Die Vergiftung
Ich war 13 Jahre alt. Mein Cousin und ich gründeten gerade unsere erste Band. Das war 1987. Mit «Sign O’ The Times» erschien ein Album mit der für mich damals wichtigsten Musik der Welt. Seit diesem Moment weiss ich, was ein Popstar ist. Aus Prince wurde ein König. Aus dem König ein Gott. Aus dem Gott eine Art Alien. Aus dem Alien der für mich aufregendste Popstar des Universums. Mit 13 Jahren hat man grosse Träume. Doch eines wusste ich bereits dann: Selbst wenn unsere damalige Band alles erreichen würde, was eine Band erreichen kann – so gut wie Prince würden wir nie werden. Dazu reichten nicht mal die kühnsten Träume von 13-Jährigen aus. Die soeben erlernten drei Gitarrenakkorde natürlich auch nicht.
Die Unsterblichkeit
Es mag pubertär klingen, aber Prince strahlte für mich bis heute – oder bis gestern – eine wahrhaftige Unsterblichkeit aus. Zumindest war ich davon überzeugt, dass ich vor ihm gehen würde. So an die 130 Jahre hätte ich ihm zugetraut. Ernsthaft. Abgesehen von David Bowie, war Prince der einzige Popstar, bei dem ich nie ganz sicher war, ob er tatsächlich aus Fleisch und Blut ist. Nun lese ich Nachrufe über einen Musiker, bei welchem ich nie mit einem Ende gerechnet habe. Das ist surreal.
Tod und Auferstehung
So sehr ich Prince verehre und so unsterblich er für mich war, muss ich an dieser Stelle aber doch zugeben, dass er bereits vor rund 10 Jahren einen kleinen Tod starb. Nach «Musicology» (2004) interessierten mich seine Alben immer weniger. Während er als Live-Musiker kaum an Genialität einbüsste, erreichte er mich mit seinen Produktionen nicht mehr wirklich. Kein neues Album packte mich so, wie dies seine früheren Werke taten.
Dieses Desinteresse kommt einem unter Schock stehenden Fan nun zugute. Denn: Die letzte Schaffensphase von Prince, ist für mich weitgehend unentdeckt. Ich kann mir also Musik aus gut zehn Jahren Prince anhören, die ich nur flüchtig kenne.
Dies, so hoffe ich, hält mir Prince nicht nur künstlich sondern auch künstlerisch am Leben.