Die Anwendung ist denkbar einfach: Man beantwortet 16 Fragen zum eigenen Sprachgebrauch und die Dialekt-Äpp grenzt aufgrund dieser Antworten die Herkunft des Dialekts ein. Es gibt einige Fragen nach dem Wortschatz, zum Beispiel: Wie bezeichnen Sie den Überrest eines Apfels? Bei vielen Fragen geht es jedoch um Nuancen bei der Aussprache eines Wortes, etwa darum, wie man das «E» in «Bett» ausspricht.
Dahinter steckt die wissenschaftliche Erkenntnis, dass sich der Wortschatz schneller verändert als die Aussprache: Zieht jemand in eine andere Gegend, so ist er eher bereit, ein neues Wort zu verwenden als seine Aussprache anzupassen und zum Beispiel ein offenes «E» durch ein geschlossenes zu ersetzen. Unterstützt wird man bei den Fragen nach den Feinheiten der Aussprache durch Audio-Beispiele zu den verschiedenen Dialektformen eines Wortes.
Offenes oder geschlossenes «E»?
Zur Analyse des Herkunftsortes wird auf die Karten im «Sprachatlas der deutschen Schweiz» zurückgegriffen. So existiert für jede der 16 Fragen eine eigene Karte. Dort ist zum Beispiel vermerkt, dass das «E» in «Bett» im Osten eher mit geschlossenem, im Westen mit einem offenen «E» ausgesprochen wird. Die App zeichnet sozusagen die Antworten auf den 16 Karten ein und legt diese übereinander, um die Herkunft eines Dialekts möglichst genau einzugrenzen.
Neben der Bestimmung der Herkunft eines Dialekts hat die Dialäkt-Äpp aber noch mehr zu bieten: So kann man zum Beispiel einen Ort eingeben und bekommt dann die 16 Wörter aus den Fragen im jeweiligen Dialekt vorgelesen.
Mitmachen und Dialekt-Karte verbessern
Die Macher der App hoffen auch auf die Zusammenarbeit mit den Anwendern. Hat die App beispielsweise einen Herkunftsort des eigenen Dialekts bestimmt, so wird man aufgefordert, diesen zu verifizieren. Wurde die Herkunft des Dialektes von der App ungenau analysiert, so kann man die korrekten Angaben an die Macher übermitteln und so mithelfen, die Karte der Dialekte zu verbessern.
Man hat auch die Möglichkeit, die eigene Aussprache der 16 Wörter mit Hilfe der Dialäkt-Äpp aufzuzeichnen und zu übermitteln. Auf diese Weise erhoffen sich die Macher, an neue Informationen zur Verwendung der Dialekte zu gelangen. Der «Sprachatlas der deutschen Schweiz», der doch schon etwas in die Jahre gekommen ist, könnte auf diese Weise überprüft und ergänzt werden.
Ab 2015 mit automatischer Spracherkennung
Hinter der Dialäkt-Äpp stehen die Sprachwissenschafter Marie-José Kolly und Adrian Leemann von der Uni Zürich. Finanziert wurde das Projekt jedoch nicht durch eine Universität sondern durch die Crowd-Sourcing-Plattform wemakit. Verschiedene private Sponsoren haben so die Entwicklung der App mit insgesamt 10'000 Franken unterstützt. Aufgrund des begrenzten Budgets ist die Dialäkt Äpp vorerst nur fürs iPhone erhältlich.
Neu wird das Projekt auch vom Schweizerischen Nationalfond mit 180'000 Franken finanziert. Dank diesem Geld soll unter anderem die nächste Version der Dialäkt-Äpp entstehen. Die neue App soll dann auch in der Lage sein, mit automatischer Spracherkennung die Herkunft des Dialektes zu ermitteln. Sie ist für 2015 geplant und soll für alle gängigen Smartphones erhältlich sein.
Die «Dialäkt-Äpp» ist nicht die erste Applikation zur Bestimmung eines Dialektes, das ermöglicht auch seit vielen Jahren schon das Chuchichästli-Orakel. Im Gegensatz zur neuen App basiert das "Chuchichästli-Orakel" ausschliesslich auf Fragen zum Wortschatz.