1. «Jingle Scherz»
Die US-Astronauten Wally Schirra und Tom Stafford waren am 16. Dezember 1965 auf der Gemini-6-Mission unterwegs, als sie sich einen Streich mit der Bodenstation erlaubten. Sie funkten, sie hätten ein unbekanntes Objekt entdeckt, das bald in die Erdatmosphäre eintreten werde. Es sehe so aus, als würde ihnen dieses Objekt Signale senden.
Looks like he might be going to re-enter soon. Stand by one – it looks like he’s trying to signal us.
Könnte das etwa der Samichlaus mit Schlitten und Rentieren gewesen sein? Während das verdutzte Bodenpersonal studierte, was da im All herumschwirren könnte, kramten die Astronauten Schellenkranz und Mundharmonika hervor und spielten «Jingle Bells». Das erste Lied also, das je vom Weltall zur Erde übertragen wurde.
2. «O Sauf-, Kriegs- und Fussballhymne»
Als Melodie von «O Tannenbaum» diente einst das Lied «Es lebe hoch der Zimmermannsgeselle». Letztlich setzten sich aber die Klänge des weinseligen Studentenlieds «Lauriger Horatius» aus dem 18. Jahrhundert durch.
Eine Melodie, die wiederum durch deutsche Studenten in die USA gelangte und dort zum Beispiel zum Kampflied der Konföderierten im Amerikanischen Bürgerkrieg wurde – oder zur offiziellen Hymne der Bundesstaaten Iowa und Maryland.
We’ll keep the blue flag flying high.
Der musikalische Unterboden von «O Tannenbaum» funktioniert aber auch als Fan-Song unter anderem der Anhänger des englischen Clubs Chelsea FC. Oder unter dem Titel «The Red Flag» als Hymne der internationalen Arbeiterbewegung.
3. «Rudolph, das tierische Malbuch»
Rudolph, das Rentier mit der roten Nase: Erfunden 1939 vom Texter Robert L. May, der für das US-amerikanische Kaufhaus «Montgomery Ward», ein weihnächtliches Malbuch entwerfen sollte. Er kreierte eine Figur, die zeigt, dass Andersartigkeit auch eine Stärke sein kann.
Das Malbuch wurde millionenfach an Kinder verteilt, Rudolph gehört seither nicht nur in den USA zum Weihnachtsinventar. Zehn Jahre später schuf Mays Schwager, der Komponist Johnny Marks, das weltberühmte Lied zur Figur. Sänger Gene Autry landete damit auf Platz 1 der US-Charts.
4. «Es sind viele Stroph’ entsprungen»
Die ersten Strophen bekannter Weihnachtslieder sitzen meist ganz ordentlich. Ab dem zweiten Durchgang nimmt die Textsicherheit bei vielen Leuten deutlich ab. Was aber, wenn ein Lied noch mehr Zeilen hat? «Es ist ein Ros’ entsprungen» soll einst 23 Strophen gezählt haben.
Martin Luthers «Vom Himmel hoch, da komm ich her» trumpft im Original mit 15 Strophen auf. Viel? Das wohl längste Weihnachtslied der Welt ist das «Heiligobndlied», entstanden um das Jahr 1799 im deutschen Erzgebirge. Die Urfassung enthält 13 Strophen, mittlerweile aber sind mehrere 100, mindestens aber weitere 156 Strophen bekannt.
5. «Stille Nacht, heiliger Stuhl»
Dass die Spitzenplätze auf des Papstes Playlist nicht unbedingt Eminem oder Lady Gaga innehaben, scheint nicht weiter erklärungsbedürftig. «Stille Nacht, heilige Nacht» ist das Lied, das Franziskus, den Pontifex Maximus, maximal erfreut. Der Klassiker sei sein Lieblingslied, sagte der Papst 2018 im Rahmen des 200-Jahr-Jubiläums der Komposition.
Weihnachtsbonus: «Stille Nacht» ist nicht nur im Umfeld des Heiligen Stuhls eine gern gehörte Nummer. Auch Regisseur Quentin Tarantino hat das Lied für seinen doch eher unheiligen Winterwestern «The Hateful 8» verwendet. In einer Szene klimpert Bob, «der Mexikaner», die Melodie am Klavier – wenn auch nicht ganz fehlerfrei.