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Haut und Haar: «Und dann hörte ich auf, zu duschen»
Aus Input vom 03.10.2021. Bild: Colourbox
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Hygiene-Experiment «Ich dusche seit fünf Jahren nicht mehr»

Für die Mehrheit der Bevölkerung gehört die tägliche Dusche zum Alltag. Der Wissenschaftsjournalist James Hamblin hingegen hat das letzte Mal vor fünf Jahren geduscht. Warum und was sind seine Erkenntnisse?

Es gibt genug gute Gründe, um mit dem Duschen aufzuhören und sich nur noch täglich mit einem Waschlappen die zentralen Stellen zu reinigen: Intimbereich, Füsse, Achselhöhlen.

Der Anbau von Palmöl, dem häufigsten Seifenfett, trägt erheblich zur Abholzung der Regenwälder bei. Die antimikrobiellen, konservierenden Zusatzstoffe in Körperpflegeprodukte und das Mikroplastik gelangen in Seen und Flüsse, in die Nahrung, das Grundwasser und schliesslich in den Körper.

 «Jetzt riechst du einfach nach Mensch»

Was für viele unvorstellbar ist, ist für James Hamblin seit fünf Jahren Normalität. 2016 hat der Wissenschaftsjournalist aufgehört zu duschen. Nicht in erster Linie aus ökologischen Gründen, sondern als Experiment. Er wollte wissen, wie sich seine Haut verändert und er hat sich gefragt: «Mit wie wenig kann ich leben?».

James Hamblin: Junger Mann mit braunen Haaren und Hemd
Legende: Wissenschaftsjournalist James Hamblin Verlag Antje Kunstmann GmbH

Ganz freiwillig war die Entscheidung nicht. Kurz zuvor hat sich der studierte Mediziner gegen einen guten Lohn als Arzt entschieden und für den Einstieg in eine weit unsicherere Branche, den Wissenschaftsjournalismus. Dafür hat er Opfer gebracht: Er ist in eine winzige Wohnung gezogen, ohne TV- und Internetanschluss. Kein Auto, weniger Kaffee und Alkohol. Und eben: Keine Dusche mehr.

Zwar rieche ich heute nicht mehr nach Kiefer und Lavendel, aber auch nicht mehr so streng wie früher, wenn ich mal das Deo vergessen habe.
Autor: James Hamblin Wissenschaftsjournalist

Als studierter Arzt weiss James Hamblin, dass häufiges Duschen das Hautmikrobiom zerstört. Dies sind die guten Bakterien, die die Haut schützen. Er erzählt, dass seine Haut nach und nach weniger fettig wurde und, dass er weniger Ausschlag bekommen hat. «Zwar rieche ich heute nicht mehr nach Kiefer und Lavendel, aber auch nicht mehr so streng wie früher, wenn ich mal das Deo vergessen habe.» Seine Haut habe sich nach einigen Monaten normalisiert, den eigenen Schutzmantel wieder aufgebaut. Heute sagt seine Freundin: «Jetzt riechst du einfach nach Mensch.»

Das Paradoxon der täglichen Dusche

Die positiven Veränderungen der Haut ist die eine Sache. Aber es gibt weit wichtigere Erkenntnisse, erzählt der Wissenschaftsjournalist. «Es ist paradox: Die Produkte in unserem Badezimmer animieren uns dazu, immer mehr Produkte zu kaufen.»

Nach einem Shampoo gegen fettige Haare kommt eine Pflegespülung, die dem Haar das Fett wieder zurückgibt. Das gleiche gelte für die Haut: Wir waschen mit Seife die natürliche Fettschicht ab, um sie anschliessend mit einer Feuchtigkeitslotion wieder aufzutragen.

Es ist paradox: Die Produkte in unserem Badezimmer animieren uns dazu, immer mehr Produkte zu kaufen.
Autor: James Hamblin Wissenschaftsjournalist

Die wichtigste Erkenntnis: James Hamblin riecht, wie es ihm psychisch geht: «Wenn ich gestresst bin, riecht der Körper stärker. Oder wenn ich krank bin.» Wenn er auf dem Bauernhof seiner Familie sei oder in den Ferien, dann rieche er meistens ganz anständig und sehe ordentlich aus.

Wenn er in den dunklen Wintermonaten nur zwischen Büro und Zuhause pendle und er kaum Bewegung habe, dann fühle er sich armselig. Und rieche auch so. Früher habe er einfach mehr Deo benutzt. Heute weiss er, was ihm sein Körper sagen will: Weniger «Wasch dich jetzt!», sondern mehr: «Geh raus und bewege dich».

SRF 3, «Input», 3. Oktober, 20 Uhr

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