Luke Bannister konnte dieses Wochenende ein Preisgeld von satten 250'000 Dollar abholen. Der 15-jährige Brite ist Gewinner des ersten World Drone Prix, der in Dubai stattfand. Die Veranstaltung war das bisher grösste Drohnen-Rennen, mit über 150 Teams aus verschiedenen Ländern und Preisgeldern von insgesamt über einer halben Million Dollar.
Der World Drone Prix ist bei weitem nicht die einzige professionell aufgezogene Veranstaltung dieser Art. In Ländern rund um den Globus werden nationale Meisterschaften abgehalten. Auch in der Schweiz gibt es eine Renn-Szene mit ein paar hundert Piloten.
Rennen im NFL-Stadion
Während der Sport bei uns aber noch in den Kinderschuhen steckt, macht man sich in den USA schon Gedanken darüber, wie sich Drohnen-Rennen als neuer Sport für ein Massenpublikum vermarkten lassen. Vor allem die Drone Racing League (DRL) macht dabei mit spektakulären Veranstaltungen auf sich aufmerksam.
Zur Saisoneröffnung im Februar lud die DRL einige der besten Drohnen-Piloten der Welt nach Miami ein. Im «Sun Life Stadium», wo sonst die Miami Dolphins Football spielen, mussten sie einen hindernisreichen Parcours absolvieren. Die Rennstrecke führte nicht nur durch bunt beleuchtete Tore rund um die Tribünen, sondern auch ins Innere des Stadions, wo die Piloten ihre Drohnen in waghalsigen Manövern durch Türen und enge Gänge manövrieren mussten.
Die Videos und das Drumherum zum Event erinnern an die X-Games oder NASCAR-Rennen: Eine blonde Interviewerin befragt die Drohnen-Piloten vor und nach ihrem Einsatz, die Rennen selber sind mit treibender elektronischer Musik unterlegt und crasht eine Drohne, überschlagen sich die Stimmen der Kommentatoren.
Spektakuläre Videos
Weit weniger spektakulär als die mediale Umsetzung sind die eigentlichen Athleten, die Piloten: Sie sitzen mit dicken Videobrillen vor dem Gesicht etwas abseits vom Geschehen. Von dort steuern sie ihre Fluggeräte mit einem Controller und verlassen sich dabei ganz auf das Videosignal, das ihnen live von der Kamera der Drohne gefunkt wird. FPV heisst das in der Fachsprache – also «First-person view», der Blick aus der Perspektive der Drohne.
Weil die Bildqualität der Live-Kameras oft zu wünschen übrig lässt, sind auf den Drohnen zusätzlich Gopro-Kameras angebracht, die hochaufgelöste Bilder aufzeichnen. Zusammen mit den Bildern der Kameras, die rund um den Parcours in Position sind, können die Veranstalter so nachträglich Videos zusammenschneiden, die ein Rennen oft spektakulärer und vor allem länger erscheinen lassen als es in Wirklichkeit ist.
Der Grund: Die Flugzeit der Drohnen beträgt der Batterieleistung wegen nur etwa zwei, drei Minuten.
Der Fairness halber die gleiche Drohne für alle
Mit einem Budget von gut acht Millionen ist die Drone Racing League komfortabler aufgestellt als die meisten anderen Ligen dieser Art. Die Macher können es sich deshalb auch erlauben, bei ihren Events nur handverlesene Drohnen-Piloten antreten zu lassen, die zum Beispiel durch besonders spektakuläre Youtube- oder Instagram-Videos ihrer Flugkünste aufgefallen sind.
Zudem lässt die DRL Piloten nur mit Fluggeräten antreten, die sie ihnen selbst zur Verfügung stellt. Damit im Falle eines Unfalls schnell ein neues Modell am Start ist und es nicht zu langen Unterbrechungen kommt, hält die Liga pro Event gut hundert Drohnen parat.
Die DRL sagt, der Fairness halber sei es wichtig, dass alle Piloten mit demselben Material antreten. Vor den Rennen können die Teilnehmer nur kurz mit der Drohne üben, dann geht es ab auf den Parcours.
Wer es in den Vorausscheidungen unter die ersten acht schafft, qualifiziert sich für den Viertelfinal. Die vier besten Piloten kommen von dort in den Final, wo alle ausser dem Viertplatzierten Punkte erhalten. Wer in den fünf Rennen der Saison genug Punkte sammelt, darf am abschliessenden Meisterschafts-Rennen mitmachen.
Reaktionsfähigkeit und eine ruhige Hand
Andere Ligen haben andere Qualifikationsbedingungen, einen einheitlichen Standard gibt es noch nicht. Andere Ligen lassen ihre Piloten auch mit eigenen Drohnen antreten – nicht zuletzt weil es für kleinere Veranstalter zu teuer wäre, jedem Teilnehmer extra eine Drohne zur Verfügung zu stellen. Allerdings müssen auch die Privat-Drohnen sowie die dazugehörenden Videobrillen gewisse Standards erfüllen, damit nicht nur die Technik ein Rennen entscheidet.
Was alle Renn-Drohnen gemeinsam haben: Sie sind schnell. Geschwindigkeiten von mehr als 120 km/h fordern von den Piloten eine eine ruhige Hand und zugleich aussergewöhnliche Reaktionsfähigkeit, um plötzliche Spitzkehren und Hindernisse zu meistern. Und auch ihrem Magen wird einiges abverlangt: Der Blick durch die Videobrille kann schnell einmal zu Übelkeit führen.
Youtube als ideale Renn-Arena
Für die Zuschauer ist das ein noch grösseres Problem. Für ein möglichst intensives Renn-Erlebnis müssten sie selbst Videobrillen tragen. Weil sie die Drohne dabei aber nicht selber steuern, schlagen ihnen die unvermittelten Schlenker und rasanten Wendungen des Piloten besonders auf den Magen. Zudem könnten sich bei einer Massenveranstaltung die vielen Funksignale – von der Drohne zum Piloten und gleichzeitig zum Publikum – in die Quere kommen und im schlimmsten Fall zu Bildausfällen führen.
Doch ohne Videobrille wird es für Zuschauer schwer, den Überblick zu behalten. Die Drohnen auf der Rennstrecke sind zu klein und bewegen sich zu schnell, als dass man ihnen ständig folgen könnte. Zwar geben sich Veranstalter wie etwa beim World Drone Prix grosse Mühe, die Drohnen dank farbigen LEDs besser unterscheidbar zu machen. Doch für das Publikum bleibt es trotzdem schwierig, den Überblick zu behalten.
Diese Abhängigkeit von Videobrillen bei Live-Veranstaltungen steht Drohnen-Rennen auf dem Weg zum Massensport im Weg. Aus der Zuschauerperspektive sind Drohnen-Rennen im Internet deshalb die bessere Möglichkeit, den Sport zu geniessen. Die Drone Racing League macht es vor: Ihre professionell aufbereiteten Renn-Videos sind im Youtube-Channel der DRL äusserst populär und haben mehrere Hunderttausend Views. In Zukunft sollen es noch viel mehr werden, so die Hoffnung.