Warum erst jetzt?
Eigentlich war’s doch logisch: Nipplegates hatten wir schon etliche. Interessiert Facebook und Twitter nicht mehr allzu fest. Das Internet ist ein Junkie und muss regelmässig die Dosis erhöhen. Man darf sich fragen – bange oder etwas fasziniert – was kommt als Nächstes? Gibt’s noch eine Steigerungsform, die wir allen Ernstes teilen und retweeten wollen?
Ist Lenny mehr Rock ’n’ Roll als er glaubte?
Er galt schon seit Jahren als der Bünzli des Popzirkus. Journalisten, die ihn zu Hause besuchen durften, mussten die Schuhe ausziehen. Und ausgerechnet dieser Mann gibt alles auf der Bühne, rockt ab ohne Rücksicht auf Verluste. Ist das nicht genau worum es ursprünglich ging beim Rock ’n’ Roll? Dass alles passieren kann? Im mittlerweile streng durchdesignten Showbusiness kann fast nie mehr irgendwas passieren. Dass ausgerechnet Bünzli Kravitz dies mal kurz für einen Moment wieder ändert, hätten wir nicht erwartet – und er selber wohl auch nicht.
…oder war’s Absicht?
Immerhin trug er keine Unterhose und ein Schmuckstück. War’s geplant? Hatte die Hose eine perforierte Sollbruchstelle? Die vielleicht schon etwas zu früh nachgab? Vielleicht war die Spezialeinlage als Höhepunkt der Show gedacht, für die Zugabe.
Wie kann Lenny jetzt reagieren?
Die coolste Reaktion seit Menschengedenken auf einen entfernt vergleichbaren Zwischenfall war ja jene von Amanda Palmer: Nach einem «Nipple Gate» wurde sie von der britischen Boulevardzeitung Daily Mail genüsslich durch den Schlamm gezogen – und antwortete darauf mit dem genial satirischen Song «Dear Daily Mail» und einer Performance, während der sie sich komplett auszog. «Ihr findet einen Nippel krass? Ihr Lustigen. Ihr könnt das ganze Paket haben.»
Für Lenny funktioniert das leider nicht: Er hat das Ende des Striptease gleich vorweggenommen – und die meisten anderen seiner Körperteile kennen wir eh schon, mindestens in gefotoshoppter Version, von den Promobildern des aktuellen Albums (welches ja sinnigerweise «Strut» heisst: stolzieren, abshowen, zeigen, was man hat).
Gibt’s irgendwen, der's verpasst hat?
Findet in eurem Büro oder Kollegenkreis den Menschen, der’s nicht mitbekommen hat, und ihr seht vor euch den einzigen Menschen, den ihr kennt, der die letzten Stunden sommerlich sinnvoll verbracht hat. Und, nein, wir posten das Video hier jetzt nicht – denn falls ihr selbst derjenige seid, bleibt es.