Das Ziel bei Cosplay ist klar: Man will sich in eine Figur aus einem Comic oder Film verwandeln, die einem viel bedeutet – und das so perfekt wir möglich. Die 27jährige Theresa betreibt dieses Hobby auf höchstem Niveau. Die studierte Kunsthistorikerin und ausgebildete Goldschmiedin näht und bastelt schon seit zehn Jahren ihre eigenen Kostüme, Masken, Rüstungen und Requisiten. Und zeigt sich dann an besonderen Veranstaltungen, den so genannten Conventions.
Für ihren Auftritt an der «Fantasy Basel» hat sie sich in die Erzbischöfin und Heilerin aus dem Online-Spiel «Ragnarok» verwandelt. An dieser Figur hat sie nämlich einen Narren gefressen: «Ich finde das Design der Figur wunderschön und habe sie selber im Game gespielt.»
Zwei Stunden dauert es, bis aus Theresa die Bischöfin wird. Am meisten Zeit braucht sie, um sich zu schminken. Ist die Verwandlung in die Protagonistin aus einem Game vollzogen, tritt Theresa anders auf. «Ich passe mein Verhalten der Figur an», meint die gebürtige Deutsche. «In diesem Fall ist es recht einfach, weil meine Figur sich wie ich verhält. Heute darf ich ganz ich selbst sein.»
Fünf Kilo auf dem Kopf
Rund ums Cosplay ist ein grosser Markt an Kostümen und Requisiten entstanden. Viele Cosplayer kaufen sich Ausrüstungen ab der Stange – für Theresa undenkbar. Sie fertigt alle Kleidungsstücke, Masken und Requisiten selber. Die Herausforderung dabei: Eigenheiten einer virtuellen Figur in die physische Welt übersetzen. «Es gibt zum Beispiel Figuren, die schwebende Ringe tragen», erzählt sie.
Wie lässt sich diese Eigenheit in die Realität übersetzen? Theresa liebt solche Tüfteleien. Über die Jahre hat sie sich verschiedene Fertigkeiten und grosse Erfahrung angeeignet: Sie schneidert, formt Kunststoff und fertigt Schmuck, durchsucht Brockenstuben nach passenden Accessoires.
Auf eine Figur ist Theresa ganz besonders stolz: ein weiblicher Android, halb Mensch, halb Roboter. Fünf Jahre lang hat sie an dieser Verkleidung gearbeitet. Entstanden ist ein Kostüm, dass so komplex ist, dass sie es nicht mehr alleine anziehen kann. Und weil die Perücke ganze fünf Kilogramm wiegt, hält sie es nicht länger als drei Stunden darin aus.
USA – Japan – Basel
Viele Cosplay-Figuren stammen aus japanischen Comics oder Computer-Games. Auch der Begriff «Cosplay» kommt aus Japan. In den 70er-Jahren entstanden an den japanische Universitäten die ersten Manga-Clubs als Teil einer Gegenkultur. Die Studenten verkleideten sich an speziellen Anlässen als Manga-Charaktere, so etwa 1977 für einen legendären Umzug in Tokyo, an dem Studierende von den sechs grossen Universitäten teilnahmen.
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1984 besuchte Nobuyuki Takahashi, der Gründer des Design-Studios und Manga-Verlages Studio Hard, die «World Science Fiction Convention» in Los Angeles. Er war fasziniert von den Kostümen und berichtete darüber in einem Manga-Magazin begeistert. Für seinen Artikel erschuf er den neuen Ausdruck «Cosplay». In typisch japanischer Manier verkürzte Takahashi zwei englische Begriffe («costume» und «play») zu einem neuen Wort «Cosplay» – auf Japanisch «Kosupure» ausgesprochen.
Eine Wortschöpfung, die offenbar einen Nerv traf: In den 90er-Jahren verbreitete sich Cosplay zusammen mit japanischen Manga-Comic und Games auf der ganzen Welt – bis nach Basel.