Bruce Springsteen lässt sich nicht in exakte, musikalische Einzelteile zerlegen. Aber es lässt sich ein Netz aufspannen, das aufzeigt, welche Musik und welches Milieu den Bandana-Rocker aus New Jersey zum global gefeierten Boss machten.
Frank Sinatra mit der Muttermilch
Der Song, den Bruce Springsteen bis an sein Lebensende hören könnte, ist «Summer Wind» von Frank Sinatra.
«Meine erste Erinnerung an Franks Stimme kam aus einer Jukebox, es war in einer dunklen Bar an einem Sonntagnachmittag, als meine Mutter und ich auf der Suche nach meinem Vater hineingingen, und sie sagte: ‹Hör dir das an … das ist Frank Sinatra, er ist aus New Jersey.›» Und Springsteen fügt hinzu: «Es war die tiefblaue Melancholie von Franks Stimme, die mich am meisten berührte.»
Elvis Presley als musikalische Initialzündung
«Meine Initialzündung war 1956: Elvis in der Ed Sullivan TV-Show», erinnert sich Springsteen 2012. «Elvis gab uns Zugang zu einer neuen Art, Musik zu hören. Sobald er über den Äther kam, konnte man den Geist nicht mehr zurück in die Flasche stecken.»
Zwanzig Jahre später will ein noch unbekannter Bruce Springsteen in das Haus von Elvis Presley eindringen, um sein Idol persönlich zu treffen. Anstelle von Elvis trifft Springsteen auf einen Wachmann. «Richten sie ihm bitte aus, Bruce Springsteen sei hier gewesen», liess er ausrichten.
Southside Johnny und der Jersey-Shore-Sound
Mit Southside Johnny, einem Jugendfreund aus New Jersey, spielt Bruce Springsteen in seiner Kindheit Monopoly. Später stehen sie auch gemeinsam auf der Bühne und Springsteen trägt den «Jersey-Shore-Sound» seines Musikerfreunds in die Welt hinaus. Southside-Johnny-Rockhymnen, die nach Atlantikwellen und Amerika tönen, werden auch zur Grund-DNA des Springsteen-Sounds.
Bob Dylan und das «Great American Songbook»
«Elvis befreite den Körper, Bob Dylan den Geist.» Bob Dylan eröffnet Bruce Springsteen den Zugang zum «Great American Songbook», den Volksliedern Amerikas, und prägt mit seiner Lyrik Springsteens Songwriting nachhaltig. Dylan zeigt Springsteen, dass Rockmusik mehr als nur Unterhaltung ist, sondern auch eine kraftvolle Form des Ausdrucks und der sozialen Kommentierung sein kann.
Tom Waits und «Jersey Girl»
Der Tom Waits Songs «Jersey Girl» ist ein Klassiker in Springsteens Live-Repertoire. Da er in der Version von Bruce Springsteen Mitte 1980er mehr im Radio gespielt wird, schreiben ihn viele Fans fälschlicherweise seiner Feder zu. Tom Waits und Bruce Springsteen beeinflussten sich stets gegenseitig – auch beim gemeinsamen Auftritt in Los Angeles 1981.
Jon Landau und die Zukunft des Rock’n’Roll
«Ich habe die Zukunft des Rock’n’Roll gesehen und ihr Name ist Bruce Springsteen», schreibt 1974 Musikjournalist Jon Landau nach einem Bruce Springsteen-Konzert. Kurz darauf wird Jon Landau Bruce Springsteens Manager und definiert ab dem Erfolgsalbum «Born to Run» den Springsteen-Sound auch als Produzent.
Steve Van Zandt und die E Street Band
Die wohl prägendsten Einflüsse für den Sound von Bruce Springsteen kommen nicht zuletzt von den Musikern und Musikerinnen (darunter seine Ehefrau Patti Scialfa), die ihn umgeben: die legendäre E Street Band. Allen voran sein Gitarrist Steve van Zandt, Springsteens «fünffacher Blutsbruder» und Kreativkomplize. Der mittlerweile verstorbene Saxofonist Clarence Clemons brachte Springsteen dazu, sich «unverwundbar» zu fühlen.