KT Gorique rappt mit in der Basilique de Valère
Wenn KT Gorique ein Musik-Video dreht, dann steckt sie die Köpfe mit dem Film-Team von Dratep zusammen. Ihre Mission deckt sich dabei quasi mit der Aufgabenstellung unserer Videochallenge: Wir wollen überrascht werden mit einem Musikvideo, das an einem ungewöhnlichen Ort gedreht wird. Unser Walliser «SRF 3 Best Talent» hat Ähnliches im Sinn: Es sucht sich jeweils einen auffallenden oder beeindruckenden Drehort aus, der noch nie Schauplatz eines Clips war.
Fündig geworden ist KT Gorique in der Basilique de Valère (Basilika von Valeria) in der Nähe ihres Wohnortes Sion. «Es ist ein cooler, historischer Ort, weiter nichts. Der Drehort hat keine versteckte Bedeutung für mich», sagt die 27-Jährige. Ansonsten ist alles durchdacht und ihre Lippen bleiben während dem Clip versiegelt. Das mag auf den ersten Blick seltsam sein, nicht aber für die Rapperin: Es ist ein Stilmittel, das sie schon mehrmals verwendet hat. «Die Bilder, die Bewegungen und die Musik reichen völlig aus, um vom Sound gefangen genommen zu werden.»
KT Gorique ist technisch herausragend
Rappt sie, dann weicht manch harter Hip-Hop-Macho vor Ehrfurcht einen Schritt zurück. KT Gorique zeigt mit ihren technisch herausragenden Skills, wo es lang geht. Sie ist ein Multitalent. Nicht umsonst hat man ihr den Übernamen «couteau suisse», Schweizer Sackmesser, verpasst.
Das «SRF 3 Best Talent» im Monat September ist so vielfältig wie der weltberühmte Alleskönner: Sie ist Tänzerin, Schauspielerin und wenn sie rappt, dann spuckt sie die französischen Wörter über Old-School- wie Cloud-Rap-Beats nur so heraus.
KT Gorique ist ein Profi: Sie rappt mit einer unterschwellig drohenden Haltung wie eine Kobra kurz vor dem Biss, bewegt sich aber genauso geschmeidig mit ihren Texten über ihren Beats wie ein Puma, der durch den dichten Wald jagt.
Sie rappt mit Kriegsbemalung
KT Gorique tritt immer mit Kriegsbemalung auf. Die Bemalung ist eine Referenz an ihre Wurzeln: Die Romande zog mit elf Jahren mit ihrer Familie von der Elfenbeinküste in die Schweiz. In der afrikanischen Heimat ist es Tradition, sich für spezielle Feste und Zeremonien zu schminken.
In Anlehnung daran bereitet sich die 27-jährige Rapperin aus Sion wie in einem Ritual mit einem speziellen Make-up für ihre Gigs vor. Es ist der Moment der Verwandlung von der privaten Person zum Bühnen-Ich: zum Energiebündel, der furchtlosen, selbstbewussten Kämpferin, ihrem musikalischen Alter Ego, der Kriegerin «Kunta Kita», die auch der aktuellen EP den Namen gab.
KT Gorique ist halb Mensch, halb Abrissbirne. Auf der Bühne immer mit Kriegsbemalung im Gesicht und extrem offensivem Stil. Sie rappt nicht, sie spuckt. Eine furchtlose, selbstbewusste Kämpferin.
Weltmeisterin im Freestyle-Rap
Die Walliserin macht nicht nur Hip-Hop, sie ist Hip-Hop. Ihr macht keiner und keine so leicht etwas vor. 2012 gewinnt KT Gorique die Weltmeisterschaften im Freestyle-Rap in New York und schreibt gleich Geschichte: Mit 21 ist sie die erste weibliche Teilnehmerin, die den Titel holt.
Auch ihr Auftritt beim «Bounce Cypher» von SRF Virus im Januar 2018 ist legendär. Trotz Krankheit ringt sie sich durch, nimmt dreieinhalb Stunden Fahrzeit auf sich, um mit 39 Grad Fieber so ziemlich alle an die Wand zu rappen.
Das wiederholt sich ein paar Tage später beim TV-Auftritt bei den «Swiss Music Awards».
Improvisieren ist wie Schach spielen mit den Nervenzellen
KT Gorique tut, was sie für richtig hält und geht furchtlos ihren Weg. So übernimmt sie 2014, ohne jemals Schauspielunterricht gehabt zu haben, die Hauptrolle im Film «Brookyln» von Pascal Tessaud, der in Cannes gezeigt wird.
KT Gorique improvisiert, weil es für sie wie Schach spielen mit den Nervenzellen ist: «Du weisst, was du sagen wirst, bevor du es sagst». Oder sie schreibt es in ihr Büchlein. Das Büchlein ist ihre Denkhilfe, Schreiben ein tägliches Bedürfnis. Gedanken werden verewigt – über sie selbst, die Leute in ihrem Umfeld oder ihre Empfindungen.
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