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Games Review: «Peggle 2»

Als der erste Teil von «Peggle» erschien, war Spielen auf dem Handy noch kein Thema. Dank iPhone und Co. hat sich das mittlerweile geändert, trotzdem erscheint «Peggle 2» vorerst exklusiv für die Xbox. Und auf dem grossen Bildschirm sorgen «Peggles» Regenbögen für besonders intensive Glücksmomente.

Es ist kein grosses Rätsel, warum «Peggle 2» so viele Spieler begeistert: Es sind die bunten Lichter, die Glocken und Fanfaren, die Regenbögen, die uns für jeden gelungenen Schuss belohnen. Es ist die Ultra-Slow-Motion, in der unsere Kugel ihr letztes Ziel trifft und das triumphale «Freude schöner Götterfunken» aus Beethovens 9. Sinfonie, das dazu erklingt. Es ist ein Einhorn namens Bjorn (wie in: «Bjorn, the Unicorn»), das dazu am Spielfeldrand mit wilder Mähne headbangt. Kurz: Wäre «Peggle 2» eine Süssigkeit, sie bestünde aus reinem Zucker.

Ein animiertes GIF zeigt eine Spielszene aus «Peggle 2»
Legende: Schüttle den Kopf, Einhorn: «Peggles» Spielprinzip ist maximal einfach, «Peggles» Belohnungsmomente sind maximal maximal. YouTube/SRF

Es ist dagegen ein grosses Rätsel, weshalb «Peggle 2» exklusiv für die Xbox erscheint – exklusiv bis auf weiteres jedenfalls. Denn «Peggle» scheint wie gemacht für das mobile Spielen unterwegs auf dem Smartphone.

Das erste «Peggle» erschien 2007 noch zu einer Zeit, als es so etwas wie einen App Store gar nicht gab. Nachdem aber später eine Version fürs Handy erschien, entwickelte sich das Game dort prompt zum Bestseller. Nicht zuletzt des einfachen Spielprinzips wegen: Ein Knopf zum Zielen, ein Knopf zum Schiessen – das liess sich auch auf dem kleinen Smartphone-Bildschirm problemlos umsetzen.

Superkräfte sorgen für Abwechslung

«Peggle 2» bei YouTube

Box aufklappen Box zuklappen

Abteilung «Hochkultur»: Der Trailer zu «Peggle 2» gibt nicht nur einen kurzen Einblick ins Game, er lässt uns auch eine Passage aus Beethovens 9. Sinfonie hören!

An der simplen Prämisse des Games hat sich – zum Glück – beim Nachfolger nichts geändert: Auch «Peggle 2» ist eine bunte Mischung aus Flipperkasten, Pachinko-Automat und Arcade-Game à la «Breakout». Auf einem mit runden Hindernissen (die auf Englisch «Pegs» heissen und dem Spiel seinen Namen geben) bestückten Spielfeld müssen wir mit unserer Kugel alle orangen Hindernisse aus dem Weg räumen. Es gibt auch andere Farben: blaue Pegs, die nur im Weg herumstehen; violette Pegs, die besonders viele Punkte geben; oder grüne Pegs, die Superkräfte freisetzen.

Diese Superkräfte sind je nach Spielfeld verschieden. Über die ersten Levels wacht Bjorn, der so etwas wie der Säulenheilige der «Peggle»-Serie ist. Seine Superkraft lässt uns erahnen, welchen Weg unsere Kugel nach dem ersten Abprallen nehmen wird. «Peggle 2» wartet daneben mit vier neuen Figuren auf. Der an Jeffrey Lebowski erinnernde Jeffrey etwa (auch als El Jefferino bekannt), der mit seiner Bowlingkugel Pegs gleich reihenweise aus dem Weg räumt. Oder Gnorman, ein Zwerg im Inneren eines zwergenhaften Roboters. Der sieht aus wie ein englischer Kolonialoffizier und kann mit seinen elektrischen Superkräften getroffene Pegs gleich zusammen mit ihren Nachbarn verschwinden lassen.

Gefühle wie am Geldspielautomaten

Bjorn uns Co. helfen uns nicht nur mit ihren Kräften, sie stellen auch Geschicklichkeitsaufgaben, zum Beispiel, in einem Level mit einem einzigen Ball alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Diese Aufgaben bringen Abwechslung ins Spiel; sie verlangen uns mehr Können ab als das normale Spiel. Denn «Peggle» ist zu gleichen Teilen Geschicklichkeits- wie Glückspiel: Wir bestimmen das erste Ziel unserer Kugel und können dann nur noch zusehen, wie sie ihren Weg durchs restliche Spielfeld nimmt. Ihr Lauf folgt zwar den Gesetzen der Physik, mit Sicherheit voraussagen lässt er sich aber nie.

Eine Spielszene aus dem Game «Peggle 2»
Legende: Neue Peggle-Meister: Lunas Superkräfte lassen blaue Pegs transparent werden und machen es damit einfacher, die orangenen zu treffen. PopCap

Und das ist der wahre Genius von «Peggle»: Dass es uns kaum fühlen lässt, dass wir so wenig Kontrolle über das Spiel haben. Dass es uns stattdessen mit bunten Lichtern, Glocken, Fanfaren und Regenbögen (Regenbögen!) belohnt. Ein Gefühl wie am Geldspielautomaten, wenn vier Glocken (oder Kirschen?) den Jackpot knacken.

Nicht für immer exklusiv

Das alles macht nicht nur süchtig wie Zuckerwatte, es ist auch wie gemacht dafür, dem Spieler gegen Bezahlung unablässig Extras wie Zusatzkugeln, weitere Superkräfte oder neue Spielfelder anzubieten. Solche Mechanismen fehlen bei «Peggle 2» aber völlig, wir zahlen für das Herunterladen des Games in der Xbox Live Arcade und damit hat es sich. Durchaus eine freudige Überraschung, bedenkt man, dass «Peggle»-Entwickler PopCap mit Spielen wie «Plants vs. Zombies» oder «Bejeweled» zu den Grossen im Geschäft mit den sogenannten Free-to-Play-Games gehört.

Audio
Einhörner, Regebögen, Flipper und Pachinko (SRF 3)
02:51 min
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 51 Sekunden.

Allerdings: Das alles kann noch folgen. «Peggle 2» ist nur für einen bestimmten Zeitraum ein Xbox-exklusiver Titel. Das bedeutet wohl, dass schon bald Versionen für weitere Plattformen folgen werden, fast sicher auch fürs Smartphone. Und dort sind die Spieler mittlerweile an die Micropayments in Games gewöhnt. Vielleicht können sie schon bald dafür zahlen, dass Björn besonders nach bestandenem Level noch wilder sein Haupt schüttelt.

«Peggle 2» gibt es für Xbox 360 und Xbox One. Eine PC-Version ist angekündigt. Das Game ist für alle Altersklassen freigegeben.

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