Mit Watson hat IBM ein System entwickelt, das in der Lage ist, Sprache zu analysieren, Inhalte zu recherchieren und Antworten zu formulieren. Watson ist IBMs bester Werbeträger, wenn es um das Thema künstliche Intelligenz geht.
Seinen bisher prominentesten Auftritt hatte der Computer im Februar 2011, als er in der US-Quizshow Jeopardy! gegen zwei menschliche Champions antrat – und deutlich gewann. Möglich wurde dieser Sieg durch die Entwicklung neuer Software-Techniken wie etwa maschinelles Lernen.
Um sich für seinen Auftritt bei Jeopardy! fit zu machen, hatte Watson Zugriff auf eine gut vier Terrabyte-Grosse Datenbank, darunter Wörterbücher und Enzyklopädien wie die ganze Wikipedia. Die Maschine lernte, diese gewaltige Menge von Daten miteinander in Beziehung zu setzen und so die richtigen Schlüsse zur Beantwortung der Quizfragen zu ziehen.
Watson im Kampf gegen Malaria
Doch IBM hat Watson nicht zum Spass gebaut. Der Computer, der als riesengrosse Maschine startete und heute auf die Grösse zweier übereinandergestapelter Pizzakartons geschrumpft ist, soll Firmen, Behörden und der Wissenschaft dabei helfen, riesige Datenberge auszuwerten. IBM schätzt den möglichen Umsatz solcher Big-Data-Dienste auf gut 16 Milliarden Dollar.
Ein Feld, in dem Watson heute schon zum Einsatz kommt, ist die Erforschung neuer Wirkstoffkombinationen für Medikamente. Um ein neues Mittel gegen Malaria zu entwickeln, wurde die Maschine mit sämtlicher Literatur zum Thema gefüttert, mit Informationen zu den Bestandteilen bekannter Malaria-Medikamente und anderer chemischer Komponenten.
Watson gelang es dabei nicht nur, bereits bekannte Malaria-Medikamente zu erkennen, der Computer schlug auch 15 neue Wirkstoff-Kombinationen zur Bekämpfung der Krankheit vor.
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Resteverwerten mit Küchenchef Watson
Nach dem gleichen Prinzip funktioniert Watson auch als Küchenchef. Bloss hat sich die Maschine dazu nicht durch Medikamenten-Kataloge gewühlt, sondern durch zehntausende von Rezepten des amerikanischen Gourmet-Magazins Bon Appétit . Zusätzlich wurde ihr die chemische Zusammensetzung einzelner Zutaten und Gewürze beigebracht.
So lernte Watson nicht nur, was Menschen schon schmeckt, sondern auch, welche Nahrungsmittelkombinationen sonst noch möglich wären – Grundlage für aussergewöhnliche Rezeptvorschläge wie eine Spargel-Quiche nach schweizerisch-thailändischer Art, ein Erdbeer-Curry oder ein afrikanisches Blauschimmelkäse-Tiramisu.
Die besten Watson-Rezepte sind mittlerweile in einem Kochbuch gesammelt. Und seit kurzen steht der Rezepte-Algorithmus auf der Webseite Chef Watson allen Interessierten frei zur Verfügung. Dort können wir bis zu vier verschiedene, frei wählbare Zutaten eingeben und uns von Watsons Vorschlägen überraschen lassen. Wer im Kühlschrank noch Speck, Gruyère, Avocado und Joghurt übrig hat, dem schlägt die Maschine zum Beispiel eine Joghurt-Bolognese vor.
Wir können aber auch die Art eines Gerichtes vorgeben – eine Terrine etwa – und zusätzlich wählen, nach welcher Art sie zubereitet werden soll. Wer sein Essen gerne nach kreolischer Art mag, wird vielleicht an einer kreolischen Heidelbeer-Terrine Freude haben.
Watson schlägt bei seinen Rezepten für fast jeden Bestandteil auch Ersatzmöglichkeiten vor, so dass wir nicht verzweifeln müssen, wenn sich eine besonders exotische Zutat nicht auftreiben lässt. Und wir können auch bestimmte Nahrungsmittel von unseren Gerichten ausschliessen, was für wählerische Esser und Allergiker gleichermassen interessant ist.
Wir haben Watsons Vorschläge selbst ausprobiert und einen Kokosnusswasser Pasta-Salat zubereitet, mit einem malaiischen Ziegenkäse-Panna-cotta zum Nachtisch. Wie das geschmeckt hat, soll hier nicht verraten werden – man sieht es im Video oben.