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Arbeiten auf dem Recyclinghof Feuer, Emotionen und grosse Freude: So ist die Arbeit mit Abfall

Eine entsorgte Verlobungskarte, ein spezieller Bagger und brennende Batterien: Drei Menschen geben Einblicke in den Alltag rund um die Arbeit mit unserem Abfall.

669 Kilogramm Abfall – so viel produziert eine einzelne Person in der Schweiz jährlich. Nebst dem Siedlungsmüll gibt es auch grosse Mengen an Sperrgut, die beispielsweise durch Hausräumungen auf dem Recyclinghof landen. Hier sammeln sich Dinge, die niemand mehr will.

Wie steht es um Abfall und Recycling in der Schweiz?

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Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) produziert die Schweiz jährlich rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall. Dabei machen Bautätigkeiten und Siedlungsabfälle den grössten Teil aus. Zu den Siedlungsabfällen gehören beispielsweise Abfälle aus Haushalten, Kleinbetrieben oder öffentlichen Abfalleimern. Siedlungsabfälle werden in verbrannte Abfälle und separat gesammelte Abfälle (wie Papier, PET etc.) unterteilt.

So viel wird recycelt

Die neusten Zahlen vom BAFU aus dem Jahr 2023 zeigen, dass in der Schweiz rund 6 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle anfallen. Dies entspricht 669 Kilogramm pro Kopf. So viel wiegt ungefähr eine Kuh. Dabei liegt die Recyclingquote bei 52%. Seit den 80er-Jahren hat sich diese Quote verdoppelt und bleibt weitgehend stabil.

Wir produzieren immer mehr Abfall

Die Siedlungsabfälle in der Schweiz nahmen im Zeitraum 1990 bis 2022 um 45% zu, schreibt das Bundesamt für Statistik. Das Wachstum lässt sich durch die Bevölkerungszunahme und den steigenden Wohlstand erklären. Ein Vergleich mit anderen Ländern ist aufgrund unterschiedlicher Massstäbe schwierig. Im europäischen Vergleich kann man jedoch sagen, dass die Schweiz pro Kopf viel Abfall produziert. Gleichzeitig wird in der Schweiz vergleichswiese aber auch viel recycelt, gemäss BAFU.

Doch wie ist es, dort zu arbeiten? Vielleicht monoton und langweilig? Im Gegenteil! Das beweisen zwei Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin des Recyclingwerks Spross. Dort werden täglich 300 bis 500 Abfall-Anlieferungen jongliert.

Und plötzlich brennt der E-Scooter

Für Martin Gasser ist die Arbeit als Standortleiter des Recyclingwerks eine ideale Schnittstelle von Theorie und Praxis. Der studierte Um­welt­natur­wissen­schaftler ist nun an der Quelle der Materialströme, die er sonst nur aus dem Studium kennt. Es sei schwierig, Prozesse und Abläufe nur via Computer zu verstehen – ein Bezug zur echten Welt sei wichtig.

Ich nehme drei, vier Schritte aus dem Büro und bin in solch einer Umgebung, in der es wirklich zu und her geht.
Autor: Martin Gasser Standortleiter

Gasser erklärt, dass es auch mal zu Bränden kommt. Bei falsch entsorgten Abfällen, wie beispielweise bei E-Scootern, bei denen die Batterie noch drin ist und diese durch Beschädigung Funken auslöst, oder durch Haarspraydosen. Trotz Action in der Praxis gäbe es auch im Büro viel zu tun.

Eindrücke aus dem Recyclinghof

Genau diese Kombination macht es aus: «Ich nehme drei, vier Schritte aus dem Büro und bin in solch einer Umgebung, in der es wirklich zu und her geht.» Gasser hat 30 Mitarbeitende unter sich – darunter auch Katja Gähler und Filipe Pontes.

Konfrontiert mit bewegenden Geschichten

Grosse Transporter und voll befüllte Mulden – das ist das tägliche Business von Mitarbeiterin Katja Gähler. In der Materialannahme hilft sie beim Abladen und sorgt dafür, dass alles an den richtigen Ort kommt.

Der Beruf halte viel Abwechslung bereit. Die Leute würden ihr Geschichten erzählen, wenn sie das Material zum Entsorgen bringen. Für Gähler ist es eine Arbeit, die berührt – man sehe alte Fotoalben oder eingerahmte Generationenfotos, die entsorgt werden.

Es wird einem bewusst, wie schnell alles vorbei sein kann und dass man die schönen Momente geniessen muss.
Autor: Katja Gähler Mitarbeiterin Materialannahme

Eine Erinnerung, die ihr besonders geblieben sei: In einem Transporter wurde das ganze Leben zweier Eheleute angeliefert. Mittendrin entdeckte sie eine mit der Schreibmaschine getippte Verlobungskarte inklusive Menükarte. Diese fischte Gähler raus und bewahrt sie bis heute auf. «Es wird einem bewusst, wie schnell alles vorbei sein kann und dass man die schönen Momente geniessen muss.»

Wenn man sogar in den Ferien den Bagger vermisst

Was für andere monoton klingt, ist für Filipe Pontes die grösste Freude: Baggerfahren – und zwar den ganzen Tag.

Ein grüner Bagger auf dem Recyclingwerk mit grünen LED Lichtern.
Legende: Das neuste Feature von Filipe Pontes Bagger: Angebrachte LED Lichter. zVg/Filipe Pontes

Nur schon, wenn Pontes einen freien Nachmittag hat, vermisse er sein Arbeitsgerät. Mit viel Fingerspitzengefühl erklärt er, wie die Maschine zu bedienen ist und strahlt über sein ganzes Gesicht.

Ich kann zwölf Stunden auf dem Bagger sitzen und habe nie genug.
Autor: Filipe Pontes Maschinist

Sein täglicher Begleiter ist sogar mit seinem Namen angeschrieben. Baggerfahren sei seine Welt – eine Tätigkeit, bei der ihm nie langweilig werde. «Da kann ich zwölf Stunden draufsitzen und habe nie genug.» Zwischenzeitlich schmückte Pontes den Bagger sogar mit passenden LED-Lichtern – ein Arbeitswerkzeug, in dem viel Herzblut drinsteckt.

SRF 3, 05.03.2025, 10:15 Uhr

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