Drogen und eine Herzerkrankung waren ausschlaggebend, dass Whitney Houston vor zehn Jahren kurz vor der Grammy-Verleihung in L.A. in einer Hotel-Badewanne ertrank. Die einst so strahlende Diva, die mit ihrer Stimme alles konnte, mit ihrer Schönheit und ihrem Charisma zur Ikone wurde, stand die letzten Jahre ihres Lebens immer nah am Abgrund und starb im Alter von 48 Jahren einen einsamen Tod.
Warum es so kam. Warum sie sich in der Öffentlichkeit vom strahlenden zum gefallenen Engel verwandelte – oder genauer: Wer Whitney Houston wirklich war, das beschäftigt bis heute und das wird auch in Zukunft so sein. Dokumentationen gibt es bereits, ein Biopic läuft aktuell in den Kinos. Die Suche nach einer Erklärung sorgt noch immer für Spekulationen – und manchmal auch für Schlagzeilen.
Die Karriere von Whitney Houston in Bildern
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Bild 1 von 12. 1986: Grammy für «Saving All My Love For You». Whitney Houston war ein Jahrhundert-Talent, die Pop-Königin ist und bleibt eine Inspiration und eine Ikone. Mit 411 Auszeichnungen ist sie laut Guinness Buch der Rekorde die am häufigsten ausgezeichnete Künstlerin aller Zeiten. Ihr erstes Album «Whitney Houston» (1985) zählt bis heute zu den bestverkauften Debüt-Alben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 12. 1987: das zweite Album «Whitney» auf Platz 1. ... auch in der Schweiz. Whitney erlangt Superstar-Status. Ab 1985 über zehn Jahre hinweg feiert sie in den US-Billboard-Charts elf Nummer-1-Hits. 1988 singt sie die Olympia-Hymne «One Moment In Time», 1991 die National-Hymne beim Super Bowl. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 12. 19. Juni 1988: Auftritt in Basel in der St. Jakobshalle. Whitney Houston kam am 9. August 1963 in Newark (New Jersey) zur Welt. Ihre Mutter Cissy ist Sängerin, ihre Cousine ist Dionne Warwick, Aretha Franklin ist ihre Gotte. Whitney startet ihre Karriere auch als Model. Sie war das erste schwarze Cover-Girl des Magazins «Seventeen». Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 12. 13. Oktober 1997: mit Ehemann Bobby Brown bei einer Filmpremiere. Whitney heiratet den Bad Boy Bobby Brown 1992. Die Ehe trägt zur Abwärtsspirale bei: Drogen, Exzesse, Skandale und häusliche Gewalt – die beiden beliefern die Klatschpresse regelmässig mit Negativ-Schlagzeilen. 2007 lässt sich das Paar scheiden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 12. 10. September 1998: bei den MTV Video Music Awards. Whitney Houston vergibt zusammen mit Mariah Carey den Award für «Best Male Video». Mit ihr singt sie «When You Believe», den Soundtrack für den Film «Der Prinz von Ägypten» ein, der 1999 mit einem Oscar ausgezeichnet wird. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 12. 26. März 1999: Soul Train Music Awards Los Angeles. Whitney Houston performt «It's Not Right, But It's Okay». Für den Song erhält sie einen Grammy. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 12. 7. September 2001: Madison Square Garden New York. Von Drogen gezeichnet: Mal erschreckend dünn, mal aufgedunsen. Später sagt sie: Sie sei ihr ärgster Feind, der Dämon sei in ihr. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 12. 7. November 2002: Interview mit Diane Sawyer. Houston gibt im Interview zu, dass sie Drogen konsumiert hat, sagt aber, dass sie diese Zeit durch Gebete überwunden hat. Sie spricht auch über den Druck des Starseins und ihre Ehe mit Bobby Brown. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 12. 23. Juli 2009: Präsentation des Albums «I Look To You». Es ist das siebte und letzte Album von Whitney Houston. Das Album erreicht Platz 1 in den US-Billboard 200 sowie den US-Billboard R&B/HipHop-Album-Charts und klettert auch in Deutschland und der Schweiz auf den Spitzenplatz. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 12. 9. Mai 2010: Auftritt im Hallenstadion Zürich. «The Voice» ist Geschichte. Die einzigartige Stimme hat unter den Eskapaden gelitten und lässt sie live im Stich. Die Comeback-Tour enttäuschte die Fans und es hagelte vernichtende Kritiken. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 12. 11. Februar 2012: die Welt trauert. Drogen und eine Herzerkrankung waren ausschlaggebend, dass Whitney Houston vor zehn Jahren kurz vor der Grammy-Verleihung in L.A. in einer Hotel-Badewanne ertrank. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 12. 17. Februar 2012: Beileids-Bekundungen in Manila. Gedenkwand mit Fan-Botschaften in einem Einkaufszentrum im Vorort Quezon City, nordöstlich von Manila, Philippinen. Bildquelle: Keystone.
