Die Erkennungsmelodie des Tatorts entstand 1970 und wurde seither nur 1979 und 2004 leicht angepasst. Als Til Schweiger vor ein paar Jahren ankündigte, er wolle den Vorspann des Tatorts ändern, erntete er einen Tsunami an Unverständnis.
Diese Komposition ist mehr als Kult. Sie ist eine heilige Kuh. Klar. Doch: An dieser Version festzuhalten ist etwa so, als hätte man sich Ende der 1960er-Jahre dem Farbfernsehen verweigert. Es ist so, wie wenn Rockbands heutzutage Stadionkonzerte auf denselben Beschallungsanlagen spielen würden wie einst die Beatles. Es wirkt wie der verzweifelte Versuch, mit einem Nokia aus den 90er-Jahren eine MMS zu versenden.
Wir berauben uns der Nostalgie
Solange sich niemand an eine Neufassung der Tatort-Verpackung wagt, werden wir nie richtig in Nostalgie schwelgen können. Nie werden wir unverhofft auf diese alten Aufnahmen stossen und uns in alte Zeiten zurückversetzt fühlen. Denn wir hören sie Sonntag für Sonntag, kriegen keinen Abstand dazu und limitieren die Wirkung der Kultmelodie auf diese Weise Woche für Woche.
Ganz ehrlich: Mich interessiert, wie eine zeitgemässe Tatort-Titelmusik klingen würde und vor allem möchte ich wissen, was es bei mir auslöst, wenn ich mir die legendäre Komposition von Klaus Doldinger in ein paar Jahren wieder anhören dürfte – würde ich sie nicht jeden Sonntagabend hören.