Das Prinzip ist einfach: In der Schweiz gilt der Grundsatz der «Universalsukzession»: Das bedeutet, dass alle Rechte der verstorbenen Person an ihre Erben übergehen. Diese treten die «Rechtsnachfolge» an. Wenn also jemand eine Musiksammlung besitzt, dann geht dieser Besitz an die Erben über, unabhängig davon, in welcher Form diese Musik vorhanden ist.
Einfaches Prinzip: Rechtsnachfolge
Wert spielt an sich keine Rolle: Die Fotos eines Profi-Fotografen, die einen Marktwert haben, gehen genauso an die Erben über, wie die privaten Ferienfotos.
Komplizierter wird es bei Diensten, die Daten «in der Wolke» abspeichern; wo also die Daten nicht auf einer Festplatte liegen, die man den Erben übergeben kann, sondern die irgendwo in einem Rechenzentrum liegen und per Internet darauf zugegriffen wird.
Alle Beiträge im Dossier
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- Traurige Nachricht vom Tod – elektronisch verbreitet
- Facebook als Grabstein
- Der Mensch ist tot, seine Daten leben weiter
- Passwörter: Auch nach dem Tod eine Plage
- Passwort auf den Zettel, Zettel zum Notar
- Der digitale Nachlassverwalter
- Der digitale «Dead Man's Switch»
Erbrecht ist zwingendes Recht
Nutzungsbedingungen von solchen Diensten verbieten oft ausdrücklich, dass ein Account übertragen werden kann, oder dass das Passwort weitergegeben werden darf. Mit «übertragen» ist allerdings etwas anderes gemeint als mit «Rechtsnachfolge»: Wenn eine lebende Person einen Account jemand anderem schenkt oder verkauft, ist das «übertragen». Wenn hingegen Erben die Rechtsnachfolge einer verstorbenen Person antreten, gilt das nicht als «übertragen».
Dazu kommt, dass ein Vertrag (und das sind Nutzungsbedingungen) nicht zwingendes Recht aushebeln darf. Erbrecht ist zwingendes Recht, es geht also vor.
Möglicherweise komplizierte Praxis
Erbrecht ist allerdings von Land zu Land unterschiedlich. Es stellt sich die Frage nach dem Gerichtsstand. Bei vielen Internet-Diensten ist dieser nicht in der Schweiz. Wer also die Herausgabe von Daten vor Gericht erstreiten muss, ist unter Umständen mit grossem Aufwand konfrontiert.
Es empfiehlt sich deshalb, vorzusehen und aufzulisten, welche Dienste man benutzt und welche Daten wo gespeichert sind. Damit wissen die Erben, was überhaupt vorhanden ist, und können auch abschätzen, ob sich der Aufwand lohnt, für bestimmte Daten vor Gericht zu gehen.