Lohnen sich die vier mal 30 Minuten der Ed Sheeran-Dok-Serie «The Sum of It All»? Sechs Fragen an Tamara Steffen, Gerni Jörgler und Gregi Sigrist von der SRF Musikredaktion mit 18 Antworten.
Lernt man Ed Sheeran besser kennen?
Tamara Steffen: Jein. Er ist nicht offener oder kumpelhafter als sonst auf der Bühne oder in Interviews. Aber man lernt sein Umfeld besser kennen, und es wird klarer, wieso er so ist, wie er ist.
Gerni Jörgler: Ja, vor allem dank den Aussagen seiner Frau Cherry Seaborn, die erstaunlich offen spricht und prominent vorkommt.
Gregi Sigrist: Ja. Das Bild wird allerdings nach Sheerans Drehbuch erweitert. Am Ende bleibt Ed Sheeran, trotz zelebrierter Nahbarkeit, nicht wirklich fassbar.
Wodurch besticht «The Sum of It All»?
TS: Cherry und Jamal. Seine Frau und sein verstorbener Freund und Förderer. Cherry ist Sheerans beste Freundin und Jamal der Grund, wieso Ed Sheeran so ist, wie er ist. Die Dok ist auch ein Tribut an seinen Freund.
GJ: Die geballte Ladung Emotionalität. Die Serie bringt einen zum Lachen, zum Weinen und zum Hühnerhauthaben.
GS: Sheeran nimmt einen mit. Kumpelstyle. Das kann er einfach.
Was nervt?
TS: Das Ende. Dieses kommt plötzlich und wirkt in dem Moment inszeniert.
GJ: Natürlich verlangt der Tod eines besten Freundes viel Trauerarbeit. Aber irgendwann hat man es dann auch verstanden, wie tief dieser Verlust Ed Sheeran beschäftigt.
GS: Es wirkt nie als würde Ed die laufenden Kameras vergessen. Es ist fast immer mehr so, als würde Sheeran sein Leben performen …
Spannendster Aspekt?
TS: Ich lerne seine Familie und seine besten Freunde kennen. Auch seine Vaterrolle ist Thema. Die beiden Töchter hingegen, sieht man nie. I like!
GJ: Ed Sheeran scheint grösser als das Leben zu sein. Wie macht er das bloss? Das haben die Dok-Macher clever montiert. Früher wollte ich ein James Bond sein. Heute denke ich: ein Ed Sheeran sein, wäre auch nicht schlecht.
GS: Cherry Seaborn, Ed Sheerans Frau, ist das Goldstück des Films. Sie ist ganz offensichtlich die einzige Person, die bei Sheeran etwas auslösen kann, was andere nicht können.
Ist die Serie eine Dok oder bloss Promo?
TS: Beides. So privat haben wir Ed Sheeran noch nie gesehen. Wenn er aber über das neue Album spricht, dann riecht es schon stark nach Promo.
GJ: Einige Szenen dienen klar als Promovehikel für das neue Album, aber die Dosierung hält sich angenehm in Grenzen.
GS: Beides. Die Serie liefert sehr intime Einblicke. Diese sind aber sehr clever ausgewählt, gesteuert und eingeordnet. Der Film ist eher «mächtig» als «mutig» und daher klar mehr Promo als Dok.
Muss man sich die Serie anschauen?
TS: Ja! Wenn man in Zürich an seinem letzten Konzert war, sowieso. Das Konzert im Letzi nimmt viel Platz ein in der vierteiligen Serie. Emotional ist die Serie auch nicht ohne. Die Jamal-Story kostete mich ein paar Tränen.
GJ: Ja, und zwar genau jetzt, weil er jetzt auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen ist und weil Zürich darin vorkommt.
GS: Ja klar. Anschauen, gewisse Längen aushalten und unbedingt geniessen. Als nächstes kommt wahrscheinlich die Ed-Sheeran-Story als Musical an den Broadway und dann ist fertig lustig …