Wo Yello drauf steht, ist Yello drin. Das ist seit 40 Jahren so. Yello klingt immer nach Yello. Und nur Yello ist Yello. Yello sind Boris Blank und Dieter Meier. Ihr Sound ist originell und original. Unkopierbar. Unverkennbar. Unkonventionell und kompromisslos.
Grosse Überraschungen bleiben daher auf dem neuen Yello-Album «Point» aus. Bei Yello weiss man, was man hat. Was aus Blanks Klang-Archiv kommt, trägt Blanks Handschrift. Eine unverkennbare Handschrift. Genauso unverkennbar wie Meiers dadaistischer Sprechgesang. Daran wurde nie geschraubt. Es ist ein in Stein gemeisseltes Grossmutter-Rezept, welches hundertprozentige Einzigartigkeit und Stiltreue garantiert.
Yello haben Stil und Klasse
Treu geblieben sind Yello auch ihrem Look. Die Anzüge sitzen. Die Schnurrbärte nicht wegzudenken. Und auch die Moves, und der damit verbundene Schalk, haben sich in 40 Jahren kaum entwickelt. Wozu denn auch? Yello ist längst eine Marke. Nicht festgefahren. Aber klar angekommen. Dermassen angekommen, dass niemand ein Bedürfnis verspürt, an den Grundfesten der Yello-DNA zu rütteln.
Sind Yello noch innovativ?
Yello scheinen nach wie vor Spass an der Sache zu haben. Das rechtfertigt neue Produktionen. Auch Leidenschaft für ihr Projekt kann man den beiden Herren nicht absprechen. Innovativ sind ihre neusten Produktionen aber nicht mehr. Die Experimentierfreude beschränkt sich dafür zu klar auf das dem Duo bekannte Terrain.
Auch wenn Boris Blank auf seinem Spielfeld neugierig bleibt und sich grundsätzlich nicht einschränken lässt, bleibt er seinen Techniken, Klangwelten und Ausdrucksformen treu. Das Popverständnis ist grob gesagt dageblieben, wo Yello der Welt in den 80er Jahren weit voraus war. Die damaligen Pioniere sind heute Legenden. Legendär sind ihre Hits von damals und ihr heutiger Ansatz befindet sich sehr nahe am Sound, den sie damals entwickelt haben.
Können Yello punkten mit «Point»?
Bei Fans, die von Yello nie genug kriegen können, ganz bestimmt. Schliesslich befriedigt «Point» so ziemlich alles, was man heute von einem neuen Yello-Album erwarten darf. Müsste oder dürfte ich jemandem, der den Namen Yello noch nie gehört hat, diese Band und ihren grandiosen Sound vorstellen, würde ich aber auf die grossen Songs aus den 80ern zurückgreifen.
Radikal, kompromisslos und avantgardistisch mischte das Duo damals die Pop-Welt auf. Was da entstand, ist wahrscheinlich einfach zu gut, um es nach 40 Jahren über den Haufen zu werfen. Nein, das meine ich nicht ironisch. Ich kann es auch anders sagen: Wenn der Erfinder des Velos auch mit 70 noch radelt – ist daran überhaupt nichts auszusetzen.