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Musik-Blog Ich hasse Weihnachten

Ich liebe Weihnachtsgebäck und gegen einen grossen Tisch mit vielen Leuten habe ich auch nichts einzuwenden. Aus musikalischer Sicht ist Weihnachten aber die schlimmste Zeit des Jahres. Und das Fiasko fängt schon im November an.

Auch wenn inzwischen wahrscheinlich mehr Gutschein-Codes für Streamingdienst-Abos als physische Tonträger unter dem Weihnachtsbaum landen, den Weihnachtsmarkt der Popmusik gibt es trotzdem noch. Und er ist so unbarmherzig wie eh und je.

Gregi Sigrist

Musikjournalist für Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen

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Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

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Scrollt man sich durch die Alben, die in den nächsten Wochen erscheinen, trifft man auf Greatest Hits-Releases von Bands wie Def Leppard, Massive Attack, Lenny Kravitz, Chris Cornell, Pink Floyd oder Amy MacDonald.

Wir stossen auf Fan-Box-Sets von Depeche Mode, John Lennon, den Eagles oder Die Ärzte, die uns ihr Gesamtwerk auf 33 CDs in einer 5 kg schweren Super-Box vor die Füsse schmeissen.

Ach du heilige Scheisse

Besonders beliebt sind zum Jahresende natürlich auch die zum Gähnen langweiligen Wiederveröffentlichungen von Klassikern. «Remastered» heisst das Zauberwort, mit welchem uns die Industrie Jahr für Jahr Popmusik verkauft, die wir schon längst haben und kennen. So kriegen wir 2018 praktisch alles – neu gemastert – von Kate Bush. Darüber hinaus herausgepickte Alben von Jovanotti, Metallica, Paul McCartney und und und...

Coldplay wollen uns mit einem Live-Album quälen und ... Nein. Damit hat es sich noch lange nicht.

Tote Rapper strahlen heller

Weil der Tod des amerikanischen Rappers Mac Miller dazu führte, dass sein Name auch auf Titelseiten von Zeitungen erschien, die sich erst dann einschalten, wenn sich andere ausschalten – kann man ja Millers Album «Swimming», welches im August 2018 erschien, Ende November durchaus nochmals auf den Markt bringen. Auf Vinyl natürlich.

Wer kannte Mac Miller vor seinem Tod (7. September 2018)? Du? Echt? Deine Lieblings-Line? Echt? Wow...

Eric Clapton wird zum Schlageraffen

Mein persönlicher Tiefpunkt der Weihnachtszeit 2018 ist aber wahrscheinlich Eric Claptons Beitrag zum Fest der Liebe. Meine Fresse. Clapton ist ein Gitarrenheld. Ein Blues-Gott. Der Mann hat mit den Yardbirds und Cream Rockgeschichte geschrieben. Später schlug er die Brücke zwischen Rock, Blues und Schnulze stilvoll und beeindruckte auch auf weniger beachteten Alben mit seiner unglaublichen Musikalität und Virtuosität.

Und dann? Herbst 2018: Das Album «Happy Xmas».

Leute wie Elvis Presley oder Bob Dylan haben es geschafft, tolle Weihnachtsalben zu produzieren. Eric Clapton nicht. Singt Clapton «Stille Nacht», mit dem Anspruch den Blues in die Geburt des Christkinds einzubauen, wird mir schlecht. Das klingt nach einem gottverdammten Alleinunterhalter mit Begleitautomatik in einer erbärmlichen Hotellobby mit Plastiktannenbaum.

Audio
Eric Clapton «Silent Night»
aus Audio Musik SRF 3 vom 14.11.2018.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 1 Sekunde.

Schönes Fest liebe Freunde

Ich freue mich auf 2019. Auf die ersten zehn Monate des Jahres, in welchen Musik erscheint, die nicht nach faulem Krippenspiel riecht. Musik von Künstlerinnen, Künstlern und Bands, die nicht auf Lametta gebettet ist. Musik eben. Echte, neue, dringliche Songs.

Bis dahin stopfe ich mir Guetzli in den Mund und Watte in die Ohren.

Frohe Weihnachten.

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