80% der Bevölkerung.
Das gesamte Spektrum aller lokalen Mundarten können diese Schriftidiome aber bei weitem nicht abdecken. Dutzende von Ortsdialekten machen die romanische Sprachlandschaft zu einem verwirrenden Mikrokosmos. (Quelle: Lia Rumantscha)