Der Side-Event der Swiss Music Awards, «SMA presents», veranstaltet am 7. Februar im Zürcher Kulturhaus Kosmos einen Abend zur Frage «Hat die Schweizer Popmusik ein Frauenproblem?».
Natürlich kann man diese Frage diskutieren. Vielleicht soll oder muss sie sogar diskutiert werden. Die Antwort auf die Frage, warum es viel mehr Männer als Frauen gibt, die Bands gründen, sich in Übungskellern verkriechen und Songs auf die Bühne bringen wollen, ist für mich aber klar.
Wieso machen Männer Musik?
Männer sind kleine Hanswurste mit grossen Träumen. Wie erobert das Durchschnitts-Pickelgesicht am ehesten die schönste Frau der Schule? Es gründet eine Band. Wie kriegt «der Loser» sie tatsächlich rum? Er schreibt ihr einen Song. Wie betrinkt man sich mit seinen Freunden so oft wie möglich – ohne eine eigene Bar zu eröffnen? Man spielt in einer Band.
Wie rächt man sich an der Gesellschaft der Angepassten, die für naive Popstar-Träumereien nie etwas übrighatten? Man probiert die Träumereien real werden zu lassen. Wie? Man spielt in einer Band!
Braucht es mehr Frauen im Pop?
Braucht es mehr Männer beim Synchronschwimmen? Diese Frage würde ich klar verneinen. Synchronschwimmen ist aber nun mal das pure Gegenteil von Popmusik und hat meines Erachtens kaum Einfluss auf unser Gesellschaftsbild.
Popmusik hingegen prägt unsere Gemeinschaft sehr deutlich. Popmusik ist ein Spiegel unserer Gemeinschaft und natürlich spielt es eine grosse Rolle, wer der Gesellschaft diesen Spiegel vorhält. Sprich: Mehr Frauen sind für den Schweizer Pop selbstverständlich ein Gewinn.
Braucht der CH-Pop eine Frauenquote?
So sehr ich Frauenquoten in Politik und Wirtschaft als sinnvoll, bereichernd oder gar notwendig betrachte, habe ich Mühe, mir eine solche in der Popmusik vorzustellen. Ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn in meinen Top-5-Alben von 2018 alles Werke von Frauen wären. Ich möchte aber auch kein Problem haben müssen, wenn es sich bei diesem Ranking um eine reine Männerliste handelte.
Ich bin zudem davon überzeugt, dass sich die Musikerinnen ihren Platz im Pop sowieso erobern. Sie machen das aber durch Qualität und Attitüde, und nicht durch ein Quotenreglement.
Der Frauen-Bonus
Ausserdem bin ich bei Musikdiskussionen dem Begriff «Frauen-Bonus» schon zu oft begegnet, als dass ich mich für eine zusätzliche Einrichtung zur Stärkung der Sonderrolle Frau einsetzen würde. So flösse zum negativ konnotierten «Frauen-Bonus» der ebenso despektierliche Ausdruck «Quoten-Frau» in Musikdiskussionen ein, was ich nicht als förderlich betrachte.
Nichts ändert sich von heute auf morgen. Weder in der Politik, noch in der Wirtschaft und schon gar nicht in der Kunst. Aber: Alles ändert sich mit der Zeit. Und: Das Selbstbewusstsein gepaart mit der Selbstverständlichkeit, wie Frauen die Schweizer Popszene heute bereichern, lässt mich zum Schluss kommen: Nein. Die Schweizer Popmusik hat kein Frauenproblem.