Immer wieder taucht in Science-Fiction-Geschichten die Idee einer virtuellen Realität auf wie zum Beispiel das Holodeck in der TV-Serie «Star Trek». Ein Computer berechnet dabei eine künstliche Welt, in die der Mensch mit seinen Sinnen komplett eintauchen kann. Dazu braucht es Hilfsmittel.
Alter Traum und neue Technologie
Seit den 1990er-Jahren haben Soft- und Hardware-Spezialisten mit grosser Begeisterung immer wieder versucht, Virtual-Reality-Geräte zu bauen. Die technischen Mittel dafür standen aber vor zwei Jahrzehnten noch nicht zur Verfügung: Die Bildschirme waren zu gross, die Rechenleistung reichte nicht aus und die Qualität der Sensoren war mangelhaft. Auf die Begeisterung folgte bald Ernüchterung.
Heute ist alles anders: Flachbildschirme sind leicht und bieten hervorragende Bildqualität, die Rechenleistung hat sich vervielfacht und das Angebot an präzisen Bewegungs- und Beschleunigungssensoren ist gross. Viel zu dieser Veränderung beigetragen hat der Smartphone-Markt, der für diese Bauteile eine gigantische Nachfrage generiert hat. Es verwundert deshalb nicht, dass Ankündigungen für Virtual-Reality-Geräte sich in letzter Zeit häufen. Auffällig dabei: Auch die ganz grossen im IT-Geschäft wollen mitmischen. Facebook, Microsoft, Sony und Google zum Beispiel haben Virtual-Reality-Brillen angekündigt, sind bereits am Entwickeln oder haben in Virtual-Reality-Firmen investiert.
Virtuelle oder angereicherte Realität
Die Hersteller setzen auf zwei unterschiedliche Arten von Geräten. Bei den Virtual-Reality-Brillen von Facebook oder Sony etwa schaut der Träger über zwei Monitore in eine vom Computer berechnete künstliche Welt. Microsoft und Google hingegen setzen auf sogenannte Augmented-Reality-Geräte. das Ziel: Die natürliche Umgebung soll durch virtuelle Objekte erweitert werden. Die Nutzerin schaut durch eine getönte Scheibe auf die Umgebung, ein Computer berechnet einzelne Objekte – Gegenstände oder Figuren – und projiziert diese auf das Brillenglas (oder neuster Trend: ins Auge).
Mehr als Unterhaltung
Etwas haben alle Firmen gemein, die zurzeit mit ihren Virtual-Reality-Geräten von sich reden machen: Sie sind in der Game- und Unterhaltungs-Industrie verwurzelt. Am offensichtlichsten ist dies bei Sony und Microsoft, die mit «PlayStation» und «Xbox» zwei der beliebtesten Konsolen auf dem Markt haben. Das heisst jedoch nicht, dass alle diese Brillen allein der Unterhaltung dienen sollen. Gerade die «HoloLens» von Microsoft ist wohl eher für kommerzielle Anwendungen ausgelegt, als fürs Gamen auf der Xbox. Microsoft hat auch schon mögliche Anwendungen für die Brille präsentiert: Ein 3D-Baukasten, mit der eine «HoloLens»-Trägerin einen virtuellen Gegenstand entwerfen und diesen dann auf dem 3D-Drucker ausdrucken kann. Die Brille wird zur 3D-Druckvorschau.
Und auch bei dem zurzeit ambitioniertesten Projekt von Magic Leap steht nach allem, was man darüber in Erfahrung bringen kann, nicht das Gamen im Vordergrund. Im Zentrum steht ein neuartiger Projektor, der ein Bild direkt ins Auge projiziert, wie der Journalist Sean Hollister vermutet, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Auf diese Weise verschmelzen vom Computer berechnete Gegenstände, Grafiken oder Texte nahtlos mit der Umgebung. So könnte etwa ein Tourist in Zukunft Information zum Baujahr einer Kirche oder den Namen eines Architekten eingeblendet bekommen.
Das erinnert stark an «Google Glass», eine Augmented-Reality-Brille, die immer wieder in den Schlagzeilen war. Tatsächlich ist der Suchmaschinen-Betreiber einer der grossen Investoren hinter Magic Leap. Was aufhorchen lässt: Google hat die Vermarktung der eigenen Brille verschoben. Vielleicht besteht ein Zusammenhang zum Engagement von Google bei Magic Leap, denn trifft nur ein Teil von dem zu, was über deren Augmented-Reality-Technologie an die Öffentlichkeit gelangt war, so ist die Google-Brille bereits wieder veraltet. Diesmal geht es schneller vorwärts mit der Verwirklichung der virtuellen Realität als im letzten Jahrhundert.
Diese Virtual-Reality-Geräte sind im Gespräch
Oculus VR (Facebook)
Die Firma Oculus hat bereits 2012 auf der Crowd-Sourcing-Plattform Kickstarter die Virtual-Reality-Brille «Oculus Rift» vorgestellt. Das Gerät besteht aus zwei Monitoren und Sensoren, die die Bewegungen des Kopfes verfolgen. Erstmals war es einem Produkt im Preissegment von ein paar hundert Dollar gelungen, die Qualität des Bewegungs-Tracking auf das erforderliche Niveau zu bringen. Das Produkt stiess in der Öffentlichkeit auf riesiges Interesse. 2014 hat Facebook das Startup-Unternehmen Oculus gekauft. Facebook sieht grosses Potenzial für Virtual-Reality-Anwendungen in sozialen Netzwerken. Verschiedene Entwicklerversionen der Brille sind im Umlauf und für jeden erhältlich. Wann das Gerät auf den Markt kommt ist noch nicht klar.
