Beck war immer gut. Er war schon cool, bevor er mit «Loser» (1993) die Welt eroberte. Er war brillant, als er mit «Odelay» (1996) bewies, dass er mehr ist als der Typ mit «Loser». Und es war beeindruckend, wie er mit jedem weiteren Album neue Facetten seiner künstlerischen Kompetenz aufblitzen liess.
Was Beck mit seinem neusten Werk «Colors» abliefert, unterstreicht aber eine ganz besondere Qualität des inzwischen 47-jährigen Beck Hanson aus L.A.
Was macht er da?
Beck will spielen. Mit dem Riff, mit Klangquellen, mit dem Pop und dem Song. Dabei macht er sich über die Wirkung klar weniger Gedanken, als über den grossen Spassfaktor, den er beim Schreiben und Produzieren von «Colors» gehabt haben muss. Natürlich geht es innovativer, als im Jahr 2017 auf die Idee zu kommen, dass eine Panflöte als Hook-Instrument für einen Dancefloor-Knaller funktionieren könnte. Rotziger als Beck kriegt das aber dann doch keiner hin. Und so funktioniert es mit vielem auf diesem Album: Es geht weniger darum, was Beck macht – dafür umso mehr, wie er es macht.
Wieso macht er das?
Weil er will, weil er darf und weil er kann. Becks kindliche Freude am Musikmachen steckt in jeder Note von «Colors». Perfekte Arrangements mit Modellcharakter sind anders aufgebaut. Beck darf aber seine Extrarunden drehen. Er darf cheesy Ideen mit schrottigen Effekten umsetzen, solange ich schmunzeln muss oder mir die Vorstellung nicht schwerfällt, dass er schmunzeln musste. Beck kann sich hier so einiges leisten, weil seine Blödeleien Freude bereiten und stets mit einer verblüffend coolen Dringlichkeit verbunden sind.
Wieso ist das so gut?
Wir kommen durch «Colors» in den Genuss neuer Musik eines positiv konnotierten Pop-Naivlings. Ein ahnungs- und erwartungsloser Forscher, der zugleich mit allen Wassern gewaschen ist. Was gibt es Besseres, als wenn ein grosser Meister nicht verlernt hat, wie man keck und dreist Songs entwickelt?
Beck durchlebt mit diesem Album die naive und erfrischende Entdeckerphase erneut und lässt uns daran teilhaben.