Ihr Durchbruch kommt mit über 70 PS: Der Song «Maschin» spediert Bilderbuch vor exakt zehn Jahren in den Mainstream. Sie surfen die Austropop-Welle. Doch dieser Genrebegriff greift schon bald zu kurz: Ihr Sound ist grösser.
Die Wiener Combo steht als Headliner auf den grossen Openairbühnen Europas, zuletzt als Mainact am gigantischen Nova Rock Festival oder den Winterthurer Musikfestwochen. Sie geben zwei Shows vor 30'000 Leuten vorm Schloss Schönbrunn in Wien, bekommen Kritiker-Lob und Awards, landen einen Social-Media-Hit und werden von BBC Radio 1 gespielt. Sie gehören zu den Lieblingsbands von hiesigen Acts wie Hecht, Seven oder Dabu Fantastic.
Zehn Jahre nach dem Druchbruch erfinden sie sich immer noch neu. Bilderbuch machen die Veränderung zum Erfolgsrezept. Für den Podcast «Sounds! Story» (ganze Folge oben) navigiert Frontmann Maurice Ernst durch die Geschichte seiner Band. Hier führt er durch drei Song-Highlights:
2013: «Maschin» – Durchbruch mit 70 PS
«Maschin ist die Bestätigung des Wendepunkts», sagt Bilderbuch-Frontmann Maurice Ernst. Was sich nach ihren zwei «Indie-Rock-Platten» 2013 mit «Maschin» manifestiert, ist der Beweis, dass diese Band aus Wien für weit mehr steht als blonde Haare und Autotune-Experimente. Da wächst eine Formation heran, die den Grössenwahn zelebriert. Frei nach Falco, Kanye oder Prince.
«Maschin» durchbricht Genres und Grenzen. Bis heute taucht der Song gelegentlich in den vorderen Rängen der Shazam-Charts auf. «Ich warte nur noch darauf, dass sich ein Fussballclub das Lied schnappt und die Fans bei einem Tor jeweils die ‹Maschin›-Melodie singen», wirbt Maurice Ernst für die Bilderbuch-Hymne.
2017: «Bungalow» – Hit mit «Rihanna-Beat»
Am Anfang ist der Beat. «Ich hab damals der Band gesagt, dass da auch Rihanna drüber singen könnte.» Dieser «Bungalow»-Rhythmus hat eine Allgemeingültigkeit, ist so universell, dass der Hit in der DNA steckt. «Der Song gehörte schon von Anfang an ganz vielen Interpreten», so der Sänger.
Und dennoch ist das Lied für Maurice Ernst ein «kleiner Kompromiss». Es wurde seinem Anspruch der «wunderbar chaotischen» Platte «Magic Life» zu Beginn nicht ganz gerecht. Zum Glück landet das Lied trotzdem auf dem Album. «Weil er zu gut ist, um ihn nicht draufzupacken» – aber erst nach vier sperrigen Songs, die erst mal vor den Kopf stossen. «Bilderbuch hatten immer schon Spass daran, nie ganz einfach zu sein, trotz aller Poppigkeit.»
2023: «Dino» – Gegenwart mit Brandbeschleuniger
«Wenn wir aussterben, dann bitte wie ein Dinosaurier», so Maurice. Und schiebt in klassischer Rock'n'Roll-Rhetorik nach: «Wenn's knallt, dann bitte laut!» Mit der aktuellen EP «Softpower» fahren Bilderbuch die Ellbogen aus. Die Songs handeln von Biohacking, Airbags, Quinoa und der ungewissen Zukunft.
Bilderbuch paaren für einmal die Diskurse von morgen mit dem Psych-Rock von gestern. «Ich besinge diese erschreckende Propaganda, die uns heute ins Fitnessstudio treibt, als wäre es 1920», sagt Maurice. «Da will man schon wieder mal einen Urknall haben.» Und nach dem Urknall wird sich Neues formieren.
Diese und ihre anderen poppig-sperrigen Hits spielen Bilderbuch am 16. April an ihrem Schweiz-exklusiven Konzert im Zürcher Kaufleuten.