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Musik Eurosonic Festival 2013: Die Highlights und die Hypes

Das Eurosonic Festival im holländischen Groningen ist eine der wichtigsten Adressen für neue Musik in Europa. Programmmacher von Clubs und Festivals spüren dort Bands für ihre Lineups auf; SRF 3 spürte neue Musik auf für «Sounds!». Die Ausbeute von Musikredaktorin Sophie Gut.

Eurosonic Festival 2013

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Legende: Eurosonic Festival

Vom 9. bis 12. Januar fand in Groningen Europas wichtigstes Festival für Newcomer statt. Dort traten während vier Tagen rund 300 Newcomer Bands auf und versuchten Journalisten und Musikliebhaber zu überzeugen.

Highlights:

Diese Bands überzeugten mich sowohl mit ihrem Live-Auftritt als auch mit ihrer Musik an sich. Sie alle machen entweder etwas wirklich Neues oder einfach etwas derart Schönes oder Aufregendes, dass ich sie vorbehaltlos empfehlen kann.

Ásgeir Trausti:

Ein islandischer Songwriter mit hypnotischem Electro-Folk und melancholischem Gesang in isländischer Sprache. Für Fans von Bon Iver. Seinen Namen sagte er auf der Bühne so: „Ausgiir Trüsti“.

Blaudzun:

Indie-Folkpop aus Holland von Johannes Sigmond. Nicht abschrecken lassen von der scheusslichen und pseudo-coolen Frisur; seine Musik ist unheimlich ausdrucksstark und voller perfekter Pop-Melodien. Nicht verpassen am One of a Million Festival in Baden (8. Februar).

Skip the Use: Electro-Funk-Rock aus Frankreich, ein Quintett mit der starken Stimme von Mat Bastard. Er überzeugte schon vor seiner Show mit einem Spontan-Gig auf der Gasse, zusammen mit seinem Gitarristen.

Sin Cos Tan: 

Ein finnisches Duo. Mit ihrem 80s Synth Pop erinnern sie an Depeche Mode, New Order oder Chromatics. Selbst auf einer kleinen Bühne in einem Kellerclub kriegen sie einen Sound wie im Stadion hin.

Eis, Zwei & The Parallel Cinema:

Indie-Pop mit indischen Elementen, von einem holländisch-indischen Kollektiv inkl. Sitarspieler und indischen Tänzerinnen. Live eine Riesenparty, aber ihre Musik überzeugt auch für sich: Hymnisch-euphorische Songs wie bei Team Me und indische Sounds wie bei Cornershop.

AlascA: 

Das Folk-Quartett aus dem holländischen Volendam lehnt sich musikalisch stark an die 60s und 70s an und klingen auch auf ihren Studioaufnahmen wie live. Ihre Song-Arrangements sind abwechslungs- und facettenreicher als bei Mumford and Sons.

Jacco Gardner:

Der junge Holländer lässt in seine Popsongs viel Psychedelik à la Pink Floyd oder Beatles einfliessen und erinnert in seiner Verspieltheit immer wieder auch an seine grossen Landsleute, die Nits.

His Clancyness: Die italienische Band mit dem kanadischen Frontmann Jonathan Clancy macht sehr kurzweiligen Lo-fi Dream-Pop mit einer Portion Rock ‚n‘ Roll.

 

Abwarten

Bei diesen Bands sehe ich Potential, entweder live oder im Sound. Aber etwas fehlt noch.

Trixie Whitley:

Die belgische Soulsängerin hat eine einzigartige Stimme. Nicht rau wie bei Adele, Duffy & Co., sondern warm und samtig wie bei Sade. Noch scheint nicht ganz klar, wohin sie will mit ihrer Musik (Soul mit Affinität zu Alternative Rock). Geht sie noch mehr in Richtung Pop, könnte sie der nächste grosse Soulpopstar werden.

Palma Violets:

Aus England kommt soviel innovativere Musik, dass der Hype um diese Londoner Britpop-Band auf den ersten Blick überrascht. Als hätte die britische Musikpresse seit dem Ende von Oasis und den Libertines unter einem Vakuum gelitten. Allerdings sind die vier Jungs auf der Bühne dermassen gut aufgelegt, dass sie im Festivalsommer auf dem einen oder anderen Lineup auftauchen könnten. Sie live zu sehen, lohnt sich auf jeden Fall.

Skip & Die:

Ein holländisches Quintett zwischen World Music, Pop und Hiphop. Der Single-Titel „Jungle Riot“ beschreibt treffend die Wirkung am Konzert – eine Riesenparty, Fasnacht mit Indie-Coolness. Käme gut an einem Festival wie Paléo. Die musikalische Mischung wirkt allerdings zum Teil willkürlich und weniger überzeugend als bei Santigold oder M.I.A. Abgesehen von der Single sind da wenig starke Songs.

Sx: 

Das Interesse an diesem Gig war gross in Groningen. Mit ihrem harten, kühlen 80s Synthpop überzeugen Sx allerdings weniger als mit ihrer Show. Das Trio mit der charismatischen Frontfrau Stefanie Callebaut spielt mit viel Körpereinsatz und Lichtshow – anders als bei ihren finnischen Synthpop-Kollegen Sin Cos Tan (s.o.) fehlen jedoch vielen Songs die Melodien.

Kuriositäten

Von diesen Exzentrikern kauf ich mir zwar kein Album, aber ich würde sie jederzeit gern wieder live sehen.

Lau Nau:

Ruhiger, mystischer und schrulliger Folk in finnischer Sprache, von der Sängerin Laura Naukkarinen. Singen kann sie nicht wirklich, aber der Do-It-Yourself-Charme der Combo und die Geschichten zu den Songs („This is a song about a lady who tried to kill death. But she died.“) bleiben hängen. Live hat die Band diverse Instrumente dabei, die mehr nach Kinderspielzeug aussehen, dazu laufen Visuals mit Wölfen und vernebelten Landschaften, und ein Teil der Musiker steht in grobgestrickten Wollsocken auf der Bühne.

Terribly Overrated Youngsters:

Die achtköpfige deutsche Band spielt Tracks von Daft Punk, Justice oder Boys Noize nach – aber mit Instrumenten. Mit Bläsern, Gitarre, Bass, Keyboard und mit einem Drummer, ders mit jedem noch so komplizierten synthetisch generierten Beat aufnehmen kann. Muss man live gesehen haben, um es glauben zu können. Not so terribly overrated after all.

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