Als in den 70er-Jahren der erste «Star Wars»-Film «A New Hope» in die Kinos kam, hatte die Filmindustrie erst gerade den Computer als Trickkiste entdeckt. 1973 war im Sci-Fi-Western «Westworld» zum ersten Mal eine computergenerierte 2D-Animation zu sehen.
Vier Jahre später ging Regisseur George Lucas mit «Star Wars» einen Schritt weiter und zeigte die erste animierte 3D-Grafik aus dem Computer: Eine 40 Sekunden lange Drahtgitter-Animation des Todessterns. Das Video unten zeigt die Animation, die im Film auf einer Leinwand im Hauptquartier der Rebellentruppen zu sehen ist:
Die Computertechnologie steckte damals noch in den Kinderschuhen. Um die zweiminütige Sequenz zu rechnen – von der im Film schliesslich 40 Sekunden zu sehen waren – brauchte es ganze zwei Monate.
Die erste computergesteuerte Kamera
So begrenzt die technologischen Möglichkeiten damals waren, so grenzenlos schien die Kreativität der Macher. Der Landspeeder zum Beispiel, mit dem Luke Skywalker über den Wüstenboden von Tatooine zu fliegen schien, hatte eigentlich Räder. Dank Spiegeln wurden sie zum Verschwinden gebracht. Der Eindruck entstand, das Gefährt würde fliegen.
Wahre Meisterleistungen entstanden derweil in den Stop-Motion-Studios von «Star Wars». Pro Stunde wurden dort etwa 20 Bilder geschossen – die jeweils eine knappe Sekunde Film ergaben.
Für besonders aufwendige Szenen entwickelten die Macher sogar eine eigene Kamera: Die sogenannte Dykstraflex, die computergesteuerte und voll automatisierte Kamerafahrten möglich machte. Fahrten, die sich unzählig oft und genau gleich wiederholen liessen und den Tricktechnikern damit half, verschiedene Effekte übereinander zu legen. So entstanden spektakuläre Verfolgungsjagden und Schlachtszenen im All, die das Publikum so noch nicht gesehen hatte.
Auch was das Hörerlebnis angeht, schaffte «Star Wars» neue Masstäbe. 1983 gründete George Lucas das Tonstudio THX, das mit seinem gleichnamigen Standard den Kinosound revolutionieren sollte. So wollte Lucas sicherstellen, dass der Soundtrack von «Return of the Jedi» für jeden einzelnen Zuschauer genau so bombastisch klang, wie er sich das vorstellte.
Jar Jar Binks: Die unbeliebteste Filmfigur aller Zeiten
Mit seinem Effektstudio Industrial Light & Magic war George Lucas in den Jahren nach «Star Wars» für einige der bekanntesten Effekte in der Filmgeschichte verantwortlich. Sei es das schmelzende Nazi-Gesicht in «Raiders of the Lost Ark», der fliegende DeLorean in «Back to the Future» oder die Dinosaurier in «Jurassic Park».
Und 20 Jahre nach den ersten «Star Wars»-Filmen nahm Lucas für eine Prequel-Trilogie auch selbst wieder auf dem Regiestuhl Platz. Special-Effects aus dem Computer waren in Hollywood mittlerweile Alltag geworden. Doch mit «The Phantom Menace» übertraf Lucas 1999 noch einmal alle – zumindest was die schiere Menge an Effekten angeht. Ganze 95 Prozent des Films wären am Computer entstanden, erklärte er damals. Lediglich 200 Einstellungen seien ganz ohne Nachbearbeitung ausgekommen.
Mit Jar Jar Binks brachte er damals auch den ersten voll digitalisierten Hauptcharakter auf die Leinwand – technisch eine Meisterleistung, doch von Publikum und Kritik gehasst wie selten eine Figur zuvor. Auch sonst kamen die Computereffekte der Prequel-Trilogie schlecht an. Zu leblos wirkten sie, hiess es. Auf technologischer Ebene war Lucas zwar Grosses gelungen. Doch was am Computer beeindruckend aussah, funktionierte im Film nicht mehr.
Tote wieder auf der Leinwand
Ganz anders J. J. Abrams, der Lucas im Jahr 2015 als «Star Wars»-Regisseur ablöste. Ironischerweise war in seinem «The Force Awakens» noch viel mehr am Computer entstanden als in Lucas' ungeliebter Prequel-Trilogie. Doch Abrams und sein Team hatten einen Weg gefunden, die Effekte natürlich aussehen zu lassen – so dass sie dem Publikum gar nicht mehr als digital gemacht auffielen.
Dasselbe gilt auch für den im letzten Jahr erschienen «Rogue One». Dort ist in einer längeren Szene der Commander des Todesstern zu sehen, scheinbar gespielt von Peter Cushing, der diese Rolle schon im ersten «Star Wars»-Film inne hatte. Allerdings: Cushing war 1994 gestorben.
Darum mussten die Tricktechniker Bild für Bild altes Material durchgehen und in aufwändiger Arbeit eine 3D-Maske erstellen. Die wurde schliesslich über das Gesicht des Schauspielers gelegt, der an Stelle Cushings bei «Rogue One» vor der Kamera stand.
Dieselbe Technik wurde auch angewendet, um Carrie Fisher wieder als junge Prinzessin Leia von der Leinwand strahlen zu lassen. Der Effekt ist so gut gelungen, dass sogar Fisher selbst gedacht haben soll, man hätte dazu bloss altes Material aus den 70ern wiederverwendet.
Als Fisher kurze Zeit nach dem Kinostart von «Rogue One» starb, wurden rasch Gerüchte laut, sie werde dank dieser Technologie auch in weiteren «Star Wars»-Filmen weiterleben. Das wurde unterdessen aber von offizieller Seite dementiert.