Das kleine Game-Studio an der Zürcher Limmatstrasse ist bis auf den letzten Platz besetzt, als Matthias Sala von Gbanga die 10 bis 12-jährigen Mädchen – und zwei Buben – begrüsst und ihnen das Programm für den Nationalen Zukunftstag vorstellt. «Es gab einen riesen Run auf unser Angebot», sagt Sala. «Es war in drei Tagen ausgebucht und danach haben uns sogar noch Leute gefragt, ob ihr Kind nicht trotzdem noch Platz hätte.» An der Nachfrage scheint es also kaum zu liegen, wenn beklagt wird, dass es kaum Frauen in der Game-Branche gibt.
Erst werden die Kinder an sechs verschiedenen Posten die verschiedenen Jobs kennenlernen, die zur Game-Entwicklung gehören: Vom Programmieren, dem Game-Design und der Grafik-Gestaltung bis zum Testen des fertigen Spiels und dem Marketing.
Es sind fünf Männer, die den Kindern an den Posten von ihrem Berufsalltag erzählen. «Das ist eigentlich eine Ausnahme», sagt Matthias Sala, «aber wir haben im letzten Jahr keine einzige Bewerbung von einer Frau bekommen und konnten deshalb auch keine einstellen.» Die Aktion zum Nationalen Zukunftstag sieht er deshalb auch als Nachwuchsförderung.
Von Jump'n'Run bis zum Kochen
Nach der Einführung in die einzelnen Jobs der Spieleindustrie geht es für die Kinder gleich ans entwickeln eines eigenen Games. Dazu werden sie von Sala und seinen Kollegen in einem Crash-Kurs in den Umgang mit Stencyl eingeführt – einer Plattform zum Entwerfen eigener Games.
In kleinen Gruppen arbeiten sie dann zusammen an der Umsetzung ihrer Konzepte, um das fertige Spiel am Ende des Tages gleich selbst auf dem Smartphone spielen zu können.
Die Ideen für mögliche Games gehen dabei weit auseinander: Von Jump'n'Run Titeln bis zu einem Spiel «über Kochen oder so». Einige der Mädchen haben sogar schon erste Programmier-Erfahrungen, so wie die 12-jährige Ines: «Beim Gamen hatte ich die Idee, ich könnte ja auch mal ein eigenes Game machen. Dann habe ich mir eine App auf dem Computer heruntergeladen und angefangen, mir ein Spiel zu machen.»
Spiele von Frauen für Frauen
Andere sehen den Zukunftstag auch schon als Vorschau auf ihre spätere Laufbahn. Die 12-jährige Vivian («Ich liebe Computerspiele!») etwa will später einmal Programmiererin werden. Das ist eher ungewöhnlich, weiss auch Matthias Sala. Vor dem Zukunftstag hat Gbanga eine Umfrage gemacht, für welche Tätigkeiten sich die Mädchen am meisten interessieren. Dabei wählte nur ein einziges Mädchen das Programmieren, die meisten interessierten sich für Grafik und Game-Design.
Egal in welcher Funktion: Die männerlastige Game-Industrie kann auf jeden Fall mehr Frauen gebrauchen. Zumal auf der anderen Seite – derjenigen der Spieler – das Verhältnis schon ausgeglichen ist und in etwa so viele Frauen regelmässig Computergames spielen wie Männer. Dazu noch einmal Matthias Sala: «Auch meine Freundin meint beim Gamen öfter, man merke den Spielen an, dass sie nicht von Frauen gemacht seien. Es wäre also sicher richtig, wenn es mehr Spiele von Frauen für Frauen gäbe.»