Maxime Büchi führt zwei Tattoostudios: Das Sang Bleu gibt es in London und in Zürich. Hipster, Szenis und alles, was momentan Rang und Namen hat, springt in das cleane Studio, welches ein paar Meter von der Zürcher Langstrasse entfernt liegt. Es dominieren die Farben Schwarz und Weiss, ist minimalistisch eingerichtet und das absolute Gegenteil einer trashigen Bude.
Gewisse Tätowierer, welche ich in den letzten Monaten für «Inked» kennengelernt habe, waren der Meinung, es gleiche eher einer Artzpraxis. Das scheint anzukommen und den Nerv der Zeit zu treffen. Das «Sang Bleu» nutzt die Vorteile der sozialen Medien geschickt, unzählige Follower verfolgen die tägliche Arbeit der verschiedenen Sang-Bleu-Tätowierer und der Coolness-Faktor steigt durch regelmässige prominente Kunden.
Die Schweizer Models Ronja Furrer und Tamy Glauser haben sich im «Sang Bleu» im Kreis 4 tätowieren lassen, an unserem Drehtag mit Maxime ist zweimal Rapper Stress zu Besuch vorbeigekommen, Maxime hat schon FKA Twigs‘ Rücken verziert und Kanye West eine Tätowierung gestochen. Während unserem Gespräch hat sein Smartphone, welches direkt hinter ihm lag, bestimmt zwanzig Mal geklingelt.
Es gibt Tätowierer wie Sand am Meer. Wie hat Maxime das geschafft?
Wie er es geschafft habe, solch eine Bekanntheit zu erreichen, möchte ich von ihm wissen. Maxime ist ein ruhiger und kontrollierter Mensch, scheint bei sich zu sein. Er überlegt, fasst sich mit der Hand an den Kopf und schaut an die Decke: «Ich denke, es braucht zwei Dinge, um eine Bekanntheit zu erlangen: Da ist zum einen die Qualität deiner Tattoos und dann der Aspekt der eigenen Persönlichkeit. Es gibt unglaublich gute Tätowierer, auch viele, die besser sind als ich, man kennt sie einfach nicht. Viele haben gar keine Lust, bekannt zu werden. Schon seit meiner Kindheit kann ich mich selber gut präsentieren und ausdrücken.»
Es gibt unglaublich gute Tätowierer, auch viele, welche besser sind als ich. Man kennt sie einfach nicht. Viele haben gar keine Lust, bekannt zu werden.
Plus habe er einen Stil entwickelt, welcher etwas anders sei. Als er mit dem Tätowieren angefangen habe, sei da noch niemand gewesen oder nur sehr wenige Leute, die diesen Stil tätowiert hätten. Jetzt sei genau diese Richtung sehr beliebt, und Maxime habe seine Bekanntheit, welche er medial schon ein wenig hatte, genutzt, um seine Vision zu zeigen. Die Leute hätten einfach sehr gut darauf reagiert.
Der Businessmann und seine weiche Seite
Wir verbringen einen ganzen Tag an der Seite von Maxime. Filmen wie er tätowiert, Kundengespräche führt, und wir interviewen ihn. Stets wirkt er professionell, durchaus gefitzt und weiss, wie er eine Situation für sich nutzen kann. Ein intelligenter Businessmann. Dann kommt der Moment: Feierabend.
Die Kameras werden abgestellt, der Kunde verabschiedet sich und es wird ruhig im «Sang Bleu». Wir plaudern beim Zusammenpacken weiter. Und da ist sie: die andere Seite vom etwas unnahbaren Maxime. Wir sprechen von seinen Kindern, und er erzählt von seiner ältesten Tochter, wie geschickt sie auf dem Spielplatz sei, sie turne da rum, als wäre sie schon viel älter. Die Augen glänzen, und es zeigt sich ein ganz anderes Lächeln in seinem Gesicht. Papa zu sein, sei unheimlich was Schönes, sagt er.
Und dann muss er los, zieht seinen Mantel über, verabschiedet und bedankt sich: Er müsse jetzt gehen, morgen habe er wieder einen randvollen Kalender. Und er sei ja nur eine Woche hier in Zürich, danach geht es wieder nach London. Zurück zu seiner Familie.