Es gibt wohl mehr Leute, die sich eine Schweiz ohne Zürich vorstellen können, als eine Schweiz ohne «Züri West», und daher freut sich die grosse Fangemeinde der Berner Band über deren 30jähriges Bestehen.
Die «Maschine, wo louft u louft u louft» hat zwar in den letzten Jahren ihren Heizkessel nicht immer unter Volldampf gesetzt – doch ausgelöscht ist das Feuer der Band um Kuno Lauener und Küse Fehlmann nie.
Ganz im Gegenteil: Züri West bewiesen mit den letzten Alben, dass sie musikalisch würdig zu altern wissen und Lauener auch dann noch etwas zu sagen hat, wenn sich die Welt des begnadeten Texters nicht mehr darum dreht, welches Mädchen er im Kopf und welches im Bett hat.
i ha dummerwiis zwöi meitschi eis i mim chopf u eis im bett eis vo beidne wott mi nümme u ds angere vo beidne wett
Krisen durch- und überlebte die Band auch über die Jahre. Und dies nicht ganz unbeschadet, wenn man an den Ausstieg von Gitarrist Peter von Siebenthal denkt, der 2000 eine schmerzhafte musikalische Lücke hinterliess in der Geschichte von Züri West. Trotzdem schafften sie den Sprung ins neue Jahrtausend, schlachteten Bandinternas nie aus promotionstechnischen Gründen im Boulevard aus und gingen konsequent und ehrlich ihren Weg als die wahrscheinlich angesehenste noch aktive Mundartformation des Landes.
Sich selbst feiern gehörte nie zu Züri Wests Paradedisziplin, und somit erstaunt es auch nicht, dass selbst die Band noch nicht genau weiss, ob, und wenn ja, wie sie ihr 30. Jubiläum am 9. Februar 2014 zelebrieren werden.
1984 traten Züri West zum ersten mal zusammen auf. Im nächsten Jahr veröffentlichten sie mit der Maxi-Single «Splendid» ihr erster Tonträger. Seither erschienen zwölf Studio-Alben von welchen sieben Platz eins der offiziellen Schweizer Hitparade erreichten. Mit einem neuen Züri West-Album ist im Jubiläumsjahr nicht zu rechnen. Aber zumindest darf sich die Züri West-Gemeinde über den gelungenen Beitrag der Band zum Film «Dr Goalie bin ig» freuen.
Eine der besten Coverbands weit und breit
Was bei der beeindruckenden Karriere von Züri West stets durchschimmerte, war, dass in dieser Band nie nur Musiker, sondern auch immer ganz grosse Musikfans agierten. Lauener schaffte es in den letzten 30 Jahren immer wieder aus tollen Songs der Popgeschichte eigenständige Coverversionen zu machen. Nicht nur die Auswahl der Songs zeugt von musikalischem Sachverstand – auch die Art und Weise, wie Züri West fremde Songs adaptieren und zu ihren eigenen machen, beeindruckt immer wieder aufs Neue. Ob bei «I ha di gärn gha» (Prince), «Lue zersch wohär, dass der Wind wääit» (Lou Reed), «Redt sie no vo mir» (Elvis Costello), «Ghürate ha se nume wüu sie gliech usgseht wie du» (Lyle Lovett) oder «Wenn i di ned cha überrede» (Bob Mould von Sugar) bei Züri West ist eine Coverversion fast nie nur eine Coverversion.
Sugar / If I Could Change Your Mind