Vor zehn Jahren war ein Handy vor allem zum Telefonieren da und zum Verschicken von SMS. Doch mit den neuen Telefon-Standards 2G und 3G begann sich eine ganz neue Zukunft abzuzeichnen: Plötzlich konnten Handys dank dieser neuen Technologien auch grosse Datenmengen verschicken.
Der Paradigmen-Wechsel
Steve Jobs sah das Potenzial schon früh und stellte die Weichen. Ein Apple-Team begann 2004, zusammen mit Ingenieuren von AT&T am ersten iPhone zu arbeiten. Zugleich erkannte auch Google die Zeichen der Zeit und übernahm im November 2004 eine kleine Software-Firma, die sich auf mobile Geräte spezialisiert hatte. Der Name der Firma: Android.
Im Januar 2007 präsentierte Steve Jobs das erste iPhone. Im November schob Google sein Betriebssystem Android fürs Smartphone nach und gab die Zusammenarbeit mit grossen Handy-Produzenten bekannt, darunter Namen wie Samsung und Motorola.
Software als Hürde
Etwa 1000 Ingenieure von Apple und AT&T waren über Jahre beschäftigt. Sie entwickelten nicht nur das erste Smartphone mitsamt Touchscreen, sondern auch ein eigenes Betriebssystem, das iOS. Und schliesslich entstanden auch eigene Dienstleistungen wie der App-Store.
Die Entwicklungskosten für das erste iPhone werden auf 150 Millionen Dollar geschätzt. Und die finanzschwachen Aussenseiter von heute haben kaum die Mittel, die es braucht, um hochkomplexe die Hard- und Software neu zu entwickeln.
Konsumenten und Apps
Die Attraktivität eines Smartphones hängt nicht zuletzt vom Angebot des App-Stores ab. Entwickler sind aber nur dann motiviert, Zeit in eine App zu investieren, wenn die Plattform bereits über einen breiten Kundenstamm verfügt. Für Aussenseiter ist das ein unlösbares Problem, eine klassische Systemblockade: Erst, wenn es genug Benutzer gibt, sind App-Entwickler motiviert, doch die Benutzer kaufen erst, wenn es auch genug Apps gibt.
Hardware: Alle Macht den Grossen
Auch bei der Hardware sind die Grossen im Vorteil. Apple und Samsung etwa verfügen über die Marktmacht, um die Chip- oder Bildschirm-Lieferanten über Jahre an sich zu binden. Die kleineren Konkurrenten haben das Nachsehen: Sie bekommen Bauteile zu schlechteren Konditionen oder später. Oder sie müssen sich mit zweitklassiger, billigerer Hardware abfinden.
Die Aussenseiter könnten dank niedrigerer Kosten freilich eine Tiefpreis-Strategie einschlagen. Doch sie sind nicht allein und die Konkurrenz in dem Bereich ist hart.
Wichtig: Beziehung zum Netzbetreiber
Eine bahnbrechende Idee alleine garantiert einem Aussenseiter noch keinen Erfolg, wenn potenzielle Kunden nichts davon wissen. Um das zu ändern, braucht es eine Werbekampagne – und die kostet Geld. Zudem genügt Werbung alleine noch nicht: Ein neues Produkt braucht auch die ungeteilte Unterstützung der Netzbetreiber, die in ihren Shops eine Kombination aus Smartphones und Handy-Verträgen vertreiben.
Der Nokia-Entwickler und Blogger Josh Marinacci erwähnt in einem vielbeachteten Beitrag als Beispiel die Firma Palm, die mit ihrem neuen WebOS gescheitert ist: «Palm gab Millionen für TV-Werbung aus, um die Kunden in die Läden zu bringen – die dann mit einem Android-Gerät wieder hinausliefen.» Die Verkäufer dieses Netzbetreibers hatten offenbar zu wenig Anreiz, den Kunden das gewünschte Gerät eines Aussenseiters zu verkaufen.
Trübe Aussichten für Aussenseiter bis auf weiteres
Von den riesigen Investitionen in die Software über den beschränkten Zugang zur Hardware, vom App-Store bis zur Beziehung zu den Netzbetreibern: Überall haben die Aussenseiter das Nachsehen. Das wird sich in absehbarer Zeit kaum ändern. Die aktuellen Platzhirsche Apple und Google sahen das Zeitalter des Internets auf dem Handy rechtzeitig kommen, haben richtig reagiert und so die Macht übernommen.
Erst beim nächsten grossen technologischen Paradigmenwechsel werden die Karten wieder neu gemischt. Ganz gleich, was das Smartphone der Zukunft können wird: Wer es frühzeitig kommen sieht, bekommt dann wieder eine Chance.