Um eines vorweg zu nehmen: Eigentlich habe ich nichts gegen Alben, die nach dem Tod eines Künstlers veröffentlicht werden. Vor Kurzem erschien die Johnny-Cash-CD «Out Among The Stars», welche wenig bekannte Aufnahmen aus den 1980er-Jahren enthält. Das liebevoll zusammengestellte Album darf als Bereicherung einer jeden Johnny-Cash-Sammlung angesehen werden und macht daher Sinn. Anders ist das im Fall von Michael Jacksons «XScape», ohne dass darauf wirklich schlechte Musik zu hören wäre.
Das hochkarätige Produzententeam (Timbaland, J-Roc, Rodney Jerkins u.a.) passte die Songs aus dem Jackson-Archiv an die Gegenwart an. Die Frage dabei stellt sich aber nicht, ob die Umsetzung gut ist, sondern, ob das eine gute Idee war. Die Antwort: NEIN!
Was mich, nebst der teils grässlichen Instrumentierung der Aufnahmen, am meisten ärgert ist WIE bzw. WO Jacksons Stimme im Mix auf «XScape» steht. Bei nahezu allen Aufnahmen zu seinen Lebzeiten war seine Stimme für meinen Geschmack eigentlich zu weit nach hinten (sprich: zu leise) gemischt. Es dauerte Jahre bis ich entdeckte, dass dies zu einem grossen Teil die Songs ausmacht.
Die Stimme dieser doch eher überirdischen Erscheinung gewann stets an Magie, wenn man sie sich lauter wünschte. Nun haben wir sie lauter. Teils richtig weit nach vorne gemischt und die Magie verschwindet sofort da hin, wo Michael Jackson seit bald fünf Jahren mehr oder weniger in Frieden ruht.
Ob Geldmacherei oder nicht – bei «XScape» handelt es sich um eine äusserst fragwürdige Veröffentlichung: Wenn man die grossartige Diskographie des Perfektionisten Michael Jackson durchgeht, wird einem ziemlich schnell klar, wieso er diese Songs nicht veröffentlichte.