«Tools for the next Revolution» – Werkzeuge für die nächste Revolution. Unter diesem Titel zeigt das Kunsthaus Langenthal vom 30. Mai bis zum 7. Juli Werke der beiden Schweizer Künstler Matthias Jud und Christoph Wachter. Ihre Kunst befasst sich mit der Freiheit von Information und besteht unter anderem selbst aus Computer-Programmen.
Viele Menschen in unseren Breitengraden glauben, das Internet sei ein freier Kommunikationsraum. Ein Irrglaube, wie Christoph Wachter betont. Zusammen mit Matthias Jud konzentriert er desshalb sein künstlerisches Schaffen seit über einem Jahrzent darauf, Zensur im Internet aufzuzeigen.
Uns interessiert die Nutzung des Internet in stark zensierten Situationen mit einem starken politischen Regime.
Hierzulande sind die Auswirkungen dieser Zensur noch unauffällig. Doch in Ländern mit totalitären Tendenzen wird die Meinungs- und die Informationsfreiheit der Menschen grundlegend beschnitten. Diesen Menschen stellen die beiden Künstler Werkzeuge zur Verfügung, um die Zensur zu umgehen und um bestehende Machtkonstitutionen zu unterwandern.
Open Source gegen Zensur
Die Ausstellung im Kunsthaus Langenthal zeigt, dass diese Werkzeuge funktionieren. In den Räumen stehen selbstgebastelte WiFi-Antennen, die Computer und Handys zu einem selbständigen, drahtlosen Netzwerk verbinden, dem «qaul.net». «qaul» ist arabisch und bedeutet Rede, Wort oder Spruch. Die Software, die das qaul-Netz antreibt, stellen die Künstler als Open Source Code für alle gängigen Computer- und Handy-Betriebssysteme zur Verfügung. Ist sie einmal installiert, verbinden sich diese Geräte selbständig untereinander – unabhängig von staatlich kontrollierter Infrastruktur.
Kunst oder Cyber-Aktivismus?
qual.net ist keine Konzeptkunst; schon jetzt verbindet es Menschen in Konfliktregionen, in denen Kommunikations-Infrastruktur ausgefallen ist oder absichtlich gestört wird, wie etwa im kriegszerrütteten Syrien. Genauere Informationen zum dortigen Stand des Projektes möchten die Künstler nicht preisgeben, aus Angst, die Menschen vor Ort zu gefährden.
Ich glaube, das Museum ist der richtige Ort, um diese grundlegenden Fragen zu verhandeln.
Weiterführende Links
Die Ausstellung «Tools for the Next Revolution» wirft gezielt die Frage auf, wo die Grenze zwischen Kunst und politisch motiviertem Cyber-Aktivismus verläuft.
Die Antwort bleibt dem Betrachter überlassen – und genau dafür braucht es die Begegnung im Kunstraum.