Wer sich in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter aufhält, kennt sie: Die Fotos von Kindern, Katzen und Essen, die den Nachrichtenstrom bevölkern. Fotos zu teilen, ist die wichtigste Beschäftigung der Nutzer von Facebook.
Entsprechend versuchen schon länger verschiedene Apps, die Idee vom Foto-Teilen auf Videos zu übertragen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn Fotos haben im Gegensatz zu Videos nur eine kleine Datei-Grösse und sie sind schnell konsumiert: in einem Augenblick. Das macht Fotos besonders für die mobile Nutzung ideal. Videos benötigen dagegen eine schnelle Datenverbindung und etwas mehr Geduld – was bis vor kurzem eine weite Verbreitung von Video-Apps verhindert hat.
Vine macht Video mobil
Doch seit ein paar Monaten ist es einer App gelungen, diese Probleme zu umschiffen: Vine. Im Gegensatz zu anderen Video-Apps vereinfacht Vine den Prozess einer Aufnahme enorm. Statt Clips aufzunehmen, zusammenzuschneiden und das Resultat hochzuladen, beschränkt sich Vine auf einen kurzen Clip, der nur sechs Sekunden dauert.
Statt eines Videos nimmt man also eigentlich eher ein Foto auf, das sich einfach noch ein paar Sekunden lang bewegt. Man produziert nicht ein Filmchen, sondern macht eine Momentaufnahme. Dieses Konzept ist ideal für mobile Nutzung – egal ob man aufnimmt, oder konsumiert.
Die Videos kommen
Twitter kaufte Vine, bevor die App überhaupt offiziell erschienen war. Und Vine hob sofort ab: In nur fünf Monaten wurde die App 13 Millionen Mal heruntergeladen. Vine konnte so in kürzester Zeit den grössten Marktanteil bei Video-Sharing-Apps ergattern.
Darauf musste Instagram reagieren. Facebook hat Instagram vor etwas mehr als einem Jahr für eine Milliarde Dollar gekauft – weil Fotos teilen die wichtigste Beschäftigung auf Facebook ist; und damit ein Grund, warum Nutzerinnen auf dieser Seite (auch mobil) so viel Zeit verbringen. Wenn nun die Leute plötzlich beginnen, Videos statt Fotos zu teilen, und dazu einen Dienst des direkten Konkurrenten Twitter benutzen, musste Facebook das als einen Angriff auf ihr Kerngeschäft sehen. Aus diesem Grund nutzt man nun die schon sehr breite Nutzerbasis von Instagram – 130 Millionen aktive Nutzer – und kopiert kurzerhand das Modell von Vine.
Instagram Video: 15 Sekunden mit Filter
Instagram Video funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Vine: Kurze Momentaufnahmen, sozusagen bewegte Fotos. Die Foto-Filter von Instagram, mit denen sich Fotos ganz einfach «verschönern» lassen, sind sehr beliebt. Es macht deshalb Sinn, diese Filter auch bei den Videos anzubieten.
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Bei Instagram hält man die sechs Sekunden von Vine offenbar für etwas zu kurz und erweitert die maximale Länge eines Clips auf 15 Sekunden. Das entspricht ungefähr der Länge eines Werbespots: Ein bisschen mehr Zeit, um etwas zu erzählen, aber erwiesenermassen noch kurz genug für knappe Aufmerksamkeitsspannen.
Die Handhabung ist bei Instagram Video und Vine im Wesentlichen dieselbe: Wir halten die Aufnahmetaste gedrückt, solange wir aufnehmen wollen. Loslassen und erneut drücken ermöglicht es zu «schneiden», also verschiedene Einstellungen aneinander zu reihen. Vine spielt das Video dann in einer Endlosschleife ab, bedient sich damit der angesagten Ästhetik von animierten GIFs. Instagram Video hingegen lässt keine Loops zu.
Das Promo-Video von Instagram zeigt Füsse im Sand am Meer und fröhliche Menschen, die Momente festhalten; im besten Fall ist das Poesie des Alltags. Man muss wohl kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass wir schon bald viele Videos von Katzen, Kindern und Essen in unseren sozialen Netzwerken sehen werden. Das mag man banal finden. Oder im Gegenteil verbindend, weil sich unsere «speziellen» Momente so gleichen.