Wer auf Facebook, Instagram & Co. sichtbar sein und bleiben will, muss seine Kanäle füttern. Am besten täglich. Ganz sicher aber regelmässig. Dieses Spiel macht auch Büne Huber mit. Nicht immer. Manchmal ist es länger ruhig auf Ochsners Kanälen.
Doch in den letzten Wochen und Monaten haben Patent Ochsner ihre Social-Media-Aktivität wieder hochgeschraubt. Schliesslich erscheint am 24. Mai ihr neues Album «Cut Up». Da möchte man sichtbar sein. Während andere ihre Fans mit Selfie-Lawinen zu-, über- und verschütten, setzt Huber auf Unterhaltung, Kunst und Inhalt.
Die Unterhaltung
Um an eher ereignislosen Tagen einen Post für seine Kanäle im Köcher zu haben, entwirft Büne Huber Artwork zu Songs, die nie geschrieben wurden und als «Songs, die es nicht aufs neue Album geschafft haben» deklariert. Ein durchaus beliebtes Spiel von Songwritern, die mehr Ideen haben, als sie umsetzen können. Hubers Coverbilder machen aber besonders Spass.
Schon nur deswegen, weil die Titel und der Anblick der fiktiven Umschläge klar machen, dass es diese Songs nicht braucht – beziehungsweise, dass der nicht existierende Song mit der Herstellung des Artworks ausreichend umgesetzt ist. So zum Beispiel einer meiner Favoriten mit dem Titel «Hey Boumpfleger (Figg di)». Ein köstliches, kleines Meisterwerk. Und eigentlich als Bild bereits ein Song.
Die Kunst
Was Büne Huber als Maler fabriziert, taggt er als #bünehuberfineartsifartsi und gerne auch mit #Frtami. Und frtami eigen, teils frtami politisch und immer frtami schonungslos sind diese Bilder, die man gerne neben ein paar Anker-Bilder hängen würde. Einfach um zu sehen, was das mit einem macht.
Der Content
Aus dem eingebernerten #throwbackthursday, dem #zrüggwärfdonnstig, macht Huber mehr, als man hinter dem von ihm lose angewandten Hashtag vermuten könnte. Da erscheint das Ochsner-Mastermind in Clips, die die Bandgeschichte, festgemacht an den Jahrgängen der Alben, Revue passieren lässt. Es ist aber viel mehr als ein nostalgisches Schwelgen in der Vergangenheit.
Beeindruckend ist zum Beispiel, wie Büne Huber über das Jahr 1997 (Album: Stella Nera) spricht. «Für mich war es ein schwieriges Album. Ich mochte es nie», erzählt Huber und unterstreicht das komplizierte Bandgefüge von damals. Als Album sei es sehr zerfahren und ohne fassbaren Kern – sagt Huber über «Stella Nera», welches mit «W. Nuss vo Bümpliz» immerhin einen der grössten Ochsner-Hits enthält.
Wer so differenziert und reflektiert über seine eigene Karriere sprechen kann, ist weit davon entfernt, sein künstlerisches Werk bloss noch verwalten zu wollen. Es zeigt auch, welchen Anspruch Huber an sich selbst hat. Wie gross die Bereitschaft ist, sich mit Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft auseinanderzusetzen. Es zeigt, wie sehr dieser Künstler und seine Musik am Leben sind.
Ich wünschte mir von so manchem Social-Media-Kanal auf solche Beiträge zu stossen. Auf mehr Content und weniger Selfies, die bloss dazu da sind, die Timeline zu füttern, um sichtbar zu bleiben.
Büne Huber ist am Montag, 6. Mai zu Gast in der SRF 3 Talk-Sendung «Focus». Huber ist mit seiner Band Patent Ochsner auf Platz 1 unserer CH-Hits der Woche.