Sich vor einer Verabredung an einem unbekannten Ort mit Hilfe von Street View kurz einen Überblick verschaffen, ist praktisch und beliebt. Nach Angaben von Google hat bereits jeder zweite Schweizer von diesem Dienst profitiert.
Doch Street View polarisiert auch: Viele möchten auf keinen Fall auf eine Aufnahme, während Exzentriker, Selbstdarsteller und Spassvögel alles daran setzen, um sich auf Street View in Szene zu setzen.
Manche schrecken sogar vor Fälschungen nicht zurück. 2010 wurde eine Aufnahme in Umlauf gebracht, die angeblich von einem Street-View-Auto in der Hubertusallee in Berlin gemacht wurde: Eine Frau liegt mit dem Rücken auf der Strasse, zu ihren Füssen kniet ein Mann mit einem nackten Säugling in den Händen; auf der Strasse ein aufgeregter Mann mit dem Handy am Ohr.
Die Szene der vermeintlichen Geburt ist auf Street View heute nicht mehr zu sehen. Google hat das Haus an der Hubertusallee unkenntlich gemacht und bestätigt, dass es sich um eine Inszenierung handelt.
Dabei hat der Internet-Konzern nicht grundsätzlich etwas gegen skurrile Augenblicke: «Wir nehmen tatsächlich ab und zu schräge Momente oder spezielle Szenarien auf», sagt Samuel Leiser, Sprecher für Google Schweiz, «wir lassen diese auch zu, solange sie nicht unangebracht sind oder gegen unsere Richtlinien verstossen». Doch wie schafft man es aufs Bild?
Warten
Vor den Aufnahmen muss Google öffentlich bekanntgeben, wann und in welchen Städten das Auto unterwegs ist. Doch das ist nur mässig hilfreich, denn die Angaben sind nicht genau. Den ganzen Tag mit einem Transparent in den Händen am Strassenrand warten und auf diese Weise der Geliebten einen Heiratsantrag machen («Antrag 2.0: Heirate mich, Leslie») ist nicht jedermanns Sache.
Ein realer Fall, der nur möglich war, weil der Mann zur Google Belegschaft gehört und wusste, wann das Auto kommt. Ein gute Idee hingegen ist, ein Transparent gut sichtbar an einem Haus anzubringen – mit reellen Chancen, dass es von Google nicht verpixelt, also unkenntlich gemacht wird.
Spontan reagieren
Google ist verpflichtet, Auto-Nummern und Gesichter unkenntlich zu machen. Das verdarb einem jungen Mann aus Lausanne den Spass, der für die Aufnahme im rechten Moment in einen Papierkorb geschlüpft war. Die Aktion reichte dennoch für fünfzehn Minuten Berühmtheit, auch wenn sein Gesicht in der Nahaufnahme verpixelt wurde.
Maskieren
Diese Routine lässt sich mit ein wenig Phantasie freilich umgehen: Eine Gruppe von Japanerinnen und Japanern aus Tokio kam dank Vogelmasken zu einem schönen, unverpixelten Street-View-Auftritt.
Fazit: Die Chancen, sich auf Street View bewusst erfolgreich in Szene zu setzen, sind nicht hoch. Will man es trotzdem versuchen, sollte man die folgenden Punkte beachten:
- Um die Warterei auf das Google-Auto zu vermeiden, kann man mit einem Gegenstand auf sich aufmerksam machen, zum Beispiel mit einem Transparent am Balkongeländer.
- Vorbereitung hilft: Man überlegt sich eine Inszenierung und handelt dann spontan, wenn das Aufnahme-Fahrzeug in Sicht kommt.
- Grosse Chancen zu einem unverpixelten Auftritt hat, wer sein Gesicht nicht zeigt.