Nach einer durchzechten Nacht irgendwann im Jahr 1990 landeten Kurt Cobain und Kathleen Hanna, die Sängerin der Punkband Bikini Kill, in einem Motelzimmer. Kurt schlief ein und Hanna schrieb «Kurt smells like Teen Spirit» an die Wände. Der Spruch bezog sich auf die Tatsache, dass Cobain nach einem Deo namens «Teen Spirit» roch. Er datete damals die Drummerin von Bikini Kill, die das Deo benutzte.
Verkaufsboom eines Frauendeos
Als Cobain aus seinem Rausch erwachte und den Ausspruch an den Wänden las, war er sehr angetan davon, weil er ihn als poetische Zeitgeist-Aussage interpretierte. Und so kams, dass Nirvana eine Single namens «Smells like Teen Spirit» herausgaben. Dass sich der Spruch auf ein Deo bezog, realisierte Cobain erst danach.
Das Kurt-Cobain-Quiz
Dieser Song verhalf der Band 1991 zum internationalen Durchbruch und bescherte dem Deo «Teen Spirit» einen Verkaufsboom. Die Geschichte illustriert den Zwiespalt, in dem sich Kurt Cobain zeitlebens befand. Er, der die Konsumgesellschaft verachtete und sie gleichzeitig befeuerte.
Verweigerungshaltung
Mit seinen Songs brachte Cobain in den 1990er-Jahren das Lebensgefühl all derjenigen auf den Punkt, die sich missverstanden fühlten und ihren Platz nicht finden konnten in Konsumgesellschaft und Bürgerlichkeit. Wenn sich Cobain am Schluss von «Smells like Teen Spirit» mit «A DENIAL» Wut und Frust von der Seele schreit, dann trifft er mit seiner Verweigerungshaltung den Nerv der Zeit.
«Smells like Teen Spirit» – das Musikvideo
Auch musikalisch kann Nirvana als Verweigerung gelesen werden. Das Trio liefert mit seinen verzerrten Gitarren eine Antwort auf die glattpolierte Synthesizer-Ästhetik der 1980er-Jahre. Es ist der raue Klang des Untergrundes, der hier zelebriert wird und dem später das Genre-Etikett «Grunge» (Dreck) aufgedrückt wird.
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Bild 1 von 4. Kurt Cobain im November 1991 mit seiner akustischen Gitarre im Hilversum Studio in den Niederlanden. Bildquelle: Getty Images / Michel Linssen.
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Bild 2 von 4. Nirvana während einer Performance im Dezember 1993 am «MTV Live and Loud» in Seattle. Bildquelle: Getty Images / Jeff Kravitz.
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Bild 3 von 4. Interview im Liegen: Der Sänger im Hotelzimmer im Roppongi Prince Hotel in Tokio. Bildquelle: Getty Images / Gutchie Kojima.
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Bild 4 von 4. Kurt Cobain mit seiner Gitarre auf der MTV Unplugged Stage in New York 1993. Bildquelle: Getty Images / Frank Micelotta.
Weil Cobain aber ein Händchen hat für eingängige Melodien, wird seine Musik auch dort gefeiert, wo er nie dazugehören wollte: Im Mainstream. Heute geht kaum eine 90er-Jahre Party über die Bühne, an der nicht «Smells Like Teen Spirit» aus den Boxen kracht.
Der «ultimative Popsong»
Auch wenn Kurt Cobain in seinem Privatleben Vieles nicht auf die Reihe kriegte, an der Welt und sich selbst litt und seinen Schmerz mit Heroin zu betäuben versuchte, so wäre es doch ein Trugschluss zu glauben, dass er nicht wusste, was er musikalisch tat. Oder dass er nicht erfolgreich sein wollte. «I was trying to write the ultimate pop song», sagte er 1994 in einem Interview mit The Rolling Stone über die Entstehung von «Smells like Teen Spirit».
Die Beatles als Vorbild
Der typische Nirvana-Sound lebt von der laut-leise Kombination lieblich-melancholischer Melodien mit krachenden Gitarren und brachialem Drum. Was hingerotzt klingen mag, wurde mit viel Aufwand und Präzision erschaffen.
Hommage an den legendären Auftritt der Beatles
Inspiration für Songwriting und Melodiebögen fanden Nirvana bei einer der grössten Popbands der Musikgeschichte: den Beatles. Nicht nur Cobain, sondern auch seine Mitstreiter Krist Novoselic und Dave Grohl waren grosse Fans der Pilzköpfe aus Liverpool.
Unfreiwillige Ikone
Was bleibt 30 Jahre nach dem Tod von Kurt Cobain? Vor allem bleiben seine Songs, die bis heute nicht an Dringlichkeit verloren haben. Dann bleibt das Bild eines suchtkranken Menschen, der unfreiwillig zur Ikone einer Generation herauf stilisiert wurde. Ein Mensch, der das Wort Empathie in seinem Abschiedsbrief zweifach unterstrich und gleichzeitig seinen eigenen Namen nur ganz klein hinschrieb.