Ich kann wirklich ohne Übertreibung sagen: «Parfum» ist die schönste Serie, die ich je gesehen habe. Die Serienmacher haben die Story des Bestsellers von Patrick Süskind vom Frankreich des 18. Jahrhunderts ins deutsche Ruhrgebiet des 21. Jahrhunderts verlegt. Was, das Ruhrgebiet soll schön sein? Wenn man es richtig filmt, ist es sogar wunderschön!
Das Schöne im Hässlichen
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Bild 1 von 6Legende: Pool mit Leiche: Auch das ist in der Serie natürlich perfekt inszeniert. ScrSRF/Constantin Film
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Bild 2 von 6Legende: So schön ist ein Flughafen nur in der Serie «Parfum». SRF/Constantin Film
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Bild 3 von 6Legende: Im richtigen Licht wirkt auch eine 70er-Jahre Kirche richtig schön. SRF/Constantin Film
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Bild 4 von 6Legende: Ein Bordell in der Industriezone: Im echten Leben wäre das hässlich, bei «Parfum» sieht sogar das schön aus. SRF/Constantin Film
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Bild 5 von 6Legende: Das Bordell ist auch von innen äusserst ästhetisch. SRF/Constantin Film
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Bild 6 von 6Legende: Mit dem richtigen Violettstich fasziniert auch eine Landschaft unter Hochnebel. SRF/Constantin Film
Aber wieso sieht in «Parfum» sogar ein 70er-Jahre Bordell in der Industriezone gut aus? Das liegt einerseits am perfekten Licht. Immer leicht gedimmt. Über allen Bildern liegt ein dunkler Filter. Dadurch wirken Farben, da wo sie auftauchen, sehr intensiv.
Alles ist symmetrisch
Andererseits haben sich die Serienmacher akribisch auf Symmetrie geachtet. Denn was symmetrisch ist, wirkt schön. Das kennt man von den häufig perfekt symmetrischen Gesichtern der Supermodels.
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Bild 1 von 7Legende: In dieser Serie MUSS man genau in der Mitte des Bettes sitzen - flankiert von zwei symmetrisch aufgehängten Neonröhren. SRF/Constantin Film
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Bild 2 von 7Legende: Auch ein Hochspannungsmast kann schön sein - aus der richtigen Perspektive aufgenommen. SRF/Constantin Film
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Bild 3 von 7Legende: Ein perfekt symmetrischer Bahnübergang. SRF/Constantin Film
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Bild 4 von 7Legende: Wer die Symmetrie stört, muss ein Bösewicht sein. SRF/Constantin Film
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Bild 5 von 7Legende: Der Verhörraum ist im Gleichgewicht. Links der Psychopath, rechts die Kommissarin. SRF/Constantin Film
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Bild 6 von 7Legende: Die geometrisch schöne Anordnung ist auch beim Hallentennis nicht zu übersehen. SRF/Constantin Film
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Bild 7 von 7Legende: Und klar: Auch simple Hausgänge müssen in der Serie perfekt eingemittet sein. SRF/Constantin Film
Die unterkühlte Ästhetik ziehen die Serienmacher auch bei den Figuren durch. Alle sind wortkarg und deprimiert. Lachen ist in der Serie verboten. Das ist zwar äusserst konsequent, wirkt auf mich aber manchmal etwas aufgesetzt.
Gute Ästhetik, wenig Drive
Zudem bleibt vor lauter Ästhetik die Geschichte ein bisschen auf der Strecke. Die Serie zeigt die Jagd nach einem Serienkiller, der Frauen die behaarten Körperstellen wegschneidet. An spannenden Elementen mangelt es nicht: Verbotene Liebesgeschichten, Jugendrückblenden und unzählige Morde.
Für meinen Geschmack fehlt aber der Drive. Ich bin nie so in die Story eingetaucht, dass ich alles um mich herum vergessen hätte.
Serie für Melancholiker
Angesprochen hat «Parfum» aber den Herbstmelancholiker in mir. Die düster-schöne Atmosphäre liess mich so richtig schön schwelgen. Passt perfekt zur hochnebelgeprägten Novemberstimmung im Schweizer Mittelland.