Im Schnitt trinken Schweizerinnen und Schweizer 11,5 Liter Alkohol pro Jahr. Wir liegen damit knapp hinter Russland und vor China. Nicht weiter erstaunlich, wenn den Vorurteilen geglaubt wird.
Aber: Beim Thema Alkoholkonsum dementieren unsere Korrespondenten in Russland und China die Klischees. David Nauer wird in Russland kaum mehr Alkohol angeboten und Martin Aldrovandi wird in China unter den Tisch getrunken.
Alkoholkonsum in China
Beginnen wir mit China: Es gibt tatsächlich Menschen in Asien, denen ein Enzym fehlt, das Alkohol abbaut. Das führt dazu, dass sie rot anlaufen und schnell betrunken sind. Unser Nordostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi relativiert aber: «Es gibt viele Chinesen, die dieses Problem nicht haben und ich muss ehrlich zugeben, dass viele chinesische Bekannte, egal ob Männer oder Frauen, mich unter den Tisch trinken würden.»
Viele chinesische Bekannte würden mich unter den Tisch trinken.
Es sei zudem wirklich so, dass in Shanghai oder in Peking oft Menschen auf dem Liegestuhl am Strassenrand zu sehen seien, die mit Kolleginnen und Kollegen ein Bier trinken, erklärt Aldrovandi. Obwohl einige Chinesen den Alkohol nicht vertragen, ist der Markt riesig. Zu sehen ist das beispielsweise beim Bier «Tsing Tao», dem alkoholischen Exportschlager, der auf der ganzen Welt getrunken werden kann.
Wie lebt und liebt man in Shanghai oder Moskau? Was beschäftigt die Menschen in Amman? Und was unterscheidet den Alltag im australischen Outback von der Schweiz? Unsere SRF-Auslandkorrespondent:innen erzählen euch die spannendsten Geschichten aus der weiten Welt, abseits der Schlagzeilen - und geben euch einen persönlichen Einblick hinter die Kulissen des ganz normalen und doch verrückten Korri-Alltags.
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Mehr Arbeitssicherheit, weniger Alkohol in Russland
Dem Klischee zufolge dürften die Russinnen und Russen ständig zum Wodka greifen. Dem ist aber überhaupt nicht so, sagt Russland-Korrespondent David Nauer.
Die Russinnen und Russen haben heutzutage mehr fixe Arbeitsstellen und müssen fit sein für den nächsten Tag.
Der Lifestyle und damit auch der Alkoholkonsum in Russland hätten sich in der Vergangenheit nämlich komplett verändert. Das dürfte laut Nauer auch damit begründet werden, dass die Russinnen und Russen seit dem Zerfall der Sowjetunion weniger verzweifelt seien.
«Die Russinnen und Russen haben heutzutage mehr fixe Arbeitsstellen und müssen fit sein für den nächsten Tag», begründet David Nauer. Auch bei den Interviews ist der gesündere Lifestyle spürbar. «Früher gab es des Öfteren Trinkgelage, etwa bei grossen Firmen oder Behörden. Heute dürfen sich die meisten solche «Saufexzesse» aus Imagegründen nicht mehr leisten.»
Ganz ohne Suchtmittel geht es in China doch nicht
Ganz auf Suchtmittel verzichten während der Arbeit kann dagegen unser Nordostasien-Korrespondent auch im Jahr 2021 nicht. «Mir wird oft während einer Reportage, vor allem auf dem Land, eine Zigarette angeboten», so Aldrovandi. Das sei aber mehr als Zeichen der Freundschaft zu verstehen. Um nicht unfreundlich gegenüber den Chinesen zu wirken, paffe er als Nichtraucher ab und zu mit.
Allerdings ist auch in China der Trend weg vom Suchtmittel Alkohol zu spüren. «Das hat mit der Antikorruptionskampagne zu tun», begründet Aldrovandi. Saufgelage inklusive Bordellbesuche seien beispielsweise nach Vertragsabschlüssen früher gang und gäbe gewesen. Heute ist das laut Nordostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi nicht mehr der Fall.
Korrespondent Nauer als Trendsetter in Russland
Auch in Russland ist der Lifestyle-Wechsel zu spüren: «Als ich vor ungefähr zehn Jahren in Moskau joggen ging, sassen viele Männer mit dem Bier im Park und betrachteten mich als Spinner. Heutzutage darf im Park nicht mehr Bier getrunken werden und es hat haufenweise Jogger.» David Nauer ist in Moskau also ein Trendsetter.