Literaturnobelpreisträger Bob Dylan erscheint im Dezember nicht zur Preisverleihung in Stockholm. Per Brief teilte Dylan der Schwedischen Akademie mit, er wünschte, er könnte den Preis persönlich entgegennehmen, aber andere Verpflichtungen machten dies leider unmöglich.
Von wegen andere Verpflichtungen
Ganz ehrlich. Ich denke nicht, dass Dylan am 10. Dezember, dem Tag der Verleihung, etwas vorhat, das sich nicht verschieben liesse, um mal eben einen Nobelpreis abzuholen. Was der grösste Songwriter der Gegenwart hier gerade komponiert ist die ganz grosse Nummer des glänzenden Abwesenden.
Arrogant?
Natürlich kann man Bob Dylan arrogant nennen. Ich attestiere ihm stattdessen eine gehörige Portion Cleverness.
Dylan ist ein cooler Hund. Er weiss, wie der Hase läuft. Durch seine minimalistische Reaktion auf die Auszeichnung dirigiert Dylan den Chor der Pressestimmen. Wie dieser klingt, ist völlig egal. Alles, was jetzt geschrieben wird, macht den vielleicht wichtigsten lebenden Popmusiker noch unsterblicher und interessanter.
Bob Dylan ist ein Showman
Ich glaube übrigens nicht, dass ihm die Auszeichnung peinlich ist. Auch nicht dass er nicht wüsste, wie er mit so viel Ehre umgehen soll. Dylan ist ein ausgekochtes Showbusiness-Schlitzohr und inszeniert hier gerade eine wunderbare Show. Ich darf dabei ein ganz kleiner Scheinwerfer sein, der angeknipst wurde, um auch etwas Licht auf die leere Bühne zu bringen.Die leere Bühne, auf welche wir alle starren und auf welcher kein Bob Dylan steht. In dieser Leere wirkt die lebende Legende aber noch geheimnisvoller und reizvoller als sie es ohnehin schon ist.
Wer weiss. Vielleicht kann Bob Dylan am 10. Dezember nicht nach Stockholm reisen, weil er aus der Ferne verfolgen möchte, wie Bob Dylan an der Preisverleihung nicht anwesend ist. Ich würde ihm den Spass von Herzen gönnen.