Die Suche nach dem Warum
Die Sängerin, an der in den 1980er- und 1990er-Jahren niemand vorbeikam, fasziniert bis heute. Hatte der Bad Boy an ihrer Seite Schuld an ihrem unsteten Lebenswandel, ihrem Drogenmissbrauch? War es tatsächlich die toxische Beziehung zu Bobby Brown? Ein Missbrauch als Kind? War es die Liebe, ihre verheimlichte Bisexualität? War der frühe Ruhm der Grund für eine Rebellion, die aus dem Ruder lief und zum Absturz führte?
Die generelle Antwort gab sie selbst. Sie sei ihr ärgster Feind, der Dämon sei in ihr, sagte Whitney in einem Interview bei US-Talkerin Diane Sawyer.
Vieles kommt zusammen in der von ihr ausgesprochenen inneren Zerrissenheit. Und doch sind es lediglich Erklärungsansätze, das Mysterium und die Frage rund um das Warum bleibt.
Dafür werden wir sie immer lieben
Wie die Erinnerungen an sie: die Stimme unvergessen. Drei Oktaven umfassend, mit Leichtigkeit mit Höhen und Tiefen jonglierend. Man kam oft aus dem Staunen nicht heraus: Wann holt sie Atem, wie geht das? So klar, so rein, so Gänsehaut auslösend. Whitney Houston war und bleibt eine der grössten Soul-Sängerinnen aller Zeiten. Songs hat sie nie selbst geschrieben, aber sie hat immer etwas Eigenes daraus gemacht.
Als sie Dolly Partons Abschieds-Hymne «I Will Always Love You» aus dem Jahr 1974 für den Kassenschlager «Bodyguard» performt und zu einem Mega-Hit macht, bleibt selbst der Country-Legende die Luft weg. Whitneys Version habe sie zum ersten Mal im Auto gehört, erklärte sie später in einem Interview. Sie habe anhalten müssen. «Ich dachte, mein Herz würde zerspringen. Das war eines der überwältigtsten Gefühle meines Lebens.»
Die einst unantastbare Königin und ihr Fall
Genau das macht Whitney Houston aus. Der Zauber und die Magie. Die Kunst, Herzen zu berühren, Seelen zu trösten, im Nu direkt die emotionalen Seiten in uns anzusprechen. Einfach so, scheinbar mühelos. Deshalb war ihr Aufstieg so riesig. 1985 eroberte sie mit ihrem Debüt-Album nach und nach die US-Charts, bis sie ganz oben war. Rekorde brach, Preise einheimste. Danach erlag die ganze Welt dem Charme und dem Können der Sängerin.
Zehn Jahre lang war sie die unantastbare Königin ihres Fachs. Ihr Ruf war makellos, fast klinisch, so bemängelten es Kritiker zu Beginn ihrer Karriere. Das änderte sich, wie wir alle längst wissen. Die Gekrönte kam zu Fall und man konnte ihren Niedergang öffentlich in der Klatschpresse mitverfolgen. Drogen, Alkohol, Gewalt, Skandale, Comeback-Versuche. Der Glamour war dahin. Sie war zu einer Legende geworden, die sich selbst im Weg stand.
Heute wäre wohl alles anders
Die Tragik ihres Absturzes mag zwar in unserem Gedächtnis eingebrannt sein. Die Bewunderung sollte aber vor allem für eine Soul-Königin bleiben, die musikalisch unschlagbar war und den Weg für weibliche, emanzipierte Pop-Stars freigemacht hat.
Und wer weiss: Würde Whitney heute ihre Karriere starten, dann wären ihre inneren Kämpfe gegen aussen wohl nicht tabu – eher im Gegenteil: Heute sind sie Markenzeichen. Vermeintliche Schwächen werden zu Stärken. Outings sorgen für Authentizität, machen menschlich und machen Stars einmalig und erst richtig gross.