HoloLens (Microsoft)
Über ein neuartiges Gerät werden ins Blickfeld virtuelle Gegenstände eingeblendet, die an Hologramme erinnern. Die Brille verfügt zudem über einen Bewegungs-Detektor, eine stark erweiterte Version des Detektors «Kinect» von Microsoft. Dieser kann zum Beispiel die Hände des Nutzers im Raum erkennen und auf Gesten reagieren. «HoloLens» ist nicht nur für Gamer gedacht, die Brille soll auch unseren Arbeitsalltag revolutionieren. Beispiele: In einer Video-Konferenz könnte künftig ein Spezialist einem Laien bei der Reparatur eines Gerätes helfen, indem er Anweisungen zeichnet, die die Brille einblendet. Oder «HoloLens» kann zur 3D-Druckvorschau verwendet werden. Microsoft hat «HoloLens» zusammen mit «Windows 10» im Januar dieses Jahres vorgestellt. Eine Version für Software-Entwickler soll im Frühling 2015 bereit sein. Da «Windows 10» Voraussetzung ist, ist wohl kaum in diesem Jahr mit einer Markteinführung zu rechnen.
Morpheus (Sony)
Sony stellte die VR-Brille zum ersten Mal im Herbst 2014 vor. Die Brille soll sich in das Playstation-Universum von Sony integrieren und die Playstation 4 ergänzen. Noch sind keine Preise bekannt, laut Sony soll die Brille im ersten Halbjahr 2016 käuflich sein. Erste Spiele für die «Morpheus» sind für die Spielemesse E3 im Sommer 2015 angekündigt.
Vive (HTC und Valve)
Hinter «Vive» steckt neben dem Hardwarehersteller HTC die Firma Valve, die mit «Steam» die grösste Plattform für PC-Games betreibt. Die Brille arbeitet mit Infrarot-Kameras zusammen, die in zwei Ecken eines Raumes platziert werden müssen. Ein leistungsfähiger PC berechnet aus den Daten ein Abbild des Raumes und füllt diesen mit virtuellen Objekten. So ist es möglich, dass man um ein vom Computer berechnetes Objekt herumlaufen kann. «Vive» ist nicht so portabel wie andere Produkte - noch ist das Gerät über ein Kabel mit dem PC verbunden. Dennoch soll die Brille nicht nur für Gamer interessant sein, sondern zum Beispiel auch in Museen zum Einsatz kommen. Eine Entwickler-Version soll dieses Frühjahr erscheinen, das Gerät soll noch dieses Jahr auf den Markt kommen.
Razer OSVR
Die Firma Razer präsentiert eine Virtual-Reality-Brille, die komplett quelloffen ist, sowohl die Hard- als auch Software ist also Open Source. Damit können interessierte Bastlerinnen und Bastler ihre eigenen Virtual-Reality-Welten kreieren. Noch befindet sich das Gerät im Prototyp-Stadium, es soll aber laut Razer im Juni 2015 herauskommen. Die Firma stellt ursprünglich professionelle Gaming-Peripherie her, etwa Mäuse, Gaming-Laptops und Tastaturen.
Gear VR (Samsung, Oculus, Facebook)
Oculus hat zusammen mit Partner Samsung die neue «Gear VR» vorgestellt, ein Rahmen, der zusammen mit einem Samsung-Smartphone zur Virtual-Reality-Brille wird. So finden Bildschirm und Prozessor eines Samsung «Galaxy S6» oder eines «S6 Edge» eine Zweitverwertung. Mit dem Gerät kann man Filme und 3D-Fotos anschauen oder zum Beispiel in die virtuelle Welt einer «Cirque-du-Soleil»-Aufführung eintauchen. Inhalte für die Brille kann man im Oculus Online-Store kaufen. Obwohl das Angebot noch sehr dürftig und die Auflösung der Videos stark eingeschränkt ist, fühle man sich in eine andere Welt hineingezogen und man erahne das Potenzial, das in Virtual Reality stecke, sagt Kyle Orland vom Online-Magazin «Ars Technica», der die «Gear VR» einen Monat lang testen konnte.
Magic Leap (Google und Risiko-Kapitalgeber)
Über das Gerät der Firma Magic Leap ist offiziell nur bekannt, dass es sich um eine Augmented-Reality-Brille handelt, die in nie gekannter Qualität die Umgebung mit virtuellen Objekten vermischen kann. Die Firma hat sich aber nie dazu geäussert, wie die Brille aussieht und wie sie funktioniert. Der Journalist Sean Hollister hat versucht, aufgrund von Patentanmeldungen und Stellenausschreibungen zu rekonstruieren, was Magic Leap vorhat. Seine Vermutung: Das ehemalige Film-Studio arbeitet an einem neuartigen Projektor, der Bilder direkt aufs Auge projizieren kann. Das Verfahren soll einem Bildschirm überlegen sein was Qualität, Gewicht und Preis anbelangt. Zur Entwicklung dieser Technologie hat Magic Leap 500 Millionen Dollar von namhaften Investoren erhalten, darunter auch Google.