Der gesunde Nudge - das Personalrestaurant:
Die Kantine ist ein beliebter Ort für Nudging: An meinem Arbeitsplatz im Radiostudio Zürich steht die Salatbar gleich am Eingang, damit sie sofort erreichbar ist. Obst ist auf Augenhöhe platziert, damit wir eher zugreifen. Und besonders fies: Die Schoggistängeli befinden sich in einem Plexiglas-Kasten, den ich erst öffnen muss, bevor ich zugreifen kann.
Eine psychologische Barriere hält mich vielleicht davon ab, heute schon wieder zuzugreifen, sagt die Nudging-Expertin Linda Burkhalter: «Man muss zuerst aktiv werden und es könnte unangenehm werden, wenn andere einen dabei beobachten. Es entsteht so etwas wie sozialer Druck.» Ihr Lieblingsnudge sind übrigens die Lifte, die extra langsam fahren, damit wir die Treppe nehmen.
Der ärgerliche Nudge - Druckereinstellung:
Wenn ich mit einem Skript im Studio am Mikrofon stehe, sollte es so wenig rascheln wie möglich. Sprich: Seiten umblättern möglichst vermeiden. Da bei SRF aber die Druckereinstellung «Beidseitiger Druck» eingestellt ist und ich nicht daran denke, sie vorher zu entfernen, muss ich ein Dokument oft zweimal ausdrucken. Das ist das Gegenteil, was dieser Nudge eigentlich erreichen will: Papier sparen, dadurch dass ich zu faul bin, die Druckereinstellung zu ändern.
Der weit verbreitete Nudge - Abstandsmarkierungen:
Auf dem Weg vom Radiostudio zum Bahnhof, wo ich in den Zug nach Bern einsteigen werde, sehe ich sie überall: Die rot-gelben Bodenmarkierungen vom BAG, die mir zeigen: Hier warten und Abstand halten. Im Alltag sind wir vielen Reizen ausgesetzt, wir können gar nicht alles verarbeiten und schalten auf Autopilot. Wenn uns etwas auffordert, anzuhalten oder eben Abstand zu halten, dann tun wir das, ohne gross nachzudenken.
Der grüne Nudge - Pizza-Ghüder:
In meinem Wohnort Bern bin ich vor kurzem beim Spazieren auf diesen auffälligen Abfalleimer gestossen. Auf Anfrage hat mir die Pizzeria Da Nino erzählt, dass sie grosse Probleme mit den Pizza-Schachteln hatten, die ihre Take-Away-Kunden achtlos draussen haben liegen lassen. Die gängigen Abfalleimer waren nicht gross genug. Daraufhin hat die Pizzeria eine formgerechte Abfallbox designen lassen. Das Resultat: Weniger überfüllte Abfalleimer, weniger Littering. Zudem werden die Kartons sachgerecht von der Stadt entsorgt und nicht mit dem restlichen Abfall verbrannt, sondern recycelt.
Mein Lieblingsnudge - Piano Stairs:
Mein Lieblingsnudge ist zum ersten Mal in Stockholm ausprobiert worden und hat mittlerweile weltweit Nachahmer gefunden. Jeder Tritt einer Bahnhofstreppe wurde mit Platten belegt, die einer Klaviertaste entsprechen. Und klingt, wenn man drauftritt. Die Leute können also beim Rauf- und Runterlaufen mit ihren Schritten Klavier spielen. Das Resultat: 66 Prozent mehr Leute haben die Treppe der Rolltreppe vorgezogen.
Dem Leben in der Schweiz auf der Spur – mit all seinen Widersprüchen und Fragen. Der Podcast «Input» liefert jede Woche eine Reportage zu den Themen, die Euch bewegen. Am Mittwoch um 15 Uhr als Podcast, sonntags ab 20 Uhr auf Radio SRF 3.
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