Solche Geschichtslektionen hätte ich mir in der Schule echt gewünscht. Bestimmt hätte ich besser aufgepasst und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch weniger Abschiffer nach Hause gebracht.
Die Ausstellung «Oh Yeah! Popmusik in der Schweiz» ist mehr als nur eine Ausstellung, die klingt und Raritäten aus den Schränken unserer Popsternchen ans Tageslicht bringt. Diese Ausstellung verbindet die Anti-Baby-Pille mit dem Sound der 1960er-Jahre, zeigt eine Züri West-Setliste mit Blutflecken von Jungpunk Kuno Lauener und erklärt unter anderem, weshalb in den 1950er-Jahren hierzulande plötzlich Hawaii-Musik hip wurde.
CH-Special zur Ausstellung «Oh Yeah!»
Ohne Stöpsel geht nichts
Die Ausstellung ist in zwei Räume gegliedert. Einen externen, kleineren, der die Zeitepoche von 2000 – 2015 beleuchtet und einen grossen Saal, der alles von den 1950er-Jahren bis 2000 zeigt. Ohne Kopfhörer geht da aber nichts. Ohne Stöpsel wäre das Erlebnis nicht weit weg von einem Besuch im Naturhistorischen Museum oder im Louvre.
Die Kopfhörer kriegt man beim Eingang und steckt sich damit von «Mürner-Kugel» zu «Mürner-Kugel»: Dies sind grosse Audio-Docking-Stellen, über die der Popradio-Pionier und ehemalige DRS3-Moderator François Mürner zu jeder musikalischen Epoche erklärt, was Sache ist. Oder war.
400 Minuten Ton und Film
Wenn ich Zeit und Zelt dabei gehabt hätte, hätte ich dort übernachtet. Ich hätte mir jede, der über 400 Minuten Ton- und Filmmaterial reingezogen. Haben es die Ausstellungsmacher übertrieben mit Soundbeispielen? Nein. Im Gegenteil. Jedes einzelne Stück hat hier seine Berechtigung. 60 Jahre Musikgeschichte zu erzählen braucht schliesslich seine Zeit.
Und das Schöne daran: Das Rampenlicht wird nicht nur auf die Bling-Bling-Hitparaden-Stars gerichtet, sondern auch auf quirlige aber nicht minder wichtige Vertreter aus dem Untergrund wie Reverend Beat-Man oder Hotcha. Oh Yeah!
Die Ausstellung «Oh Yeah! Popmusik in der Schweiz» im Museum für Kommunikation in Bern öffnet am 14. November 2014 und dauert bis am 19. Juli 2015.