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Bild 1 von 23. Asteroids (Atari) aus dem Jahr 1979 mit der unvergleichlichen analogen Vektor-Ästhetik. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 2 von 23. Thomas Schwab restauriert in seiner Werkstatt in der Nähe von Burgdorf Spielautomaten aller Art, vor allem für Liebhaber. Einen Automaten mit nichts als Space Invaders drauf in der Wohnung stehen haben, mag heute aber kaum jemand mehr. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 3 von 23. Laser Base! Die Feuertasten des Klassikers «Space Invaders». Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 4 von 23. Bieten sich feil: frisch renovierte Flipperkästen bei «Schwab Spielautomaten». Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 5 von 23. Nicht jeder erhält ein zweites Leben. In den Regalen von Thomas Schwab finden sich auch Staubfänger. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 6 von 23. Ein grosser Internet-Konzern in Zürich hat dieses Videospieltischen bei Schwab für seine Mitarbeiter gekauft. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 7 von 23. Physischer Spiel-Träger: Die Platine in der Spielkonsole bestimmt, welches Game darauf läuft. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 8 von 23. Viel farbige Lichter und Nostalgiewert: die Videospiel-Automaten in der privaten Sammlung von «Outlane» in Altstetten. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 9 von 23. Ivo Vasella betreibt seine private Sammlung «Outlane» mit viel Leidenschaft und zetilichem Aufwand. Er selbst hat als Teenager viel Zeit in Spielhallen verbracht. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 10 von 23. Der Raum ist bald schon zu klein: Die «Outlane^»-Sammlung in Altstetten. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 11 von 23. Videospiel-Tische: ideal für «2 Player-Games». Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 12 von 23. «Wenn es um Highscores geht, sind der Joystick und die Knöpfe entscheidend.» Ivo Vasella muss es wissen, bei der Menge an Automaten, die er hat. Bildquelle: Käufer und .
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Bild 13 von 23. Flipper oder Videogame? Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 14 von 23. Das Spiel «Space Invaders» soll der Legende nach in Japan zu einem Mangel an 100-Yen-Münzen geführt haben. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 15 von 23. Viele Klassiker auch unter den Flipperkästen: Outlane in Altstätten. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 16 von 23. Flipperkästen soweit das Auge reicht. Die alten Modelle sind in den Augen von Besitzer Ivo Vasella «halt viel, viel schöner als die neuen, dafür langweiliger zum Spielen». Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 17 von 23. Der Spielsalon City Park in Interlaken erinnert von Aussen an einen Western-Saloon. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 18 von 23. Der City Park von Innen: Sauber und aufgeräumt. Die gezogenen Vorhänge und das schummrige Licht vermitteln aber auch am Tag die ganz leicht anrüchige Sopielhallen-Atmosphäre. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 19 von 23. Hat den Laden seit 20 Jahren im Griff: Roland Knecht schaut seit mehr als der Hälfte seines Lebens zu den Automaten und Gästen im City Park in Interlakten, der vielleicht letzten echten Spielhalle der Schweiz. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 20 von 23. Die Flipperstrasse ist der Stolz von Roland Knecht im City Park in Interlaken. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 21 von 23. Weit über Zehntausend Franken kosten aufwändig hergestellte Videospielautomaten wie z.B. Autosimulationen. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 22 von 23. Ohne Geschicklichkeitsspiele, die auch Geldgewinne versprechen, lässt sich eine Spielhalle längst nicht mehr gewinnbringend betreiben: Der City Park in Interlaken. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
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Bild 23 von 23. Warten auf Restauration und neue Besitzer: Dutzende von Flipperkästen im Lager von «Schwab Spielautomaten» in Schalunen. Bildquelle: Lucius Müller/SRF.
Als Teenager habe ich viel Zeit in Spielhallen verbracht. An schulfreien Nachmittagen kramte ich eine Handvoll Einfränkler zusammen und machte mich mit Freunden auf, neue Highscores aufzustellen. Wir schossen Raumschiffe ab, zertrümmerten Hochhäuser und bezwangen gemeinsam scheinbar übermächtige Horden von Kobolden. Die Spielhalle bot ein Erlebnis, das es sonst so nirgendwo gab. Und es war obendrein auch noch ein klein wenig anrüchig, dorthin zu gehen. Umso besser!
Das war in den goldenen Zeiten der Arcade-Video-Spiele. In den 80er-Jahren erziehlten Pac Man, Darius, Gauntlet, Tetris und Co. Milliarden von US-Dollar Umsatz jährlich. Mehr als die Filmindustrie in Hollywood.
