«JRZ» für Kinder allein auf der Flucht
Ein bisschen Geld und ein altes Handy; mehr hatte Rehmat nicht in der Tasche als er mit Freunden aus seinem Heimatland Afghanistan flüchtete. Das Ziel war Schweden. Sie reisten durch Pakistan, dann mit einem Auto durch den Iran bis in die Türkei. Von dort aus musste Rehmat mitten in der Nacht und mit über 50 weiteren Personen in ein kleines Boot steigen.
Das Boot brachte ihn und die anderen Flüchtlinge nach Griechenland. Dort rief er seine Eltern an, um ihnen zu versichern, dass er heil angekommen sei: «Ich habe sie aber angelogen. Sagte, es seien nur etwa 15 Menschen auf dem Boot gewesen und es sei überhaupt nicht gefährlich gewesen. Sonst hätten sie sich Sorgen um mich gemacht.» In Griechenland schlief er auf den Strassen oder in Restaurants – bei herbstlich kalten Temperaturen.
Meinen Eltern habe ich nicht gesagt, wie gefährlich die Reise auf dem Boot war. Sie hätten sich nur um mich gesorgt.
Auch von Griechenland nach Italien musste Rehmat mit einem Schiff reisen. Dieses Mal aber in einem grossen Frachter. «Die Polizei und die Menschen auf dem Boot wussten nichts von uns. Wir mussten uns unter Deck – dort wo sonst die Autos parkieren – verstecken. Da waren keine Fenster. Wir sahen nichts», erzählt Rehmat.
Von Italien aus reiste er mit dem Zug bis in die Schweiz. Für die Traum-Destination Schweden reichte sein Geld nicht mehr aus. Seine Freunde gingen ohne ihn weiter.
Nach Aufenthalten in verschiedenen Asylheimen in der Schweiz, hatte Rehmat Glück: Eine Pflegefamilie nahm ihn auf, half, ihm eine Anlehre in einer Schreinerei zu finden. «Ich bin sehr glücklich», sagt er. Und das, obwohl er seine Familie sehnlichst vermisst. «Ich wünsche mir, sobald wie möglich wieder mit meiner Familie zusammen leben zu können», sagt Rehmat.