Abwanderung und eine schwache Wirtschaft: Das italienischsprachige Tal ennet dem Berninapass kämpft mit den gleichen Herausforderungen wie die meisten Bergtäler. In alten Berichten wird das Puschlav bereits als «das verlorene Tal» bezeichnet.
Pioniere bei Kräutern und Käse
Die Bewohner zeigen aber Courage und Pioniergeist. Mit biologisch angebauten Kräutern wie Salbei, Melisse und Minze startet in den 80er Jahren ein erster Bauer ganz unten im Tal einen Versuch. Mit Erfolg: Die Kräuter dienen heute noch zur Herstellung der weltbekannten Ricola-Bonbons.
Und als ein Grossverteiler von einer der beiden Käsereien im Tal Bio-Käse beziehen will, entscheiden sich auch die Bauern im oberen Teil des Tals, entsprechend Bio-Milch zu produzieren.
Der Käse ging weg wie warme Weggli.
Das Puschlav kann von Beginn weg vom Bio-Trend in der Schweiz profitieren. Die Bäuerinnen und Bauern im Tal sehen wie ihre Kollegen mit Bioprodukten Geld verdienten. Ein Hof nach dem anderen stellt den Betrieb von konventionell auf «Bio» um.
Bio – mehr als Landwirtschaft
Aber nicht nur die Landwirtschaft soll profitieren. Die Produkte der Bauern sollen auch im Tal verarbeitet und verkauft werden – vorwiegend an Touristen. Das Puschlav soll zum Bio-Tal werden, so das Ziel. Lokale, biologische Produkte sollen zum Wirtschaftsmotor für das Tal werden.
Im Puschlav werden Bio-Projekte lanciert, Millionen an Fördergeldern investiert und ein lokales Label lanciert.
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Tourismus gewinnt
Im Tal mit 4'500 Bewohnern werden heute über 130 Produkte hergestellt, die ausschliesslich aus Puschlaver Grundstoffen hergestellt werden – vom Brot über die Pizza bis hin zu Süssigkeiten. Seit man mit diesen radikal lokalen Bio-Produkten wirbt, steigen auch die Übernachtungszahlen von Touristen im Tal.
Das Zusammenspiel aller Akteure im Tal ist wichtig.
Bio-Label für das Tal
Nach den ersten Erfolgen mit seiner Bio-Strategie will sich das Puschlav nun als Bio-Tal zertifizieren lassen. Etwas, das es noch nirgends gibt. Die Biozertifizierung erhalten Bauern und Produkte, aber nicht Regionen oder Bergtäler. Um das Tal noch besser vermarkten und attraktiver machen zu können, will das Val Poschiavo aber nun eben das Bio-Label erhalten.
Dabei geht es nicht nur um die Attraktivität für Touristen, sondern auch für die eigene Bevölkerung. Abwanderung und eine schwache Wirtschaft sind trotz Bio eine fortlaufende Herausforderung für das kreative Bergtal.