Legendenbildung inklusive
Einer der frühen Blockbuster-Erfolge hiess «Space Invaders». Das Scharz-Weiss-Spiel, bei dem man fremde Raumschiffe abschiessen muss, bevor sie landen, trieb Tausende von Jugendlichen in die Arkaden. Glaubt man den Überlieferungen, dann gab es in Japan Spielhallen, die ausschliesslich Space-Invaders-Konsolen aufstellten, um dem Ansturm gerecht zu werden. Das Land musste gar zusätzliche 100-Yen-Münzen prägen, weil angeblich zuviele davon in den Spiel-Automaten steckten.
Wie viele dieser Anekdoten wirklich wahr sind? Unwichtig. Tatsächlich waren die Spielhallen in dieser Zeit ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur und sozialer Treffpunkt. Lange vor dem Internet, dem Handy und der Spielkonsole daheim.
Auf Spurensuche
Längst bin ich erwachsen und längst gibt es dort, wo damals die «Kästen» standen, heute nur noch Kaffe oder Kleider zu kaufen. Flipper trifft man bestenfalls noch in dunklen Ecken der Quartier-Beizen oder im Bowling-Center. Videospielkästen im öffentlichen Raum sind zur kuriosen Rarität verkommen.
Doch ist die Spielhalle tatsächlich ausgestorben? Gibt es nicht vielleicht doch noch Orte, wo alles noch so ist wie damals? Wo die Flipper klimpern und die Video-Spiele ihren akustischen 8-Bit-Klangteppich auslegen? Ich habe mich auf die Suche nach diesem Ort gemacht.
Mein erster Halt: Die Spielautomaten-Werkstatt von Thomas Schwab in Schalunen in der Nähe von Burgdorf. Thomas hegt eine Leidenschaft für Flipper und andere Unterhaltungsautomaten, kauft sie, flickt sie wieder zusammen und verkauft sie. Die Arbeit geht ihm bis heute nicht aus, auch wenn seine Kunden nicht mehr die Betreiber von Spielhallen sind, sondern private Sammler und Enthusiasten.
Einer von ihnen ist Ivo Vasella. Der gelernte Architekt unterhält eine private Sammlung von ungefähr 70 Flipperkästen und gegen 40 Video-Games in einem Keller in Altstetten. Seine Faszination an den Automaten hat viel mit Nostalgie zu tun. Er wurde in der Spielhalle sozialisiert und hat auch ihren Niedergang miterlebt. Die Gründe dafür hat Ivo schnell aufgezählt: die Playstation, das Internet und andere Freizeitangebote. Das Verbot der Glücksspiele, mit denen sich einzelne Spielhallen noch eine Zeit lang über Wasser halten konnten, besiegelten dann deren Ende.
Ivos Automaten-Sammlung trotzt dieser Entwicklung beharrlich. Sie ist aber eben privat und nicht öffentlich zugänglich. So gesehen habe ich sie also noch nicht gefunden, «die letze Spielhalle der Schweiz.»
Unterhaltung überlebt dank Geschick
Meine Suche geht weiter. Ich fahre nach Interlaken, denn dort soll es «noch so eine Arkade geben, wie ich sie suche», wie man mir sagt. Und tatsächlich: mitten im Dorf Interlaken finde ich den «City Park» mitsamt Roland Knecht, Role genannt, der den Laden seit 20 Jahren schmeisst, zu den Automaten und der Kundschaft schaut.
Ein halbes Dutzend Flipper und nochmal so viele Videospiele, inklusive Sega-Rennwagen-Cockpit plus Billardtisch und ein Raum voller «Geschicklichkeits-Spiele». (Also Automaten, an denen man Geld gewinnen kann, aber nicht nur mit Glück, sondern Geschick.) Ohne sie würde der City Park nicht überleben, verrät mir Role, denn die Leute, die aus Neugier oder Nostalgie an den alten Unterhaltungsautomaten spielen, werfen dort viel zu wenig Geld ein und damit ab.
Trotzdem hat Role am meisten Freude an diesen Gästen, denn er teilt ihre nostalgischen Erinnerungen. Wie lange seine Arkade sich noch der Schwerkraft widersetzen kann, weiss auch er nicht. Aber ich habe sie gefunden, die vielleicht letzte Spielhalle der Schweiz, spiele eine Runde Galaga und fühle mich um gut 25 Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt.
Dann mache ich mich wieder auf den Heimweg, den Sound der Flugzeug-Propeller von «1942» noch immer im Ohr, und es ist gut so.