669 Kilogramm Abfall – so viel produziert eine einzelne Person in der Schweiz jährlich. Nebst dem Siedlungsmüll gibt es auch grosse Mengen an Sperrgut, die beispielsweise durch Hausräumungen auf dem Recyclinghof landen. Hier sammeln sich Dinge, die niemand mehr will.
Doch wie ist es, dort zu arbeiten? Vielleicht monoton und langweilig? Im Gegenteil! Das beweisen zwei Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin des Recyclingwerks Spross. Dort werden täglich 300 bis 500 Abfall-Anlieferungen jongliert.
Und plötzlich brennt der E-Scooter
Für Martin Gasser ist die Arbeit als Standortleiter des Recyclingwerks eine ideale Schnittstelle von Theorie und Praxis. Der studierte Umweltnaturwissenschaftler ist nun an der Quelle der Materialströme, die er sonst nur aus dem Studium kennt. Es sei schwierig, Prozesse und Abläufe nur via Computer zu verstehen – ein Bezug zur echten Welt sei wichtig.
Ich nehme drei, vier Schritte aus dem Büro und bin in solch einer Umgebung, in der es wirklich zu und her geht.
Gasser erklärt, dass es auch mal zu Bränden kommt. Bei falsch entsorgten Abfällen, wie beispielweise bei E-Scootern, bei denen die Batterie noch drin ist und diese durch Beschädigung Funken auslöst, oder durch Haarspraydosen. Trotz Action in der Praxis gäbe es auch im Büro viel zu tun.
Eindrücke aus dem Recyclinghof
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Bild 1 von 4. Standortleiter Martin Gasser nimmt SRF-3-Moderatorin Céline Werdelis mit in seine Welt. Werdelis ist überrascht, wie abwechslungsreich die Arbeit hier ist. Bildquelle: SRF/Milena Burch.
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Bild 2 von 4. Mitarbeiterin Katja Gähler erzählt, dass sie in ihrer Arbeit mit bewegenden Geschichten konfrontiert ist. Bildquelle: SRF/Milena Burch.
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Bild 3 von 4. Der alltägliche Begleiter von Maschinist Filipe Pontes: sein Bagger. Bildquelle: SRF/Milena Burch.
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Bild 4 von 4. «Das macht mehr Spass als im Europapark», sagt Werdelis beim Bedienen von Filipe Pontes’ Bagger. Bildquelle: SRF/Milena Burch.
Genau diese Kombination macht es aus: «Ich nehme drei, vier Schritte aus dem Büro und bin in solch einer Umgebung, in der es wirklich zu und her geht.» Gasser hat 30 Mitarbeitende unter sich – darunter auch Katja Gähler und Filipe Pontes.
Konfrontiert mit bewegenden Geschichten
Grosse Transporter und voll befüllte Mulden – das ist das tägliche Business von Mitarbeiterin Katja Gähler. In der Materialannahme hilft sie beim Abladen und sorgt dafür, dass alles an den richtigen Ort kommt.
Der Beruf halte viel Abwechslung bereit. Die Leute würden ihr Geschichten erzählen, wenn sie das Material zum Entsorgen bringen. Für Gähler ist es eine Arbeit, die berührt – man sehe alte Fotoalben oder eingerahmte Generationenfotos, die entsorgt werden.
Es wird einem bewusst, wie schnell alles vorbei sein kann und dass man die schönen Momente geniessen muss.
Eine Erinnerung, die ihr besonders geblieben sei: In einem Transporter wurde das ganze Leben zweier Eheleute angeliefert. Mittendrin entdeckte sie eine mit der Schreibmaschine getippte Verlobungskarte inklusive Menükarte. Diese fischte Gähler raus und bewahrt sie bis heute auf. «Es wird einem bewusst, wie schnell alles vorbei sein kann und dass man die schönen Momente geniessen muss.»
Wenn man sogar in den Ferien den Bagger vermisst
Was für andere monoton klingt, ist für Filipe Pontes die grösste Freude: Baggerfahren – und zwar den ganzen Tag.
Nur schon, wenn Pontes einen freien Nachmittag hat, vermisse er sein Arbeitsgerät. Mit viel Fingerspitzengefühl erklärt er, wie die Maschine zu bedienen ist und strahlt über sein ganzes Gesicht.
Ich kann zwölf Stunden auf dem Bagger sitzen und habe nie genug.
Sein täglicher Begleiter ist sogar mit seinem Namen angeschrieben. Baggerfahren sei seine Welt – eine Tätigkeit, bei der ihm nie langweilig werde. «Da kann ich zwölf Stunden draufsitzen und habe nie genug.» Zwischenzeitlich schmückte Pontes den Bagger sogar mit passenden LED-Lichtern – ein Arbeitswerkzeug, in dem viel Herzblut drinsteckt.