Urs Hölzle ist ein Internet-Pionier: Er war einer der ersten Mitarbeiter bei Google und massgeblich an der Entwicklung der Suchmaschine beteiligt. Heute kümmert sich der Baselbieter um die Server- und Rechenzentren des Internet-Giganten. Mehr als 1 Milliarde Suchanfragen muss Google heute täglich verarbeiten können.
Hinzu kommen Dienste wie Gmail, Google Maps, Youtube und viele weitere. Der Energieaufwand ist enorm. Letztes Jahr hat Google bekannt gegeben, dass der gesamte Energieverbrauch inklusive allen Büros und Rechenzentren bei 260 Megawatt liegt. Das entspricht etwa dem Energieaufwand von 200‘000 Wohnhäusern.
Wachsender Daten-Hunger
Der Energieverbrauch ist eine wichtige Variable in der IT-Branche: Jahr für Jahr verbessert sich die Technik der Hardware. Computer und Server werden mit jeder Generation nicht nur leistungsfähiger, sondern auch energieeffizienter. Gleichzeitig wächst der Hunger nach immer mehr Daten: Cloud Computing ist dabei der Energie-Treiber Nummer 1. Eine zunehmende Zahl von Nutzern greift auf diesen Dienst zu, der Emails, Musik, Fotos und andere Daten nicht auf dem eigenen PC, sondern als «Wolke» auf zentralen Servern speichert. So sind sie von überall her abrufbar.
Grünes Kühlwasser aus der Ostsee
Google hat sich des Problems angenommen und denkt in grossen Dimensionen: 2009 hat das Unternehmen in der finnischen Stadt Hamina eine ehemalige Papiermühle zum CO2-neutralen Rechenzentrum umgebaut, für 200 Millionen Euro. Die Mühle liegt am Ufer der Ostsee und wurde früher direkt mit Meerwasser betrieben. Mit diesem Wasser kühlt Google jetzt sein Rechenzentrum. Bereits 2005 verkündete Google, dass seine 8 Rechenzentren – 3 in Europa und 5 in den USA – nur noch die Hälfte der Energie verbräuchten, die andere Datenzentren von vergleichbarer Grösse aufweisen.
Genau wie sein Arbeitgeber denkt auch Urs Hölzle im grossen Stil. Die Zukunft liegt im Cloud Computing, davon ist er überzeugt: «Es ist immer effizienter, Dienstleistungen für Millionen an einer Stelle und zentral anzubieten, als an ganz vielen verschiedenen Orten.» Die Herausforderung sieht er nun darin, die dafür erforderlichen Rechenzentren zusammenzuziehen und so zu bauen, dass sie energieeffizient arbeiten können.
Daten speichern im Warenhaus
Im Warehouse-Scale-Computing sieht er die Zukunft der Datenverwaltung. Während konventionelle Datencenter meist eine Sammlung unabhängiger Server für verschiedene Nutzergruppen betreiben, sollen die Datencenter der Zukunft selbst als Einheit behandelt werden. Als warenhausgrosse Computer mit einer zentralen Serverstruktur statt vieler kleiner. Diese zusammenhängende Infrastruktur kann datenintensive Webservices wie Suche, Maps, Video-Sharing oder Social Media effizient miteinander verknüpfen.
Auch Microsoft, Yahoo und Amazon setzen auf das Warehouse-Scale-Computing, jede Firma betreibt ihre eigenen Center. Google hat in den letzten zehn Jahren Pionierarbeit auf dem Gebiet der Green Datacenter geleistet – der Konkurrenzkampf um die effizientesten Dienste aber ist in vollem Gang.