Frisch gemähter Rasen, Sommerregen auf heissem Boden, gemahlener Kaffee – alles Düfte, die eine Wohltat für unsere Nasen sind. Gerade an heissen und stickigen Sommertagen sind es aber die unangenehmeren Gerüche, welche gerade in dicht bevölkerten Städten überwiegen. «Im Sommer nehmen wir besonders Schwefelkomponenten aus Kanalisationen stark wahr», erklärt der Atmosphärenforscher Thomas Karl von der Universität Innsbruck.
Wir können Gerüche durch Parfüms, Kosmetik, aber auch Lösungsmittel wie Putzmittel und Farbstoffe beeinflussen.
Geruchsstoffe sind wichtige Substanzen für die Ozon- und Aerosolbildung in der Atmosphäre, welche Karl in verschiedenen Städten untersucht. Viele der Gerüche werden von uns Menschen beeinflusst durch kosmetische Produkte, Nahrungsmittelzubereitung und Putzmittel. Darunter auch Desinfektionsmittel, dessen Geruchsstoffe in den letzten zwei Jahren vermehrt wahrgenommen werden können.
In einer Stadt mit vielen alten Gebäuden oder einem feuchten Klima kann auch der Geruch von Schimmel vorkommen. Geruchsemissionen wie Benzol, welche man aus dem Strassenverkehr kennt, sind hingegen in den letzten Jahren rückläufig aufgrund der modernen Katalysator-Technik in den Fahrzeugen.
Für die guten Geruchsstoffe sind vor allem Bäume verantwortlich.
Etwa 50 bis 60% der Geruchskomponenten in der Umgebung kann unsere Nase wahrnehmen, reagiert aber unterschiedlich sensibel darauf. Die Intensität dieser Wahrnehmung ist jedoch sehr individuell, weshalb der Geruch einer Stadt unterschiedlich auf Menschen wirkt.
Der Duft unserer Hauptstadt
Jede Stadt hat ihren eigenen Geruch. Demjenigen von Bern geht Ursula Arregger regelmässig mit Besucherinnen und Besucher auf die Spur. Sie ist eine der Stadtführerin des Erlebnisrundgangs «Bern der Nase nach», in denen die Hauptstadt erschnuppert wird.
Der Rosengarten in Bern riecht nicht nur nach Rosen, sondern auch nach frisch geschnittenem Gras und blühenden Lindenbäumen.
Für Ursula Arregger riecht Bern sehr unterschiedlich: «Manchmal nach Sandstein, nach Lakritze, beim Bahnhof etwas metallisch, bei der Kirche nach Weihrauch und in den Seitengassen auch mal nach Kanalisation». Das sei aber sehr subjektiv, denn auf den Stadtführungen stellt sie immer wieder fest, dass die Geruchswahrnehmung sehr individuell ist. Es gibt also nicht den einen wahren Geruch einer Stadt – so wie es auch nicht nur eine Nase gibt, die sie riecht.