Sie standen schon einmal als Hologramme auf der Bühne – jedenfalls fast. An den MTV Europe Music Awards 2005 und bei den Grammys 2006 waren die Gorillaz-Musiker 2-D, Murdoc, Russel und Noodle als scheinbar dreidimensionale Projektionen zu sehen. Doch das war ein Trick: Statt echter Hologramme waren nur auf eine durchsichtige Leinwand projizierte Animationen der von Jamie Hewlett geschaffenen Comic-Musiker zu sehen.
Dass so der Eindruck entsteht, eine Figur stehe tatsächlich im Raum, ist schon lange bekannt. Bereits im 19. Jahrhundert wurde die als « Pepper's ghost » bekannte Technik im Theater und in Gruselkabinetts eingesetzt. Heute ist sie so weit perfektioniert, dass die Bilder einem echten Hologramm täuschend ähnlich sehen. Das sorgte zum Beispiel 2012 für Aufsehen, als der verstorbene Rapper Tupac Shakur so auf der Bühne des Coachella-Festivals wieder auferstehen konnte.
Musik bringt «Hologramme» zum Wackeln
Die Firma Musion Systems , die Tupac virtuelles Leben einhauchte, ist nicht nur in der Unterhaltungsbranche aktiv. Sie macht mit ihrer Technologie auch Hologramm-Installationen an Firmenanlässen möglich oder lässt Politiker wie den indischen Premierminister Narendra Modi an dutzenden von Orten gleichzeitig auftreten. Auch der französische Politiker Jean-Luc Mélenchon konnte sich im Präsidentschaftswahlkampf auf diese Weise in Paris und Lyon zugleich zeigen.
Für Konzerte hat die Methode aber einen entscheidenden Nachteil: Sobald die Musik lauter wird und die Bässe einsetzen, kann die dünne, durchsichtige Folie, auf welche die Bilder projiziert werden, zu schwingen beginnen.
Um den Hologramm-Effekt nicht zu stören, mussten die Gorillaz bei ihren Auftritten deshalb besonders leise spielen. So leise, dass viele im Publikum gar nicht bemerkten, dass die Show schon angefangen hatte.
Echte Hologramme: zu aufwändig und teuer
Mit echten Hologrammen wäre das nicht passiert. Um so einen Auftritt möglich zu machen, haben sich die Gorillaz für ihr neues Album deshalb mit der Deutschen Telekom zusammengetan.
In einem Interview erklärte Gorillaz-Mitbegründer Damon Albarn, ein solcher Partner gebe der Band Möglichkeiten, High-Tech-Vorstellungen für das neue Album und die dazugehörige Tour umzusetzen, die ein Plattenlabel nicht bieten können.
In Zusammenarbeit mit dem Telekom-Riesen entstanden im Vorfeld der Album-Veröffentlichung darum Apps wie Gorillaz ( iOS / Android ) und The Lenz (in der Schweiz nicht erhältlich), in denen die Band ihre Fans mit Virtual-Reality- und Mixed-Reality-Anwendungen unterhält. Bloss echte Hologramme wird auch die Deutsche Telekom für die Gorillaz nicht möglich machen.
Dank Brille zum Hologram
Zwar ist die Technologie schon Realität, die solche Hologramme entstehen lässt. Doch bei vielen Projekten ist die Darstellung der Bilder noch sehr rudimentär (siehe GIF oben). Bei anderen sind zur Projektion dafür riesige Datenmengen nötig – zum Beispiel, weil 120 4K-Kameras das Grundmaterial für das Hologramm liefern.
Entsprechend gewaltig muss die Computerleistung sein, um aus all diesen Bildern und Bildpunkten eine Hologramm-Projektion zu berechnen. Ein Live-Auftritt, bei dem vier sich bewegende Figuren während einer Stunde oder mehr zu sehen sind, ist darum heute noch ein Ding der Unmöglichkeit.
Viel einfacher wird es, wenn Hologramme nicht in den Raum projiziert, sondern dem Zuschauer auf einer speziellen Brille angezeigt werden. Beispiele dafür sind die Hololens von Microsoft oder die Brille von Magic Leap , von der es allerdings noch keinen funktionierenden Prototypen gibt. Solche Augmented-Reality-Geräte können die Realität auf eine Art erweitern, die weit über die Möglichkeiten eines reinen Hologramms hinausreichen.
Fragt sich bloss, ob auch Konzertbesucher dazu bereit sind, eine klobige Brille auf der Nase zu tragen, um ihre Lieblingsband auf der Bühne zu sehen.