Still und leise thront die psychiatrische Klinik ob Chur. Im nahen Fürstenwald schweigen die schwarzen Tannen. Braune Kühe grasen. Kuhglocken bimmeln. Der Blick schweift von den schroffen Bergkanten des Fürhörnli (1888 m.ü.M.) zum Gipfel des mächtigen Calanda (2805 m).
Das ist die Stadt, die die Churer Schulkinder jeden Frühling besingen, wenn sie auf die umliegenden Maiensässe wallfahren. «Was ist so schön wie unsre Stadt, mit altvertrauten Gassen, die Berg und grüner Wälderkranz, mit Duft und sommerhellem Glanz und Blumenschein umfassen!»
Patienten machen Radio
Es ist ein schöner Fleck hier. Das Waldhaus, sagen die Churerinnen und Churer. Am Wegweiser steht der offizielle Name: Psychiatrische Dienste Graubünden PDGR. Gebaut wurde das Haus 1892, nicht mitten in der Stadt, sondern etwas abseits - wie so viele andere Kliniken in der Schweiz auch.
Architektonisch ist Chur inzwischen an die Klinik herangerückt. Geblieben sind die fantastische Aussichtslage am Stadtrand und der Sicherheitsabstand in den Köpfen. Die Cafeteria ist zwar öffentlich, «bim käffala» - beim Kaffeetrinken bleiben Patienten, Angehörige und Angestellte aber meist unter sich. Mitte April ändert sich das.
Klischee zum Teufel wünschen
Dann wird die Cafeteria auf SRF 3 zum Schaufenster in die Welt der Psychiatrie. Drei Patienten werden hier Radio machen. Sie zeigen uns, wie sie die psychiatrische Klinik sehen, sie legen ihre Lieblingslieder auf und erzählen von ihrem Alltag. Die halbe Stunde Patienten-Radio ist Teil einer grossen Reise in die Welt der Psychiatrie mit SRF 3.
Patienten, Angehörige, Ärztinnen und Pfleger erzählen was sie um- und antreibt, was sie zum Lachen bringt und welche Klischees sie zum Teufel wünschen. Klischees, wie sie beispielsweise Schriftsteller Friedrich Glauser in seinem Kriminalroman «Matto regiert» beschreibt.
Zwangsjacke und Seeblick
Bei Glauser, der in seinem Leben in der Schreibstube, der Fremdenlegion und im Irrenhaus Halt gemacht hat, sind die Pfleger hemdsärmelig und die Ärzte unnahbar. Dieser noch heute gelesene Krimi und noch viel mehr Filme wie «Einer flog über das Kuckucksnest» (SRF 1, Dienstag, 16.4., 00:40 Uhr) aus dem Jahr 1975, das eine düstere Anstaltswelt mit einem Schrank voller Zwangsjacken zeichnet, haben zu real existierenden Vorurteilen in der Bevölkerung beigetragen.
Am anderen Ende der Image-Skala stehen heutzutage Hochglanz-Broschüren, die psychiatrische Behandlungen feilbieten. Meist im Zusammenhang mit der gesellschaftlich bereits entstigmatisierten Diagnose Burnout. Klinik mit Seeblick! Fabelhaftes Essen! Gemütliche Zimmer! Kurzum: Ein Realitäts-Check in der Psychiatrie im Hier und Heute tut not. SRF 3. Vom 14. bis 19. April 2013.