«Input»-Redaktorin Sabine Meyer besuchte Thomas zu Hause und fragte ihn: Geht sein Lebenskonzept auf – und zu welchem Preis? Die Sendung kannst du dir im Audio oben anhören.
Er nennt sich «Sparkojote»
«Hallo meine Lieben, ich bin’s euer Thomas aka Sparkojote», so begrüsst Thomas Kovacs seine Youtube-Fangemeinde mehrmals pro Woche. Er gibt Tipps für einen sparsamen Lebensstil und präsentiert seine Ausgaben des vergangenen Monats bis ins letzte Detail.
Beiträge, die Anklang finden. Seine Fangemeinde ist in den letzten Monaten deutlich gewachsen, seine Mailbox ist voll mit Fanmails und Fragen für irgendwelche Spartipps. Denn Thomas hat einen Plan, der traumhaft tönt und viele kopieren möchten: Nie mehr arbeiten müssen. Mit dreissig finanziell unabhängig zu sein.
Und den Weg dorthin dokumentiert der 22-jährige gelernte IT-Systemtechniker auf den Rappen genau im Internet und teilt mit jedem, den es interessiert, sein Finanz- und Sparknowhow. «Transparenz ist mir wichtig», schreibt er auf seiner Homepage.
Eine Bewegung namens FIRE
Bis vor kurzem hat Thomas in einer Grossbank gearbeitet. Seit kurzem aber ist er selbständig. Er führt einen Onlineshop für asiatische Spielkarten und Plüschtiere. Zudem ist er Investor und Finanzblogger und ist mit seinem Lebensstil Teil der sogenannten FIRE-Bewegung – ein Akronym für Financial Independence, Retire Early. Eine Bewegung aus den USA, die nun auch immer mehr Anhänger in Europa findet.
Wer sich diesem Lebensstil verschrieben hat, lebt so sparsam, dass er möglichst viel – im Extremfall bis zu 70 Prozent – seines Lohnes sparen und in Immobilienfonds, Aktien oder Anlagen investieren kann.
Katze Arthur ist das Geld wert
Auch Thomas lebt extrem sparsam. Kein Franken, den er nicht bewusst ausgibt. Genussfeindlich sei er dennoch nicht, versichert er: «Ich geben einfach nur dann Geld aus, wenn es für mich Sinn macht.» So zum Beispiel 1000 Franken für seine Rassenkatze Arthur, die dank den kurzen Haaren für ihn als Allergiker die perfekte Katze sei und deshalb auch das Geld wert.
Ansonsten unterzieht er jede seiner Handlungen einer Kosten-Nutzen-Rechnung. Sei es, bei der Gestaltung seiner Freizeit: «In Büchern steckt viel Wissen. Deshalb lese ich jeden Tag 15 Seiten. Das sind etwa 30 Bücher im Jahr.». Oder wie er wohnt. Seine Freundin und er leben auf 49 Quadratmeter.
Als sie mehr Platz benötigten haben sie keine grössere Wohnung gesucht, sondern haben das gemeinsame Bett entfernt und einen Futon gekauft, den sie bei Bedarf zusammenrollen können: «So gewinnen wir vier Quadratmeter». Denn das Schlafzimmer ist tagsüber nun auch das Büro und Aufnahmestudio von Thomas.
Sparbeispiel: Hotspot statt Internetanschluss
Sein liebstes Sparbeispiel ist aber der Internet- und Fernsehanschluss. Den könne sich jeder sparen, ist Thomas überzeugt, wenn er bereit sei täglich fünf Sekunden in den Aufbau eines Hotspots zu investieren. Nur die meisten seien einfach zu faul. Dabei müsse man sich überlegen, wie viele Stunden man für 100 Franken arbeiten müsse – so viel kostet in etwa der Internet- und Fernsehanschluss.
«Die Leute wenden lieber vier Stunden ihres Lebens für einen Job auf, den sie vielleicht gar nicht mögen, um drei Minuten im Monat zu sparen.» So viel Zeit investiere er nämlich monatlich, um bei sich täglich den Hotspot über sein Handy einzurichten. Und diese Zeit investiere er gerne, wenn er dafür weniger arbeiten müsse.